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Ärzte ohne Grenzen: "Übergang zu Syrien muss offen bleiben"

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Über 24.000 Todesopfer hat das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet insgesamt gefordert, den Überlebenden fehlt es hingegen am Notwendigsten. Vor allem nach Syrien kommen Hilfslieferungen nur stockend, aktuell ist Grenzübergang Bab al-Hawa einziger Zugang in die Rebellengebiete.

Ärzte ohne Grenzen hob dessen Bedeutung hervor. "Bab al-Hawa muss offen bleiben", sagte die logistische Koordinatorin der NGO für Syrien, Karin Puchegger, zur Austria Presse Agentur.

Logistisches Material besonders gebraucht

Die 36-jährige Oberösterreicherin sprach von einem "Nadelöhr", das den Hilfsgütertransport in das vom Erdbeben betroffenen Nordsyrien stark verzögere. Zerstörte Straßen, Überflutungen und ein Mangel an Treibstoff erschwerten den Hilfseinsatz für Ärzte ohne Grenzen. Zusätzlich starben bereits zwei ihrer Kollegen durch das Erdbeben. Auch Angehörige der rund 400 Mitarbeiter, die sich großteils in Syrien aufhalten, kamen bereits um. "Unser Personal ist nicht nur im Hilfseinsatz, sondern in vielen Fällen selbst vom Beben betroffen. Das ist natürlich besonders tragisch", so Puchegger.

Besonders dringend gebraucht werde logistisches Material wie Zeltplanen, Isoliermatten, Decken oder Abdeckfolien, hieß es. "Die Menschen haben schließlich ihr Zuhause verloren und schlafen in Autos oder auf der Straße." Zwar könne der Bedarf noch durch eigene Lager in Syrien gedeckt werden, jedoch seien die Bestände an medizinischer Ausrüstung wie OP-Sets, Verbänden oder Wund-Kits weitaus größer, sagte sie.

Erdbeben verschärft Situation in Syrien

Man habe darum bereits eine Nachschub-Lieferung in Auftrag gegeben, erklärte die 36-Jährige. Immer wieder gibt es Befürchtungen, dass auch der Grenzübergang Bab al-Hawa zur Türkei geschlossen wird. Das würde faktisch bedeuten, dem Nordwesten und den rund 4,5 Millionen Bewohnern in der Region mit Blick auf humanitäre Versorgung den Hahn abzudrehen. Die Versorgungslinie über die Grenze zur benachbarten Türkei aufrecht zu erhalten sei daher unerlässlich.

Bereits der seit zwölf Jahren andauernde Konflikt in Syrien mache das erforderlich. Die Erdbeben-Katastrophe habe die Situation in Syrien noch mehr verschärft. "Der Bedarf war vorher schon groß, aber auf dieses Ausmaß war niemand vorbereitet", so Puchegger. Nachsatz: "Umso dringender braucht die Region Hilfe. Das Leid der Menschen ist unbeschreiblich."

Die Zahl der Toten nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist alleine in der Türkei auf 19.338 gestiegen. Mehr als 77.000 Menschen seien verletzt worden, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag in Malatya. Aus Syrien wurden zuletzt 3.384 Tote gemeldet. Somit wurden mindestens 22.722 Todesopfer in beiden Ländern gezählt.

ribbon Zusammenfassung
  • Über 24.000 Todesopfer hat das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet insgesamt gefordert, den Überlebenden fehlt es hingegen am Notwendigsten.
  • Vor allem nach Syrien kommen Hilfslieferungen nur stockend, aktuell ist Grenzübergang Bab al-Hawa einziger Zugang in die Rebellengebiete.
  • Ärzte ohne Grenzen hob dessen Bedeutung hervor.
  • "Bab al-Hawa muss offen bleiben", sagte die logistische Koordinatorin der NGO für Syrien, Karin Puchegger, zur Austria Presse Agentur.

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