Ermittlungserfolg
Bankomatsprengungen: 14 Verdächtige festgenommen
Auch zahlreiche Sicherstellungen habe es gegeben, hieß es von Seiten der Ermittler. Bei den Verdächtigen handelt es sich großteils um Niederländer mit Maghreb-Hintergrund.
Insgesamt wurden 33 Personen ausgeforscht. "Damit ist die überwiegende Anzahl der Taten geklärt", sagte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts.
Wobei Holzer im gleichen Atemzug ankündigte: "Das war erst der Anfang." Die weiteren Strukturermittlungen würden fortgesetzt.
Die jüngste Festnahme habe erst vor zwei Tagen in Wien stattgefunden. "Dabei ist der Verdächtige aus dem zweiten Stock einer Wohnung gesprungen", sagte Holzer.
Weiters sprach Holzer von "zahlreichen Sicherstellungen" und nannte unter anderem die Beschlagnahmung von über 50 Handys, 30 Datenträgern, 16 Rollern, 400 bis 500 Gramm Sprengstoff, Suchtgift, Kleidung mit mutmaßlichem Tatbezug sowie rund 40.000 Euro an Bargeld bei zwölf Razzien (sechs davon fanden in den Niederlanden statt).
Millionenschaden für betroffene Banken
Seit Jahresbeginn wurden 26 Einbruchsdiebstähle durch Sprengung von Geldausgabeautomaten gezählt. In zwölf Fällen blieb es beim Versuch, doch der Sachschaden und das Gefährdungspotenzial für Unbeteiligte seien enorm, so die Ermittler.
Insgesamt sei den betroffenen Banken bisher ein Schaden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich entstanden, auch die erbeutete Summe Geld bewege sich im Millionenbereich.
"Die Täterinnen und Täter agieren extrem professionell. Es gibt klare hierarchische Strukturen", sagte Holzer mit Verweis auf eine Unterteilung in Sprenger und Logistiker.
Die ausführenden Personen agierten stets vermummt und in an Händen und Beinen verklebten Overalls, "um das Hinterlassen von DNA-Spuren zu verhindern".
Fünf Tätergruppen
Das Vorgehen laufe fast immer nach dem gleichen Schema ab. "Die Bankomaten werden aufgebrochen, Sprengladungen werden platziert", erklärte Holzer. Dabei handelt es sich laut dem Leiter des Ermittlungsdiensts im Landeskriminalamt, Gerhard Winkler, meist um "Selbstlaborate", oft werde dafür Blitzknallsatz verwendet.
"Über Kabelfernzündung wird die Ladung dann zur Explosion gebracht, das Bargeld wird mitgenommen", ergänzte Holzer. Binnen weniger Minuten erfolge die Flucht mit Fahrzeugen, oft würden diese danach angezündet.
Insgesamt verzeichne die Polizei in Österreich derzeit fünf unabhängig voneinander agierende Tätergruppen, "allerdings existieren sehr wohl Schnittmengen und Kooperationen", sagte Holzer. Wobei geschätzt werde, dass die Gruppen "insgesamt hunderte Personen umfassen" würden.
"Kommissar Zufall" spielte Polizei in Hände
In der Bundeshauptstadt kam es am 28. September 2024 zur ersten Sprengung. Schnell kristallisierte sich ein Unterschied zum Vorgehen jener Gruppen in den Bundesländern heraus.
"In Wien sind die Täter immer mit Motorrollern zum unmittelbaren Tatort gefahren", sagte Winkler, während im restlichen Österreich vor allem auf PS-starke Fahrzeuge als Fluchtmittel gesetzt worden sei. "Kommissar Zufall", wie Winkler sagte, habe den Kriminalisten jedoch im weiteren Verlauf in die Hände gespielt.
Einen Tag nach einer Sprengung in Wien-Liesing am 21. Jänner seien ein 37-jähriger Verdächtiger und ein 35-Jähriger in einem Pkw bei einer Routinekontrolle im deutschen Frankfurt auf der Autobahn angehalten worden. Der per EU-Haftbefehl zur Fahndung ausgeschriebene 37-Jährige wurde festgenommen, der 35-Jährige musste in Ermangelung eines damals noch nicht hinreichend belegten Tatverdachts wieder laufen gelassen werden.
"Das Besondere an diesem Fall war, dass die beiden in einem Auto unterwegs waren, das auf eine Österreicherin zugelassen waren", erinnerte sich Winkler. Später habe sich herausgestellt, dass das Fahrzeug den beiden Männern von der Österreicherin überlassen worden war.
"Die stand natürlich ab diesem Zeitpunkt im Zentrum der Ermittlungen." Wie die Ermittler der Frau nachweisen konnten, hatte sie den Tätern entsprechende Hilfsdienste gegen Geld geleistet. Die Österreicherin wurde mittlerweile bereits rechtskräftig verurteilt.
Der zweite Durchbruch habe sich in Folge einer Sprengung am 6. April 2025 in der Wiener Vorgartenstraße ergeben. Dabei war es nur kurz darauf zur Konfrontation mit der Polizei gekommen, die auch von der Schusswaffe Gebrauch machen hatte müssen. Ein 34-jähriger Niederländer wurde festgenommen.
Ermittlungen in Wien
Aus den Sicherstellungen habe man bereits zahlreiche DNA-Spuren extrahieren können, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, am Donnerstag. In der Bundeshauptstadt laufen bereits seit Oktober 2024 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen 15 ausgeforschte Beschuldigte aufgrund von 14 Sprengungen - auch in Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.
Insgesamt sei es im Zuge des Verfahrens gegen die Bankomatsprenger zu bisher rund 40 Telefonüberwachungen gekommen.
Fünf Verdächtige befinden sich laut Staatsanwaltschaft bereits in Untersuchungshaft in der Justizanstalt Josefstadt. Zwei Verdächtige seien aufgrund von europäischen Haftbefehlen in den Niederlanden dingfest gemacht worden.
"Einer davon wird auch heute Abend übergeben werden", sagte Behördensprecherin Bussek. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Verdächtigen der Sprengung am 6. April in Wien. Die Staatsanwaltschaft werde nach Auslieferung gegen ihn die Verhängung der Untersuchungshaft beantragen.
Video: Vorfälle häufen sich: Erneut Bankomat gesprengt
Zusammenfassung
- Nach einer Serie von Bankomatsprengungen in Österreich wurden 14 Verdächtige festgenommen.
- Die Polizei und die Staatsanwaltschaft Wien informierten am Donnerstagvormittag auf einer Pressekonferenz im Bundeskriminalamt über den Ermittlungserfolg.
- Bei den Festgenommenen handelt es sich überwiegend um Niederländer mit nordafrikanischem Hintergrund, zudem gab es zahlreiche Sicherstellungen.