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Prinz Charles will neuen Umgang mit Sklaverei-Aufarbeitung

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Prinz Charles hat sein Bedauern über die Sklaverei im britischen Empire zum Ausdruck gebracht und einen neuen Umgang mit der Vergangenheit angekündigt. Eine Entschuldigung vermied der Thronfolger jedoch. "Ich finde keine Worte für das Ausmaß meiner persönlichen Trauer über das Leid so vieler Menschen", sagte der Thronfolger zur Eröffnung des Gipfels der Commonwealth-Staaten im ostafrikanischen Ruanda.

Er werde sein Verständnis, wie nachhaltig sich die Sklaverei noch heute auswirke, weiter vertiefen, kündigte der 73-Jährige an. Nicht nur die anwesenden Staats- und Regierungschefs des Staatenbundes Commonwealth, sondern auch seine eigene Familie nahm der 73-Jährige in die Pflicht: "Auch wir müssen neue Wege finden, unsere Vergangenheit anzuerkennen." Zuletzt waren Mitglieder der Royal Family bei Besuchen in der Karibik mit Forderungen konfrontiert worden, sie sollten sich für die Rolle der Monarchie entschuldigen.

Zwar vermied er eine Entschuldigung, auch um keine Tür für Schadenersatzforderungen zu öffnen. Doch scheint es Charles angeraten, in die Offensive zu gehen. Das gilt auch für Bestrebungen einiger Commonwealth-Mitglieder, sich von der Krone zu lösen und sich - wie zuletzt bereits Barbados - zu Republiken zu erklären. Vor allem in der Karibik werden solche Stimmen immer lauter, wie auch Charles' Sohn Prinz William jüngst bei einem Besuch in der Region erfuhr. Die Entscheidung über die Staatsform liege alleine bei den einzelnen Staaten, betonte Charles, der eines Tages Oberhaupt des Commonwealth sein wird, in Kigali.

Dort traf sich der Queen-Nachfolger auch mit dem britischen Premierminister Boris Johnson. Die Begegnung galt als heikel. Der Prinz, so hatte die Zeitung "Times" berichtet, habe in einem privaten Gespräch Johnsons Entschluss kritisiert, illegal eingereiste Migranten gleich welcher Nationalität ohne Prüfung ihres Asylantrags nach Ruanda abzuschieben. Charles nannte das Vorhaben demnach "entsetzlich" und zeigte sich "mehr als enttäuscht". Der Wirbel war groß. Denn grundsätzlich gilt die Annahme, dass Mitglieder des Königshauses sich nicht zu politischen Themen zu äußern haben.

Charles werde seiner Rolle als "outspoken Royal" - also als unverblümtes Familienmitglied - einmal mehr gerecht, kommentierte die "Times". Bereits seit Jahrzehnten nimmt der Prince of Wales, wie sein offizieller Titel lautet, kein Blatt vor den Mund, wenn es um Themen gibt, die ihn persönlich interessieren. Umwelt, Tierschutz oder Landwirtschaft - es ist im Vereinigten Königreich bekannt, dass Charles sich hierzu auch mal kritisch äußert und entsprechend bei Regierungsmitgliedern vorstellig wird. Aber in aller Regel bleibt alles hinter den Kulissen.

Selbst Gesten werden genau darauf abgeklopft, ob Royals damit eine Aussage verbinden könnten. War es Kritik an der britischen Flüchtlingspolitik, dass der beliebte Kinderbuchfigur Paddington Bär, der laut seiner Geschichte ein Flüchtling aus Peru ist, gemeinsam mit der Queen in einem Film zu deren Thronjubiläum Tee trank? Dass Charles das Regierungsprogramm der konservativen Regierung eher lustlos herunter ratterte, galt einigen ebenfalls als Zeichen von Unmut.

Gespannt wartet das Königreich bereits darauf, ob ein König Charles III. versuchen würde, die Regeln des Sagbaren für einen Monarchen zu verschieben, wie es sein Freund und Biograf Jonathan Dimbleby vor einigen Jahren andeutete. Ein solcher Schritt, so Dimbleby damals, würde eine "seismische Verschiebung in der Rolle des Souveräns" bedeuten. Charles selbst hatte sich später deutlich zurückhaltender geäußert und seine parteipolitische Neutralität als König betont.

Die Kritik an den britischen Flüchtlingsplänen, die Charles' Residenz Clarence House nicht dementierte, könnte nun in eine andere Richtung deuten. "Bereitet Euch vor auf König Charles, den Monarchen, der seine Meinung äußert", kommentierte der Kolumnist Simon Jenkins in der Zeitung "Guardian". "Er wird sich nicht ändern."

Zuletzt versuchte Charles, sich ein moderneres Image zu geben. Gemeinsam mit Ehefrau Herzogin Camilla trat er in der beliebten Vorabendserie "EastEnders" auf, im Ballsaal des Buckingham-Palasts soll eine Sendung der Tanzshow "Strictly Come Dancing" aufgenommen werden - vielleicht sogar mit Charles und Camilla als Tänzern.

Aber Verfassungsexperten bleiben gelassen. Charles sei nicht der erste Thronfolger, der sich über Konventionen hinwegsetze. Spätestens als König sei er in einem Geflecht aus Riten, Traditionen und ungeschriebenen Gesetzen eingehegt.

ribbon Zusammenfassung
  • Prinz Charles hat sein Bedauern über die Sklaverei im britischen Empire zum Ausdruck gebracht und einen neuen Umgang mit der Vergangenheit angekündigt.
  • Charles selbst hatte sich später deutlich zurückhaltender geäußert und seine parteipolitische Neutralität als König betont.
  • "Bereitet Euch vor auf König Charles, den Monarchen, der seine Meinung äußert", kommentierte der Kolumnist Simon Jenkins in der Zeitung "Guardian".