Martin Holzner/PULS 24

237 (mehr oder weniger) gute Gründe: Warum haben wir eigentlich Sex?

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Von wegen trockene Zahlen. PULS 24 Kolumnistin Theresa Lachner bringt zusammen, was zusammen gehört: Sex und Statistik.

Klingt erst mal wie ne blöde Frage: Warum überhaupt? Wozu das alles? Hatte Oscar Wilde etwa recht, als er gesagt hat, dass es bei allem im Leben um Sex geht, nur nicht beim Sex, da ginge es um Macht?

Keine Sorge – die Wissenschaft hat auch hierauf Antworten. Und zwar sogar ganze 237 – das ist angeblich die Anzahl an Gründen, aus denen Menschen Sex haben. Weit mehr als ursprünglich angenommen – Menschen sind eben doch weitaus nuancierter und komplexer als nur katholisch korrektes Kinderzeugen oder banales "weil´s Spaß macht" – übrigens die häufigste erste Antwort, wenn ich die Frage nach dem Warum in einem Workshop stelle.

Weiterfragen lohnt sich. In fünf Studien antworteten 1.549 Menschen, und ihre Aussagen lassen sich in vier Hauptkategorien und 13 Subfaktoren aufteilen: Stressreduktion, Lust, Physische Anziehung, Erfahrungen, Sozialer Status, Rache und Nutzen. Liebe, Bindung, Ausdruck von Gefühlen. Aber auch Unsicherheit: Druck von Außen, ein Push fürs Selbstbewusstsein, Verpflichtungsgefühl und um den oder die Partner*in bei der Stange zu halten.

Daraus ergibt sich dann ein Fragebogen mit 237 Unterkategorien – der YSEX - Reasons for Having Sex Questionnaire.

Kleiner Auszug gefällig?
Ich wollte sichergehen, dass in unserer Beziehung noch alles stimmt.
Ich wollte mich nach einem Streit versöhnen.
Ich wollte mich Gott näher fühlen.
Meine Freund*innen hatten alle Sex und ich wollte eben dazu gehören.
Mir war langweilig.
Ich wollte mich abreagieren.
Ich wollte ein Baby machen.
Ich bin verheiratet, da macht man das eben so.
Ich wollte über meine*n Ex hinwegkommen.
Ich wollte mal was Neues ausprobieren.
Ich wollte jemanden eifersüchtig machen.
Ich habe mich allein gefühlt.
Ich wollte mehr Sex als meine Freund*innen haben.
Ich wollte mich geliebt fühlen.

Kommen Ihnen einige dieser Gründe bekannt vor? Im Gegensatz zu den Forscher*innen der Studie müssen wir jetzt an dieser Stelle weder ein moralisches Ranking darüber aufmachen, welcher Grund jetzt besser oder schlechter ist, oder ein sexistisches, welcher "typisch weiblich" oder männlich ist.

Hilfreicher ist es, sich zu fragen: welcher dieser Gründe ist ein guter Grund für mich? Und was ist mit dem Menschen, mit dem ich diesen Sex jetzt gerade haben möchte?

Sie dachten es sich vielleicht schon: ehrlich drüber reden hilft, so wie meistens. Nur wer weiß, worauf er oder sie sich einlässt, kann wirklich sein Einverständnis geben. In manchen Ländern steht die Vorspiegelung falscher Tatsachen beim Sex schon unter Strafe. Manchmal sind eben doch die erstmal ein bisschen blöd klingenden Fragen die, die es wirklich in sich haben.

Theresa Lachner ist systemische Sexualberaterin und Gründerin des größten deutschsprachigen Sexblogs LVSTPRINZIP sowie des gleichnamigen Podcasts und Buchs.

Quellen

https://www.midss.org/sites/de,,fault/files/why_have_sex_reasons.pdf
https://scholar.google.com/citations?view_op=view_citation&hl=de&user=CzmDIMIAAAAJ&citation_for_view=CzmDIMIAAAAJ:W7OEmFMy1HYC
https://www.researchgate.net/publication/6227827_Why_Humans_Have_Sex
https://kripoz.de/2018/05/16/zur-strafbarkeit-von-taeuschungen-im-sexualstrafrecht/

ribbon Zusammenfassung
  • Von wegen trockene Zahlen.
  • PULS 24 Kolumnistin Theresa Lachner bringt zusammen, was zusammen gehört: Sex und Statistik.

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