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Immobilien: Deutsche Soravia-Tochter meldet Insolvenz an

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Die Immobilienkrise bekommt offenbar auch den heimischen Immo-Entwickler Soravia zu spüren. In Deutschland sei kürzlich eine wichtige Finanzierungstochter des Familienunternehmens insolvent geworden, berichtet der "Standard" am Mittwoch.

Wegen gescheiterter Finanzierung mussten laut "Standard" jedenfalls auch Großprojekte nahe München und Berlin abgeblasen werden. Dazu finde seit Monaten offenbar eine tiefgehende Umstrukturierung im Konzern statt - "zum Ärger vieler Soravia-Anleger, die sich uninformiert und übergangen fühlen".

Ende vergangenen Jahres hatte die deutsche One Group dem Bericht zufolge darüber informiert, dass sie Zinszahlungen an rund 11.000 Anleihehalter nicht leisten könne.

Die One Group, seit 2020 eine Soravia-Tochter, ist eine Fondsgesellschaft in Hamburg, die Geld von Investoren sammelt, um es in Neubauprojekte zu stecken. Vom Ausfall der Zinszahlungen betroffen sind laut "Standard" Investments in Höhe von rund 409 Millionen Euro.

Insolvenzantrag einer Tochter-Firma

Mitte März dann die nächste schlechte Nachricht aus Deutschland. Es gehe um eine Firma namens SC Finance Four GmbH (SC steht für Soravia Capital, Anm.). Deren Aufgabe bestehe darin, jene Investorengelder, die über die One Group eingesammelt werden, an spezifische Bauprojekte zuzuweisen.

Diese SC Finance Four habe vor dem Amtsgericht Offenbach nahe Frankfurt einen Antrag auf Insolvenz mit Eigenverwaltung gestellt. 

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Umbau im Konzern

Tausende Soravia-Anleger, vornehmlich aus Deutschland, könnten nun um Teile ihrer Investments umfallen - und sie seien wütend. Unter anderem, weil Soravia seit Monaten auch den Konzern umbaut

Soravia gehört zu gleichen Teilen den beiden Privatstiftungen des Brüderpaars Hanno und Erwin Soravia. Unterhalb der beiden Stiftungen hängen die Hauptbestandteile des Konzerns, die Soravia Group und die Soravia Investment Holding. Die nunmehr kriselnde Hamburger One Group war laut "Standard" bisher unmittelbar unter der Soravia Investment Holding angesiedelt.

Mitte Februar habe sich das aber geändert: Die One Group gehöre seither laut deutschem Handelsregister zu einer Firma namens ZH24 Beteiligungs zwei GmbH. Die hat ihren aber in der Soravia-Konzernzentrale im dritten Wiener Geneindebezirk und sei ebenfalls den Privatstiftungen der Soravia-Brüder zurechenbar.

Das bedeute, die One Group sei, zwar aus dem Konzern entfernt worden, ohne den wirtschaftlichen Eigentümer zu wechseln.

"Bad Bank" für Problemfonds

Genau dorthin sei auch jene SC Finance Four, die eben Mitte März Insolvenz angemeldet hat, gewandert. "Problemfonds werden offenbar in eine Art Bad Bank ausgelagert", schließt die deutsche Zeitung "Handelsblatt" aus den Vorgängen. Von "Bad Bank" spricht man, wenn Finanzinstitute eigene Gesellschaften gründen, in die sie etwa faule Kredite packen, zur Abwicklung.

Es sei ein "großes Warnsignal, wenn vor einer Insolvenz noch schnell der Sitz geändert wird", urteilt dazu der deutsche Finanzblogger Stefan Loipfinger gegenüber dem "Standard". Der Konzern könnte versuchen, davonzukommen und Schäden auf Anleger abzuwälzen.

Soravia spricht von "üblichem Prozess"

In einer Stellungnahme gegenüber dem "Standard" meinte die Konzernsprecherin zur umstrittenen Umstrukturierung, dass diese "schon lange geplant" gewesen und "ein in Konzernen üblicher Prozess" sei.

Die One Group, wiewohl zuvor ein Teil der Soravia, sei "nicht operativ in die Soravia-Gruppe" integriert gewesen. Der Hintergedanke der Ausgliederung sei nicht nur "Risikodiversifikation", so die Sprecherin, sondern auch das "unternehmerische Ziel, das Geschäft der One Group (...) als Dienstleistung für Dritte attraktiv auszugestalten und frei am Markt agieren und wachsen zu können".

Den Vorwurf, eine Art Bad Bank einzurichten, habe man bei Soravia also zurückgewiesen, ohne dies in der Stellungnahme direkt zu benennen. Ob die Verschiebungen in jüngster Zeit wirklich keinerlei Auswirkungen auf die Anleger und ihre Investments haben, werde sich jedenfalls in den kommenden Wochen zeigen.

Die Soravia-Gruppe hat ihren Hauptsitz im "Austro Tower" in Wien-Landstraße, beschäftigt den Angaben zufolge über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat knapp 14.000 Wohnungen errichtet und manage ein Projektvolumen von 6,3 Mrd. Euro. Das Unternehmen ist laut Eigenangaben hauptsächlich in Österreich, Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa tätig.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Immobilienkrise bekommt offenbar auch den heimischen Immo-Entwickler Soravia zu spüren.
  • In Deutschland sei kürzlich eine wichtige Finanzierungstochter des Familienunternehmens insolvent geworden, berichtet der "Standard" am Mittwoch.
  • Ende vergangenen Jahres hatte die deutsche One Group dem Bericht zufolge darüber informiert, dass sie Zinszahlungen an rund 11.000 Anleihehalter nicht leisten könne.
  • Vom Ausfall der Zinszahlungen betroffen sind laut "Standard" Investments in Höhe von rund 409 Millionen Euro.
  • Tausende Soravia-Anleger, vornehmlich aus Deutschland, könnten nun um Teile ihrer Investments umfallen - und sie seien wütend.
  • Unter anderem, weil Soravia seit Monaten auch den Konzern umbaut.