Bei Verteilstellen
UNO: Fast 800 in Gaza bei Suche nach Hilfe getötet
Allein 615 Menschen seien in der Nähe von Verteilstellen der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, teilte eine Sprecherin des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR) der UNO am Freitag mit. 183 Menschen seien vermutlich auf der Route von Hilfskonvois getötet worden.
Weitere Tote am Freitag
Die GHF wird von den USA und Israel unterstützt. Seit Ende Mai verteilt sie nach einer wochenlangen Blockade jeglicher Hilfe durch Israel Hilfspakete und hat wiederholt bestritten, dass es an ihren Standorten zu Zwischenfällen gekommen ist. Allerdings hat das israelische Militär solche Vorfälle eingeräumt, bei denen Palästinenser zu Schaden gekommen sind.
Am Freitag kamen weitere Tote hinzu: Israelische Soldaten sollen nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe getötet haben. Zudem seien etwa 70 Menschen bei dem Vorfall in der Nähe der Stadt Rafah im Süden des umkämpften Küstengebiets verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde.
Von der israelischen Armee gab es zu dem Vorfall auf Anfrage zunächst keine Angaben. Ein Sprecher teilte mit, den Bericht prüfen zu wollen.
Schwerwiegende Kritik an parteiischer Stiftung
Die GHF bedient sich privater US-Sicherheits- und Logistikunternehmen, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Dabei umgeht sie weitgehend das vorherige, von der UNO geführte System. Vor allem die UNO bewertet die Verteilung durch die GHF als unzureichend und gefährlich für die Hilfesuchenden. Zudem sei die Organisation nicht überparteilich.
Vor der GHF hatten vor allem UNO-Organisationen wie das Palästinenserhilfswerk UNRWA großflächig Hilfsgüter verteilt. Seit Jahresbeginn darf das UNRWA per Beschluss von Israels Parlament nicht mehr auf israelischem Boden aktiv sein. Nach israelischer Darstellung ist das Hilfswerk von der militanten Palästinenserorganisation Hamas unterwandert, das UNRWA bestreitet den Vorwurf.
Gesundheitssystem kollabiert
Ärzte ohne Grenzen beklagen unterdessen eine massive Beeinträchtigung ihrer Arbeit bei Khan Younis im Süden des Gazastreifens durch einen Vorstoß der israelische Streitkräfte am gestrigen Donnerstag.
"Die Teams mussten die Arbeit in der Al-Attar-Klinik (in Al-Mawasi) einstellen und die Klinik evakuieren, da israelische Panzer und Gewehrfeuer bis auf 100 Meter herankamen. Ambulanzen, die Patient:innen ins Nasser-Krankenhaus bringen wollten, kamen nicht durch", teilte die Hilfsorganisation am Freitag mit.
"Panzer rückten vor, während Luftschläge und Drohnenbeschuss ein Gebiet trafen, in dem sich zahlreiche Vertriebene aufhalten - und das ohne vorherige Warnung. Menschen, die bereits mehrfach vertrieben worden waren, wurden in einen noch kleineren Raum näher zur Küste gedrängt", schilderte die NGO.
Iman Abo Shawish, die leitende Ärztin der Al-Attar-Klinik wurde mit den Worten zitiert: "Das Gesundheitssystem hier ist zusammengebrochen. Es gibt kein Krankenhaus mehr, wo man noch hingehen könnte."
Eskalation in Gaza: Tote bei Hilfsausgabe
Zusammenfassung
- Im Gazastreifen sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit dem 27. Mai mindestens 798 Menschen beim Versuch getötet worden, an Lebensmittel zu gelangen.
- Allein 615 Menschen seien in der Nähe von Verteilstellen der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, teilte eine Sprecherin des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR) der UNO am Freitag mit.
- 183 Menschen seien vermutlich auf der Route von Hilfskonvois getötet worden.