Aufruf zur Rebellion
Netanyahu: Iran hat weiter über 400 Kilo angereichertes Uran
Nach den Angriffen Israels und der USA war unklar, was dabei mit den mehr als 400 Kilogramm Uran mit nahezu waffentauglichem Reinheitsgrad passiert ist.
"Sie haben noch 400 Kilo"
Netanyahu meinte nun in einem Interview, dass das Material nach seiner Einschätzung nicht zerstört worden sei. "Sie haben noch 400 Kilo", sagte er dem Sender "i24news".
Diese Menge sei "eine notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung für die Herstellung von Atombomben". Israel hatte im Juni zwölf Tage lang Krieg gegen den Iran geführt und mit den USA zentrale Atomanlagen bombardiert. Netanyahu sagte, das Atomprogramm Teherans sei durch die Angriffe um Jahre zurückgeworfen worden. "Sie sind gegenwärtig nicht in der Lage, die Pläne voranzutreiben, die sie wollten."
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte berichtet, dass der Iran unter anderem über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem nahezu waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent verfüge. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, sollte das Material auf 90 Prozent weiter angereichert werden.
Die IAEA war nach den Angriffen der USA und Israels im Iran daran interessiert, den Verbleib dieses Materials zu verifizieren. "Wir wissen nicht, wo sich dieses Material befinden könnte", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi dem Sender CBS News im Juni. Die Führung in Teheran beharrt auf der Darstellung, keine Atomwaffen bauen zu wollen, doch in vielen Ländern wuchs zuletzt die Sorge, dass sie immer näher an die Fähigkeit rückt, Kernwaffen herzustellen.
"Baut eine bessere Zukunft"
Netanyahu rief unterdessen am Dienstag die iranische Bevölkerung zur Rebellion auf: "Baut eine bessere Zukunft für eure Familien und für alle Iraner. Lasst nicht zu, dass diese fanatischen Mullahs euer Leben auch nur eine Minute länger ruinieren", sagte er.
Bei den Angriffen im Juni auf militärische Ziele tötete Israel auch mindestens zehn Atomforscher. Netanyahu sagte dazu: "Eure Führer haben uns den Zwölf-Tage-Krieg aufgezwungen, und sie haben jämmerlich verloren."
Der Grundkonflikt der Erzfeinde besteht trotz Waffenruhe fort - eine diplomatische Lösung ist nicht in Sicht. Irans Führung reagierte im Inneren nach dem Krieg mit einer Welle der Repression. Die iranischen Sicherheitsbehörden nahmen offiziellen Angaben zufolge rund 21.000 Menschen fest.
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Mit Blick auf die jüngste Wasserkrise im Iran sagte Netanyahu: "Alles bricht zusammen. Bei dieser brutalen Sommerhitze habt ihr nicht einmal sauberes, kaltes Wasser für eure Kinder." Israel sei dagegen "Recycling-Weltmeister" für Wasser. Es könne daher helfen, sollte die Führung in Teheran gestürzt werden.
"Wir werden Iran helfen, Wasser zu recyceln, wir werden Iran helfen, Wasser zu entsalzen." Netanyahu sagte: "Jetzt ist die Zeit, für Freiheit zu kämpfen."
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Zusammenfassung
- Der israelische Premier Netanyahu erklärte nach den US-israelischen Angriffen, dass der Iran weiterhin über mehr als 400 Kilogramm Uran mit nahezu waffentauglichem Reinheitsgrad verfüge.
- Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte, dass diese Menge ausreiche, um bei weiterer Anreicherung mehrere Atomwaffen herzustellen, könne den aktuellen Verbleib des Materials aber nicht verifizieren.
- Nach dem zwölftägigen Krieg im Juni, bei dem mindestens zehn iranische Atomforscher getötet und rund 21.000 Menschen festgenommen wurden, rief Netanyahu die iranische Bevölkerung offen zur Rebellion gegen die Führung auf.