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USA verlegen Truppen

Israel greift Teheran an: Tausende Iraner auf der Flucht

Vor 41 Minuten · Lesedauer 5 min

Angesichts anhaltender israelischer Angriffe fliehen Tausende Menschen aus Teheran und anderen großen iranischen Städten. Iranische Medien meldeten am Mittwoch große Verkehrsstaus und ausgesetzte Verbindungen, da zahlreiche Bewohner die Hauptstadt und große Ballungszentren verlassen.

Ein israelischer Militärvertreter sagte, 50 Kampfjets hätten etwa 20 Ziele in Teheran, darunter eine Produktionsstätte für Zentrifugen und mehrere Waffenfabriken, angegriffen

Die angegriffene Fertigungsanlage für Zentrifugen in Teheran diente der iranischen Führung nach israelischer Darstellung dazu, den Umfang und die Geschwindigkeit seiner Urananreicherung für die Entwicklung von Atomwaffen auszuweiten.

Zu den anderen Angriffszielen gehörte den Angaben nach auch eine Anlage zur Herstellung von Rohstoffen und Komponenten für den Zusammenbau von Boden-Boden-Raketen, die bereits gegen Israel eingesetzt würden.

Auch Standorte, die Teile für Boden-Luft-Raketen herstellten, seien ins Visier genommen worden.

Israel ruft zu Evakuierung südwestlich Teherans auf

Israel hat die Bewohner eines südwestlichen Gebiets von Teheran zur Evakuierung aufgefordert. Dies solle der israelischen Luftwaffe ermöglichen, iranische Militäranlagen anzugreifen.

Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Mehr meldete Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und nicht identifizierten Bewaffneten in der Stadt Rey südlich von Teheran. Die Angreifer könnten Verbindungen zu Israel haben und hätten "terroristische Operationen in dicht besiedelten Gebieten der Hauptstadt" geplant.

Iranische Nachrichtenportale berichteten zudem, Israel habe eine mit der Revolutionsgarde verbundene Universität im Osten des Landes angegriffen. Auch eine Raketenanlage nahe Teheran sei getroffen worden. 

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte am Dienstag, ein israelischer Angriff habe direkt die unterirdischen Hallen zur Urananreicherung der Atomanlage Natans getroffen. Israel erklärte, den iranischen Luftraum zu kontrollieren. 

Die Angriffe würden in den kommenden Tagen noch intensiviert.

Teheran: "Hyperschallraketen" auf Israel abgefeuert

Teheran feuerte nach eigenen Angaben in der Nacht auf Mittwoch "Hyperschallraketen" auf Israel ab. 

In der "elften Welle" der Angriffe auf Israel seien ballistische Hyperschallraketen des Typs "Fattah 3" abgefeuert worden, erklärten die Revolutionsgarden in den frühen Morgenstunden in einem staatlichen iranischen Sender.

Iranische Streitkräfte hätten dabei "die vollständige Kontrolle über den Himmel der besetzten Gebiete erlangt".

Unterdessen befeuerte der israelische Verteidigungsminister mit einer neuen Äußerung Spekulationen, dass Israel im Krieg gegen den Iran nicht nur auf das Atomprogramm des Landes zielt.

"Symbole der Regierung werden bombardiert und brechen zusammen - von der Rundfunkanstalt bis zu bald weiteren Zielen", schrieb Israel Katz auf der Plattform X. Ein Tornado ziehe über Teheran hinweg. "So brechen Diktaturen zusammen."

Vor wenigen Tagen hatte Israels Armee während einer Live-Sendung den iranischen Staatssender IRIB angegriffen. Dem Sender zufolge gab es dabei Tote und Verletzte.

Israels Armee teilte mit, der Luftschlag habe einem "Kommunikationszentrum des iranischen Regimes" gegolten. Ein Video der Sendung während des Angriffs wurde in den sozialen Medien vielfach geteilt.

Trump warnt den Iran

US-Präsident Donald Trump warnte am Dienstag in sozialen Medien, die Geduld der USA sei sehr strapaziert. "Wir wissen genau, wo sich der sogenannte 'Oberste Führer' versteckt", schrieb er auf Truth Social mit Blick auf das geistliche und politische Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Khamenei.

Video: USA bereit für "Schläge gegen den Iran"

"Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest jetzt noch nicht... Unsere Geduld wird dünner." Drei Minuten später forderte Trump vom Iran: "BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION!"

Die Vereinigten Staaten verlegen nach Angaben von US-Vertretern mehr Kampfflugzeuge in den Nahen Osten. Bisher haben die US-Streitkräfte allerdings nur indirekt eingegriffen und etwa Raketen abgeschossen, die auf Israel abgefeuert wurden.

Erwogen werde aber nach Angaben von Insidern, sich Israel bei Angriffen auf iranische Atomanlagen anzuschließen. US-Unterstützung ist nach Meinung von Experten vor allem erforderlich, um die teils tief unter der Erde liegenden Atomanlagen zu treffen.

Irans oberster Führer Chamenei droht Israel

Inmitten der sich weiter zuspitzenden Lage richtete Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei erneut eine Drohung an den Erzfeind Israel. "Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben", schrieb er auf der Nachrichtenplattform X.

"Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen."

Zuvor hatte sich US-Präsident Trump mit einer indirekten Drohung an Chamenei gewandt, dem die iranische Verfassung als Staatsoberhaupt in allen strategischen Belangen das letzte Wort gewährt.

"Wir wissen genau, wo sich der sogenannte "Oberste Führer" versteckt hält", schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. "Er ist ein leichtes Ziel." Vorerst sei Chamenei dort aber sicher. "Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment."

Israel-Iran-Konflikt eskaliert

Iranische Behörden haben seit Beginn des Kriegs am vergangenen Freitag 224 Todesopfer gemeldet, meist Zivilisten. Israel gab an, 24 Zivilisten seien getötet worden.

Die Eskalation folgt auf monatelange zunehmende Spannungen zwischen Iran und Israel. Israel begründet seinen Angriff damit, dass die Islamische Republik kurz vor der Entwicklung einer Atomwaffe stehe.

Vor Beginn des israelischen Angriffs hatte die IAEA den Iran zum ersten Mal seit fast 20 Jahren des Verstoßes gegen seine Nichtverbreitungsverpflichtungen beschuldigt.

Video: Straße von Hormus

Zusammenfassung
  • Israel und Iran haben ihre wechselseitigen Angriffe fortgesetzt.
  • Das US-Militär verstärkt seine Präsenz im Nahen Osten und verlegt einen zweiten Flugzeugträger sowie Dutzende Tankflugzeuge in die Region, während die US-Botschaft in Jerusalem bis Freitag geschlossen bleibt.
  • Irans oberster Führer Chamenei drohte Israel mit einer 'starken Antwort', während Ex-US-Präsident Trump Chamenei indirekt warnte, man wisse, wo er sich verstecke, aber ihn vorerst nicht töten werde.