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The Cure in Wien: Hoffnungslos und träumerisch

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Alt sind The Cure geworden - zumindest will man das in den neuen Songs glauben machen. "I'm outside in the dark wondering how I got so old" heißt es etwa in "Endsong". Und obwohl Frontman Robert Smith mittlerweile 63 und seine Band 46 Jahre alt sind, scheint es am Sonntag in der Wiener Marx Halle - beim einzigen Österreich-Stopp der Europatournee -, als könnten diese Zeilen nicht weiter von der Realität entfernt sein. Oder als sei man zumindest nur körperlich gealtert.

Hetzen wollte sich die Band über zweieinhalb Stunden nicht lassen. Und so ergoss sich der gitarren- und keyboardlastige, zwischen dem Hoffnungslosen und Träumerischen oszillierende Sound oft auch ohne Begleitung von Smiths Vocals auf die Zuhörer. Mit einem langen Instrumentalstück begrüßten die Musiker ihr Publikum bereits im Zuge des Openers - ihres neuen, bittersüßen Songs "Alone".

Kostproben neuer Musik gab es auch mit "And Nothing is Forever" und "I Can Never Say Goodbye". Sie lassen darauf schließen, dass sich das bereits angekündigte Album mit dem Titel "Songs Of A Lost World" - die letzte The-Cure-Platte erschien vor mittlerweile 14 Jahren - an den melancholischen Düsterrock, den die Band etwa in den späten 1980er-Jahren verfolgte, annähern könnte.

Nicht der Sound, jedenfalls aber die Bandmitglieder sind älter geworden. Smiths zerzauste Haare, neben dem verwischten Lippenstift und dunklem Augen-Make-up langjähriges Markenzeichen, wirkten zumindest im Scheinwerferlicht mehr grau als schwarz. Bewegung fand eher hinter als auf der Bühne statt: Die Band begleiteten Videos - mal Farbexplosionen, mal vorbeiziehende Kontinente - und eine schnelle Lichtshow, die es in der Marx Halle ab und an fast ungewöhnlich hell werden ließ. Ein weiterer Lichtblick: Smiths Stimme, die so klar klingt wie eh und je.

Das bewies der Brite mit so unterschiedlichen Titeln wie dem für seine Frau geschriebenen romantischen "Lovesong" und dem dunkleren, mäandernden "From the Edge of the Deep Green Sea". Sichtlich gut kam das poppige "Push" an, bei dem die Band das in die Gänge gekommene Publikum auf der Video-Wall hinter sich zeigte, beim Gothic-Rock-Song "A Forest" wurde begeistert zum Takt geklatscht.

Wer die Hits hören wollte, musste sich bis zur zweiten und letzten Zugabe gedulden. Dann zeigten sich die Band und ein sichtlich gut gelaunter Robert Smith gewillt, mit einem Best-Of von "Lullaby", "Just Like Heaven" und "Boys Don't Cry" bis zum fröhlichen Radio-Klassiker "Friday I'm in Love" auch jene zufriedenzustellen, die den Cure-Kanon nicht in- und auswendig kennen - ihn nach diesem Abend aber sicherlich besser kennenlernen wollen.

(S E R V I C E - www.thecure.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Alt sind The Cure geworden - zumindest will man das in den neuen Songs glauben machen.
  • "I'm outside in the dark wondering how I got so old" heißt es etwa in "Endsong".

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