Prinz Harry salutiertAPA/AFP/POOL/Jeremy Selwyn

Ghostwriter: "Das ist so schräg. Ich schreie Prinz Harry an"

0

Zwei Jahre arbeitete J. R. Moehringer mit Prinz Harry zusammen, bekam Einblick in seine Gedanken und traf seine engsten Bekannten. Irgendwann kam der Zeitpunkt, als sie sich nur noch anschrien.

Prinz Harry autobiografische Abrechnung mit den Royals "Reserve" (im Original: "Spare") wurde zum Bestseller. Der Briten-Prinz schrieb sie aber nicht selbst. Der Mann an der Tastatur war Bestseller-Autor J. R. Moehringer. Stundenlange Zoom-Gespräche erlaubten ihm, die Welt mit Harrys Augen zu sehen. Dabei kam es auch zur Eskalation, wie er in einem Gastbeitrag für den "New Yorker" schreibt.  

Ausgezogen, geschlagen, ausgehungert

Es war mitten in der Nacht, als beiden - dem Prinzen und dem Autor - die Nerven durchgingen. Es ging um eine Szene aus Harrys Armeetagen. Er erzählte über eine Entführungssimulation. Harry wurden die Augen verbunden, er wurde in einen Bunker unter der Erde verschleppt, geschlagen, fror, wurde ausgezogen, musste hungern. Es ging darum, die Grenzen der Soldaten auszuloten. Einige seiner Kameraden hielten dem Druck nicht stand. Schließlich werfen die "Kidnapper" Harry gegen eine Wand, würgen ihn, schreien ihm Beleidigungen ins Gesicht - auch gegen seine Mutter. 

Schreiduell um 2 Uhr morgens

Die Soldaten gingen zu weit - nach der Simulation entschuldigt sich einer - und Harry hat eine schlagfertige Antwort parat. Das wollte der Prinz unbedingt in seinen Memoiren haben, Moehringer war dagegen, weil die Szene dadurch weniger eindrucksvoll geworden wäre. Monatelang diskutieren die beiden darüber. Schließlich brüllt der Autor den Prinzen um zwei Uhr morgens an, Harry wird hochrot im Gesicht, mit zusammengekniffenen Augen brüllt er zurück. 

"Das ist schräg, ich brülle Prinz Harry an", schoss ihm plötzlich durch den Kopf, erinnert sich Moehringer. Als der Streit weiter eskalierte, sah er schon das Ende der Zusammenarbeit voraus. Doch beide beruhigten sich, Moehringer erklärte, warum er den Sager, der Harry so wichtig war, nicht haben wollte. Und Harry? Der erzählte, dass ihn sein ganzes Leben die Leute für dumm hielten. Sein cleverer Ausspruch war ihm auch deshalb so wichtig. 

"Danke, Harry"

"Oh", reagierte Moehringer. Den Satz wollte er trotzdem nicht. Lange schwieg der Prinz. Dann gab er nach. "Danke, Harry", war der Autor erleichtert. Und der Prinz? Der reagierte mit einem spitzbübischen Lächeln: "Es macht richtig Spaß dich so in Rage zu bringen." Moehringer lachte - und alles war wieder gut. 

Paparazzi stalken den Autor

Monate später erschien "Spare". Und zumindest Harrys Erfahrungen mit den Paparazzi verstand der Autor plötzlich besser. Denn auch er wurde plötzlich gestalkt. Auf der Straße lauerten sie ihm auf, stalkten ihn, wenn er seinen Sohn in die Schule brachte und linsten durch sein Fenster. Die Erfahrung habe ihm geholfen, Harry besser zu verstehen.

So viele Lügen

Als das Buch durch einen Fehler vorab auf Spanisch erschien, wurde das Buch von den britischen Medien patschert in Englische übersetzt. Moehringer. "Fakten wurden aus dem Zusammenhang gerissen, komplexe Emotionen zu karikaturistischer Idiotie reduziert, unschuldige Passagen zu Empörungen aufgebauscht – und es gab so viele Unwahrheiten."

ribbon Zusammenfassung
  • Zwei Jahre arbeitete J. R. Moehringer mit Prinz Harry zusammen, bekam Einblick in seine Gedanken und traf seine engsten Bekannten.
  • Irgendwann kam der Zeitpunkt, als sie sich nur noch anschrien.

Mehr aus Entertainment