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"Till Lindemann wurde behandelt wie Gott"

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Gegenüber dem ZDF beschreibt eine ehemalige Mitarbeiterin von Universal Music, wie sie die Zusammenarbeit mit Rammstein und Till Lindemann erlebt hat und schildert weitere Vorwürfe gegen den Sänger, die Band und das Management.

Die Vorwürfe gegen Rammstein und Sänger Till Lindemann ebben nicht ab. Mittwochnacht zeigte das ZDF eine halbstündige Doku mit dem Titel "Rammstein - Hinter der Mauer des Schweigens" dazu. Darin schildert eine als ehemalige Mitarbeiterin von Universal Music bezeichnete Frau, die anonym bleibt, ihre Erfahrung mit Lindemann und Rammstein.

Die Band sei die "Cashcow" des Labels, deswegen hätte Rammstein auch immer eine Sonderbehandlung bekommen. "Till Lindemann wurde behandelt wie Gott", sagt sie wortwörtlich. Sie beschreibt in der Doku, dass es beispielsweise an Sets der Videodreharbeiten stets Kokain gegeben hätte. Und "meistens junge Mädchen" eingeladen gewesen seien. "Die dann auch ganz klar dafür da waren, die Band zu entertainen. Im Sinne von: Dass sie mit denen trinken, mit denen tanzen, mit denen auf der Tanzfläche sind und die Band sich dann schon auch körperlich an denen erfreut. Also das wurde jetzt auch nicht versteckt."

Ebenfalls berichtet sie von einer beobachteten sexuellen Belästigung, zu der ein Manager gesagt haben soll, besagte Frau "soll sich doch jetzt nicht so zieren und sich auf seinen Schoß setzen, es ist doch Till Lindemann".  

Verschwiegenheitserklärung

Aus dem Inneren der Band oder der Crew erfuhren Journalisten zuletzt wenig bis nichts. Das dürfte vor allem an einer Verschwiegenheitserklärung liegen, die laut dem ZDF alle unterschreiben müssten. Demnach muss bei Verstoß ein pauschaler Schadensersatz in Höhe von 50.000 Euro bezahlt werden. Das betrifft laut der Doku "ohne Einschränkung alle Informationen".

Die Vereinbarung umfasse "die gegenwärtigen, früheren und zukünftigen Anteilseigener, Partner und/oder die Musikgruppe 'Rammstein' sowohl in ihren geschäftlichen Unternehmungen als auch in ihrem persönlichen Leben und dem Leben ihrer Familienangehörigen".

"Keine Kenntnis"

Auf die Vorwürfe angesprochen erklärte Universal Music gegenüber dem ZDF einerseits, dass Mitarbeitende "keine Kenntnis von den angeblichen Vorkommnissen" hätten und von der ehemaligen Mitarbeiterin beschriebene Szenen nicht beobachtet hätten.

Ebenfalls: "Wir beobachten die Vorwürfe, die gegen Till Lindemann und Rammstein erhoben werden, sehr genau. Eine vollumfängliche und ernsthafte Aufklärung der Vorwürfe, auch durch die zuständigen Behörden, ist unbedingt erforderlich. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band zunächst ausgesetzt."

Till Lindemann selbst äußerte sich auf ZDF-Anfrage nicht.

Erste Vorwürfe im Mai

Die Vorwürfe gegen Till Lindemann waren Ende Mai aufgekommen. Mehrere Frauen haben seitdem davon berichtet, dass rund um Konzerte der Band Übergriffe stattgefunden haben sollen. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während der Auftritte ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Zuletzt hatte auch eine Frau in Österreich Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Demnach sei es bei einem Konzert im Jahr 2019 zu einem Vorfall gekommen, bei dem die Frau, die anonym bleiben möchte, vom Sänger auf einem Hotelzimmer so heftig auf das Gesäß geschlagen wurde, dass sein Handabdruck zu sehen gewesen sei. Danach habe er von ihr abgelassen. Die Staatsanwaltschaft Wien wird nach den im ORF bekanntgemachten Vorwürfe gegen Lindemann "vorerst kein Ermittlungsverfahren einleiten".

Lindemann und seine Anwälte haben sämtliche Vorwürfe stets entschieden zurückgewiesen und sind teils auch gerichtlich gegen die Behauptungen respektive die Berichterstattung darüber vorgegangen.

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  • Gegenüber dem ZDF beschreibt eine ehemalige Mitarbeiterin von Universal Music, wie sie die Zusammenarbeit mit Rammstein und Till Lindemann erlebt hat und schildert weitere Vorwürfe gegen den Sänger, die Band und das Management.

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