Eurovision Song Contest
1. ESC-Halbfinale: Diese Länder sind weiter
Wie schon in den vergangenen Jahren ist in den Halbfinals nur das Publikum stimmberechtigt, die Länderjurys stoßen erst am Wochenende dazu.
Davon unabhängig war mit einem Finaleinzug des Trios KAJ, dessen Mitglieder zur schwedischsprachigen Minderheit in Finnland gehören, gerechnet worden. Schließlich hält sich ihre schräge Nummer seit Wochen hartnäckig auf Platz 1 der Wettquoten.
Gefühlvoller Claude und 70er-Feeling aus der Ukraine
Grund zur Freude hatte auch der für die Niederlande antretende Sänger Claude, der in "C'est la vie" auf ganz viel Gefühl setzte, um das Leben zu besingen. Er schaffte es ebenso unter die finalen 26 Starter (zehn aus jedem Halbfinale sowie die fünf größten Beitragszahler der European Broadcasting Union und die Schweiz als Veranstalterland) wie die ukrainische Band Ziferblat, deren "Bird of Pray" auf den Schwingen von 70er-Pop das Publikum überzeugte.
Bereits im Vorfeld für Wirbel gesorgt, hat Estlands Kandidat Tommy Cash, dessen augenzwinkerndes "Espresso Macchiato" mit allerlei Italienklischees aufwartet. Auf die Kritik folgte eine medienwirksame Entschuldigung, zudem ging der Sänger per Plakatkampagne in italienischen Großstädten auf Stimmenfang.
Fürs Halbfinale hat sich das offenbar ausgezahlt, er ist nämlich mit seiner eigenwilligen Darbietung ebenso weiter wie das albanische Duo Shkodra Elektronike, das für "Zjerm" elegische Streicher mit viel Percussion und Elektronik verband, oder Kyle Alessandro aus Norwegen. Bei "Lighter" setzte er optisch auf Sci-Fi-Elemente, während die musikalischen Stile bunt zusammengewürfelt wurden.
Belgien blieb auf der Strecke
Komplettiert wird das Aufsteigerfeld aus dem 1. Halbfinale von der portugiesischen Band NAPA und ihrer Singer-Songwriter-Kost "Deslocado", klassischer ESC-Ware aus Polen (Justyna Steczkowska war die einzige Solokünstlerin des Abends und bot bei "GAJA" Feuer, leicht bekleidete Tänzer und orientalische Beats auf), dem isländischen Rapduo VÆB und ihrer elektronischen Nummer "RÓA" sowie Poppromi Gabry Ponte.
Der für San Marino startende Italiener konnte Ende der 1990er als Teil von Eiffel 65 reüssieren, beim ESC punktete er mit dem schablonenhaften "Tutta L'Italia".
Auf der Strecke blieben somit Zyperns Theo Evan, der kroatische Kandidat Marko Bošnjak, die Band Mamagama aus Aserbaidschan und der slowenische Balladensänger Klemen. Etwas überraschend kam das Aus für Red Sebastian aus Belgien, der mit seiner unterkühlten Elektronummer "Strobe Lights" als Fixstarter für das Finale gehandelt und dort im Spitzenfeld gesehen wurde. Allerdings saß bei seiner Performance bei weitem nicht jeder Ton.
Diese Länder sind weiter:
- Albanien: Shkodra Elektronike, "Zjerm"
- Estland: Tommy Cash, "Espresso Macchiato"
- Island: VÆB, "RÓA"
- Niederlande: Claude, "C'est La Vie"
- Norwegen: Kyle Alessandro, "Lighter"
- Polen: Justyna Steczkowska, "GAJA"
- Portugal: NAPA, "Deslocado"
- San Marino: Gabry Ponte, "Tutta L'Italia"
- Schweden: KAJ, "Bara Bada Bastu"
- Ukraine: Ziferblat, "Bird of Pray"
ESC-Erfahrung, Gastauftritt und Tradition
Reichlich Song-Contest-Erfahrung bringt jedenfalls Sandra Studer mit, die gemeinsam mit Comedian Hazel Brugger durch die Show führte. Immerhin vertrat sie die Schweiz als Sandra Simó im Jahr 1991 beim Wettbewerb und erreichte einen respektablen 5. Platz.
In Sachen Moderation lieferte das Duo, das im Finale zusätzlich von Michelle Hunziker unterstützt wird, eine souveräne Leistung ab - inklusive knalliger Outfits und wilder Musicaleinlage, bei der die schwedische Komikerin und Vorjahresmoderatorin Petra Mede einen Gastauftritt als Wilhelm Tell hatte.
Aber die Schweiz inszenierte sich als Gastgeber natürlich auch mit traditionellen Elementen, da durften Alphörner ebenso wenig fehlen wie Jodeln oder Hackbrett - garniert mit spektakulären Gebirgsbildern, akrobatischen Tanzeinlagen und aufwendigen Massenchoreografien.
Keinen Mangel an touristischen Motiven gab es bei den "Postkarten", die die einzelnen Acts vorstellten. Das Motto für den diesjährigen ESC umfasst übrigens nicht nur das obligatorische "United by Music", sondern wurde um "Welcome Home" ergänzt - fand doch der allererste Song Contest 1956 im schweizerischen Lugano statt.
Österreich ist am Donnerstag dran
Für Österreichs Kandidat JJ wird es mit seiner Ballade "Wasted Love" dann am Donnerstag ernst, wenn das 2. Halbfinale in Basel über die Bühne geht.
Dem 24-Jährigen werden dabei von den Wettbüros große Chancen ausgerechnet, gilt der Countertenor mittlerweile doch als einer der Topfavoriten auf den Gesamtsieg beim Bewerb. ORF 1 überträgt erneut live ab 21 Uhr mit dem bewährten Kommentar von Andi Knoll.
Zusammenfassung
- Mit dem 1. Halbfinale erfolgte Dienstagabend in der Baseler St. Jakobshalle der Auftakt zum 69. Eurovision Song Contest.
- 15 Länder waren mit teils aufwendigen Inszenierungen angetreten, aber nur für zehn gab es ein Finalticket.
- Darunter war mit der für Schweden startenden Spaßtruppe KAJ und ihrem Saunasong "Bara Bada Bastu" auch einer der Topfavoriten auf die diesjährige ESC-Krone.