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Anklage: Wie Amazon Preise in die Höhe getrieben haben soll

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Amazon soll eine Reihe illegaler Strategien angewendet haben, um seine Gewinne zu steigern. Unter anderem soll ein geheimer Algorithmus die Preise der angebotenen Waren in die Höhe getrieben haben. So soll Amazon über eine Milliarde Dollar zusätzlich eingenommen haben.

Bereits Ende September reichte die US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) eine Kartellklage gegen Amazon ein. Am Donnerstag wurden mehr Details zur Klage bekannt, als die Gerichtsakte mit weniger Schwärzungen neu veröffentlicht wurde.

Laut der Klage hat der Online-Superstore einen "geheimen Algorithmus mit dem internen Codenamen 'Projekt Nessie' entwickelt", durch dessen Einsatz das Unternehmen mehr als eine Milliarde Dollar an zusätzlichen Gewinnen erzielte.

Erhöhte Preise bei Amazon und Konkurrenz

Der Algorithmus habe es Amazon erlaubt, Produkte zu finden, mit denen das Unternehmen mehr Geld verdienen konnte, so die FTC. Amazon habe "Projekt Nessie" genutzt, um vorherzusagen, wo es Preise anheben könne, damit andere Shopping-Websiten ihrem Beispiel folgen würden. Wenn andere Unternehmen das taten, behielt Amazon die erhöhten Preise bei

Bei dem Algorithmus handle es sich um eine "unlautere Wettbewerbsmethode", stellt die FTC fest.

Amazon streitet Vorwürfe ab

Amazon-Sprecher Tim Doyle wies die Anschuldigungen in einer Aussendung zurück: "Projekt Nessie" sei nur dazu verwendet worden, um zu verhindern, dass Amazons "Preisanpassung zu ungewöhnlichen Ergebnissen führt, bei denen die Preise so niedrig werden, dass sie nicht mehr tragbar sind".

Bereits vor einigen Jahren sei das Tool abgeschafft worden, weil es nicht wie beabsichtigt funktioniert habe.

Algorithmus-Stopp an Prime Days

Eingeführt wurde der Algorithmus im Jahr 2014, zwischen 2015 und 2019 wurde er mindestens achtmal ein- und ausgeschaltet, so die US-Behörde. Während des Prime Days, bei denen Anbieter:innen mit stark reduzierten Angeboten locken, sei "Projekt Nessie" etwa pausiert worden - genauso in der vorweihnachtlichen Kaufsaison.

Der Grund dafür sei, dass zu dieser Zeit vermehrte Aufmerksamkeit auf den Online-Händler gerichtet worden war, so der Vorwurf der FTC. "Nachdem sich der Fokus der Öffentlichkeit auf etwas anderes gerichtet hatte, schaltete Amazon 'Projekt Nessie" wieder ein und setzte es in größerem Umfang ein, um die Pause "auszugleichen", heißt es in der Klageschrift weiter.

Vermehrte Werbung verfälscht Suchergebnisse

Ein weiterer Vorwurf in der Gerichtsklage betrifft das Werbegeschäft des Online-Händlers. Amazon-Gründer Jeff Bezos soll Führungskräfte angewiesen haben, die "Pay-to-Play-Werbung" zu erhöhen, die Händler:innen nutzen, um in den Suchergebnissen weiter oben zu erscheinen. Damit habe es mehr irrelevante Werbeanzeigen gegeben, die intern als "Defekte" bezeichnet wurden.

Amazon-Führungskräfte hätten zugegeben, dass die Praxis Kund:innen schaden würde, so die FTC. Dadurch sei es teils zu "bizarren" Suchergebnissen gekommen, wie etwa einer Anzeige für Rehbock-Urin, die unter den gesponserten Beiträgen bei einer Suche nach Wasserflaschen aufgetaucht sei.

Gelöschte Kommunikation?

Zudem hätten Prime-Verkäufer:innen auch Logistik- und Lieferdienste von Amazon in Anspruch nehmen müssen - obwohl viele von ihnen lieber billigere Dienste verwendet hätten. Laut FTC stiegen die durchschnittlichen Gebühren für Anbieter:innen, die den sogenannten Fulfillment-Service nutzen, von 27 Prozent im Jahr 2014 auf 39,5 Prozent im Jahr 2018.

Die FTC wirft Amazon-Führungskräften auch vor, absichtlich ihren Nachrichtenverkehr gelöscht zu haben, indem sie die Messenger-App Signal nutzten, die Nachrichten verschwinden lässt. Zwei Jahre an Kommunikation seien so zerstört worden.

Doyle bezeichnete die Vorwürfe als "unbegründet und unverantwortlich". Amazon habe den Behörden Einsicht in die Signal-Gespräche von Mitarbeiter:innen erlaubt.

ribbon Zusammenfassung
  • Amazon soll eine Reihe illegaler Strategien angewendet haben, um die Gewinne zu steigern.
  • Unter anderem soll ein geheimer Algorithmus die Preise der angebotenen Waren in die Höhe getrieben haben.
  • So soll Amazon über eine Milliarde Dollar an zusätzlichen Gewinnen erwirtschaftet haben.
  • Ein weiterer Vorwurf in der Gerichtsklage betrifft das Werbegeschäft des Online-Händlers.
  • Amazon-Gründer Jeff Bezos soll Führungskräfte angewiesen haben, die "Pay-to-Play-Werbung" zu erhöhen. Dadurch sei es teils zu "bizarren" Suchergebnissen gekommen.
  • Amazon-Sprecher Tim Doyle wies die Anschuldigungen in einer Aussendung zurück.