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Arbeitsgruppe "Maghreb": Wie die Wiener Polizei gegen Drogenhandel kämpft

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Am Mittwoch berichteten Beamten der Arbeitsgruppe "Maghreb", wie die Polizei gegen den Drogenhandel in Wien kämpft.

Seit 2016 konzentrieren sich die Kriminalisten insbesondere um jene Menschen, die aus den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko sowie Tunesien stammen. Algerier haben sich ein großes Stück des Drogenhandels in Wien gesichert, wobei sie nun Syrern und Afghanen den eigentlichen Straßenverkauf erledigen lassen. In Innsbruck hingegen dominieren Marokkaner, so die Beamten, die am Mittwoch bei einem Hintergrundgespräch über ihre Arbeit berichteten.

Im Zuge der Flüchtlingswelle sind auch zahlreiche Nordafrikaner nach Österreich gelangt und haben begonnen, im Drogenhandel aktiv zu werden. Neben Cannabisharz und - blüten sind nun auch alle anderen Suchtgifte im "Angebot". Zudem zeichnet sich diese Tätergruppe durch besondere Brutalität aus, gegen die Polizei und bei internen Racheaktionen, die bis zum sogenannten "Machetenmord" reichen, berichtete Gernot Kaes, Leiter der Arbeitsgruppe "Maghreb" der Wiener Polizei.

Erfolge

Die kleine, aber sichtbar engagierte Arbeitsgruppe "Maghreb" hat durchaus Erfolge aufzuweisen: Unter anderem 451 Kilogramm Cannabisharz und - blüten, 51 Kilo Heroin, 4,5 Kilogramm Kokain und Bargeld wurden sichergestellt und mehr als 1.000 Festnahmen durchgeführt. Auch ein "Boss", der hauptsächlich von Frankreich aus agierte und brutale Strafaktionen anordnete, war darunter und fasste nach seiner Auslieferung in Wien sechs Jahre Haft aus.

Die Arbeit der Kriminalisten gestaltet sich laut Kaes durchaus schwierig: Einerseits "plaudern" diese nicht, u.a. weil sie Racheaktionen an ihren Familien befürchten. Andererseits sind diese fast durchwegs bewaffnet, vom Messer bis zur scharfen Schusswaffe, weshalb bei Hausdurchsuchungen immer WEGA oder Cobra eingesetzt werden. Und da die Drogen aus Nordafrika, Spanien, Italien und vom Balkan zu hunderten Kilogramm nach Österreich gebracht werden, ist man auf internationale Zusammenarbeit angewiesen, welche aber oftmals durch bürokratische Hürden ausgebremst wird. "Und Zusammenarbeit mit der algerischen Polizei hat es noch nie gegeben."

Schuhsohlen durchlaufen

So arbeiten die ab Juni neun Beamten "teilweise wie in den 70er-Jahren und laufen ihre Schuhsohlen durch", wie es Kaes ausdrückte. Dabei scheinen sie sich den Respekt der Nordafrikaner erarbeitet zu haben. "Von abgehörten Telefonaten wissen wir: Soviel wie in Wien werden sie in Europa nirgendwo sekkiert." Um einen Eindruck zu gewinnen, um welche Mengen es geht: Ein Algerier der mittleren Ebene hat nach seiner Festnahme zugegeben, in nur drei Monaten 250 bis 290 Kilogramm Cannabis abgesetzt zu haben.

Besonders bedenklich: Rache- bzw. Strafaktionen innerhalb der eigenen Reihen werden teilweise mitgefilmt. Einerseits, um den Vollzug zu beweisen, andererseits um andere im Voraus einzuschüchtern. An Nachwuchs fehlt es nicht, wie ein Kriminalist, der anonym bleiben möchte, berichtete: Auf Facebook posten die Dealer Bilder von Geld sowie Drogen und posieren in Designerkleidung, was auf Jugendliche entsprechenden Eindruck zu machen scheint.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Mittwoch berichteten Beamten der Arbeitsgruppe "Maghreb", wie die Polizei gegen den Drogenhandel in Wien kämpft.
  • So arbeiten die ab Juni neun Beamten "teilweise wie in den 70er-Jahren und laufen ihre Schuhsohlen durch", wie es Gernot Kaes, Leiter der Arbeitsgruppe "Maghreb", ausdrückte.
  • Dabei scheinen sie sich den Respekt der Nordafrikaner erarbeitet zu haben.
  • "Von abgehörten Telefonaten wissen wir: Soviel wie in Wien werden sie in Europa nirgendwo sekkiert."
  • Um einen Eindruck zu gewinnen, um welche Mengen es geht: Ein Algerier der mittleren Ebene hat nach seiner Festnahme zugegeben, in nur drei Monaten 250 bis 290 Kilogramm Cannabis abgesetzt zu haben.

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