APA/BARBARA GINDL

Wien: Versuchter Mord nach Trennung

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Wegen versuchten Mordes an seiner scheidungswilligen Ehefrau wird einem 52-Jährigen am Dienstag am Wiener Landesgericht der Prozess gemacht.

Laut Anklage lauerte der Mann am 19. August 2021 bei der U-Bahn-Station Pilgramgasse der 45-Jährigen auf. Als diese des Weges kam, zog er ein Messer, packte die Frau, hielt sie fest und stach ihr mehrfach in den Bauch. Die Frau überlebte nur, weil ihr Passanten zu Hilfe kamen.

Verfolgungsjagd durch Wien

Der Schwerverletzten gelang es, sich vom Boden aufzurappeln und davonzulaufen. Der 52-Jährige rannte ihr jedoch hinterher, wobei er der Anklageschrift zufolge schrie, dass er sie umbringen werde. Er verfolgte sie über die Pilgrambrücke in Richtung Linke Wienzeile, wo es dann der Frau gelang, ihn mit Pfefferspray zu besprühen und außer Gefecht zu setzen. Diesen hatte sie sich nach dem Auszug aus der ehelichen Wohnung und dem Einreichen der Scheidung - sie hatte die permanente Kontrollsucht des Mannes, den sie 2001 geheiratet hatte, nicht mehr ertragen - besorgt. Sie befürchtete, dass er die Trennung nicht akzeptieren werde und gewalttätig werden könnte.

Frau wurde allzeit Kontrolliert

Bereits kurz nach der Heirat legte der Angeklagte seine enorme Eifersucht an den Tag. Die Frau musste regelmäßig ihr Handy zur Kontrolle abgeben und Bescheid geben, wohin sie ging und mit wem sie sich traf. Das Ganze ging soweit, dass der 52-jährige Familienvater bereits im Jahr 2001 seine Frau für drei Tage in der Wohnung einsperrte, weil er zu einer Beerdigung nach Serbien musste. Im Jahr 2004 unterstellte er der 45-Jährigen sogar ein Verhältnis mit ihrem Stiefsohn. Das hatte dann den Bruch mit seinen beiden Kindern aus der ersten Ehe zur Folge.

Dieses Kontrollverhalten nahm in der Corona-Pandemie noch weiter zu, sodass die 45-Jährige am 16. Juni 2021 die Trennung aussprach und die gemeinsame Wohnung verließ. Wochenlang bombardierte er die Frau mit SMS, sie möge doch zu ihm zurückkehren. Zunächst noch als Bitte formuliert, wurden die Nachrichten laut Anklage immer bedrohlicher, etwa: "Für alles, was du mir gemacht hast, wird meine Rache schmerzhafter sein."

Entscheidung im August 

Im August soll der Mann, der von Astrid Wagner anwaltlich vertreten wird, dann den Entschluss gefasst haben, die Frau zu töten und sich danach in seine Heimat Serbien abzusetzen. Dazu ließ er sich einen neuen Reisepass ausstellen, ein Koffer mit Kleidung und Wertsachen stand bereit. Mit dem in eine Zeitung gewickelten Messer fuhr er am 19. August zur Pilgramgasse und wartete auf seine Frau, die dort in der Nähe bei einer Freundin untergekommen war.

Weil der Winkel beim Zustechen eher spitz war, wurden zum Glück keine Organe verletzt. Auch das beherzte Eingreifen der Passanten half, der Frau das Leben zu retten. Weil der 52-Jährige den Helfern mit Stichbewegungen drohte, ist auch das Verbrechen der Nötigung angeklagt.

Mann wollte Frau "nur erschrecken"

Nach der Tat gab der Mann an, er habe seine Frau mit dem Messer nur erschrecken wollen, zudem sei er von den Passanten geschlagen worden. An die Stiche könne er sich nicht erinnern. Weil der Angeklagte an einer wahnhaften Störung leidet, wurde von der Staatsanwaltschaft zusätzlich die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher (Paragraf 21 Absatz 2 StGB) beantragt. Ihm drohen im Falle eines Schuldspruches zehn bis zu 20 Jahre oder lebenslange Haft.

Brauchen Sie Hilfe?

In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr), www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen versuchten Mordes an seiner scheidungswilligen Ehefrau wird einem 52-Jährigen am Dienstag am Wiener Landesgericht der Prozess gemacht.
  • Laut Anklage lauerte der Mann am 19. August 2021 bei der U-Bahn-Station Pilgramgasse der 45-Jährigen auf.
  • Als diese des Weges kam, zog er ein Messer, packte die Frau, hielt sie fest und stach ihr mehrfach in den Bauch. Die Frau überlebte nur, weil ihr Passanten zu Hilfe kamen.