Boeing Southwest AirlineAPA/AFP

Erneute Boeing-Panne: Eine Chronologie der Unglücke

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Die Pannenserie des US-Konzerns Boeing reißt nicht ab. Am Sonntag musste eine Maschine in der Luft umkehren, nachdem sich die Verkleidung eines Triebwerks während des Starts gelöst hatte. Im krisengebeutelten Konzern will man nun die Führungsetage neu besetzen.

Der US-Flugzeugbauer Boeing macht weiterhin Negativ-Schlagzeilen. Am Sonntag musste erneut eine Maschine vom Typ 737-800 in der Luft umkehren

In einem Video auf X ist zu sehen, wie eine zerrissene Triebwerksabdeckung mit einem Southwest-Logo im Wind flattert.

Die Verkleidung habe sich während des Starts gelöst und eine Flügelkappe getroffen. 

Die Maschine der Fluggesellschaft Southwest Airlines hätte eigentlich nach Houston fliegen sollen, musste aber nach Denver zurückkehren. Die Passagiere seien schließlich mit einem anderen Flugzeug und drei Stunden Verspätung nach Houston gebracht worden.

Wartungsteams würden das beschädigte Flugzeug nun untersuchen.

Kabinenwand brach im Flug weg

Der Vorfall fügt sich in eine mittlerweile lange Reihe von Boeing-Pannen ein. Bereits im Oktober 2018 und im März 2019 stürzten zwei Boeing 737 MAX Maschinen ab, 346 Menschen starben.

Anfang Jänner dieses Jahres flammte die Sicherheitsdebatte rund um den Flugzeugbauer erneut auf: Beim Flug einer 737 MAX brach ein türgroßes Stück aus der Kabinenwand. Der Sitz direkt neben der Tür war unbesetzt, durch den plötzlichen Druckabfall habe ein Passagier am Mittelsitz aber Verletzungen davongetragen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA erteilte daraufhin allen Boeing-Maschinen vom Typ 737 MAX ein Flugverbot auf unbestimmte Zeit.

Video: Boeing-Flüge gestoppt

Lange Pannenserie

Doch auch andere Flugzeug-Typen sorgten in den Wochen nach dem Beinahe-Absturz für Probleme bei Boeing, nicht selten mussten Maschinen umkehren:

  • 13. Jänner: Eine Boeing 737-800 der japanischen Fluggesellschaft All Nippon Airways musste ihren Start abbrechen, nachdem ein Fenster im Cockpit gesprungen war.
  • 18. Jänner: Ein Flug nach Puerto Rico musste nach einer Motorpanne notlanden.
  • 20. Jänner: Kurz vor dem Start einer 757-Maschine in Atlanta war das vordere Bugrad abgefallen und weggerollt. Der Flug nach Bogotá, Kolumbien, konnte erst später starten.
  • 6. Februar: Bei der Landung eines Fluges aus New Jersey in den Bahamas steckten die Gummipedale fest. Eine Untersuchung wurde eingeleitet.
  • 19. Februar: Während eines United-Airlines-Fluges von San Francisco nach Boston entdeckte die Besatzung, dass einer der Flügel beschädigt war.
  • 7. März: Unmittelbar nach dem Start musste eine United Airlines-Maschine 777-200 umdrehen, nachdem eines ihrer Räder abgefallen war. Ein Auto wurde durch das Rad schwer beschädigt.
  • 11. März: Bei einem Flug zwischen dem australischen Sydney und der neuseeländischen Stadt Auckland wurden mindestens 50 Menschen verletzt. Ein "technisches Problem" habe an Bord der Boeing 787-9 Dreamliner heftige Turbulenzen ausgelöst.
  • 13. März: Eine Boeing 777-300 musste nach dem Start in Sydney umkehren, da ein Treibstoffleck gemeldet worden war.
  • 15. März: Bei der Landung einer Boeing im US-Bundesstaat Oregon fehlte ein Rumpfteil, das sich offenbar während des Fluges gelöst hatte.
  • 04. April: Eine Boeing 737 der US-Fluggesellschaft Southwest musste wegen eines Motorbrandes ihren Start auf dem internationalen Flughafen der texanischen Stadt Lubbock kurz vorher abbrechen.
  • 07. April: Wegen einer abgerissenen Triebwerksverkleidung musste ein Flugzeug in der Luft umkehren, statt wie geplant nach Houston zu fliegen.

Personalumbau bei Boeing

Wegen dieser diversen Mängel steht Boeing nun unter verschärfter Aufsicht der FAA. Auch innerhalb des Konzerns führten die Vorfälle zu einer Umstrukturierung.

Ende März wurde bekannt gegeben, dass der Vorstandsvorsitzende Dave Calhoun mit Ende des Jahres zurücktreten werde. 2023 bekam Calhoun für seine Arbeit noch 33 Millionen Dollar (30,4 Millionen Euro), nachdem er zusätzlich zu seinem Gehalt von 1,4 Millionen Dollar 30 Millionen Dollar in Aktienoptionen erhalten hat.

Laut dem britischen "Guardian" habe Boeing Calhouns Gehalt um 45 Prozent angehoben, das sei der höchste Stand seit seinem Amtsantritt 2020.

Doch nicht nur Calhoun geht, auch der Chef für Verkehrsflugzeuge, Stan Deal, verließ das Unternehmen mit sofortiger Wirkung. Der Vorstandsvorsitzende Larry Kellner wurde ebenfalls ersetzt.

Boeing-Aktien fallen

Zudem wirken sich die laufenden Negativ-Nachrichten auf den finanziellen Erfolg von Boeing aus. Der Flugzeugbauer verliert wegen der harten Auflagen der Behörden derzeit Milliardensummen, im ersten Quartal würden voraussichtlich 4 bis 4,5 Milliarden Dollar (3,7 bis 4,2 Milliarden Euro) aus dem Konzern abfließen, so Boeing-Finanzchef Brian West. Allein wegen der herausgerissenen Kabinenwand Anfang Jänner musste Boeing 150 Millionen Dollar an die Fluggesellschaft Alaska Airlines zahlen.

Im bisherigen Jahresverlauf büßte die Boeing-Aktie aufgrund dieses Beinahe-Unglücks schon mehr als 30 Prozent ein. Nach der Bekanntgabe über den Vorfall am Sonntag gaben die Aktien auch am Montag im vorbörslichen Handel nach, sie fielen um 1,1 Prozent.

Video: Boeing zahlt Milliardenstrafe

ribbon Zusammenfassung
  • Die Pannenserie des US-Konzerns Boeing reißt nicht ab.
  • Am Sonntag musste eine Maschine in der Luft umkehren, nachdem sich die Verkleidung eines Triebwerks während des Starts gelöst hatte.
  • Im krisengebeutelten Konzern will man nun die Führungsetage neu besetzen.
  • Doch auch andere Flugzeug-Typen sorgten in den Wochen danach für Probleme bei Boeing, nicht selten mussten Maschinen umkehren.
  • Eine Chronologie der Ereignisse.