Gewerkschaft skeptisch

Pflicht-Sommerschule: "Crashkurs in zwei Wochen" bringe wenig

21. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Schüler:innen mit Deutschdefizit sollen ab 2026 verpflichtend an der Sommerschule teilnehmen. Auch Lehrer:innen sollen zum Unterrichten notfalls verpflichtet werden. Bei der Lehrergewerkschaft runzelt man die Stirn. Wenn sich so wenige melden, sollte man wohl eher das Modell hinterfragen, heißt es da.

Ab nächstem Jahr soll es eine verpflichtende Sommerschule für Schüler:innen mit Deutschdefizit geben, kündigte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger beim ORF-Sommergespräch überraschend an. 

Die Sommerschule, die in den letzten beiden Ferienwochen angeboten wird, kann bisher freiwillig besucht werden. Mit Freiwilligkeit komme man aber "bei der Integration nicht überall weit genug", meinte Meinl-Reisinger. 

Zu wenig Kinder mit Deutschdefizit melden sich 

Etwas weniger als 40.000 Schüler:innen waren heuer für die Sommerschule gemeldet. Nur knapp 7.800 davon seien sogenannte außerordentliche Schüler:innen - also jene, mit hohem Förderbedarf in Deutsch.

Damit besuchten nur etwa 16 Prozent der rund 40.000 außerordentliche Schüler:innen in Österreich die Sommerschule. 

Mit der Verpflichtung rechne man mit rund 70.000 Schüler:innen für die Sommerschule 2026, also mit einer beinahe Verdoppelung der Schülerzahl. 

Auch Lehrer könnten verpflichtet werden 

Stellt sich folgendes Problem: Es könnten sich zu wenige Lehrer:innen für die Sommerschule bewerben. Auch da antworten die NEOS mit Verpflichtung, wie Bildungsminister Christoph Wiederkehr der APA sagte. 

Wenn sich nicht genug Lehrer:innen melden, müsse man sie notfalls verpflichten

Vertreter: Nicht das richtige Modell 

Lehrervertreter Thomas Krebs schüttelt dazu den Kopf. "Wenn sich nicht genug bewerben, muss ich überlegen, ob das überhaupt das richtige Modell ist", meinte er zu PULS 24. 

"Ein Crashkurs in zusammengewürfelter Gruppe von zwei Wochen wird nicht die Erwartungen bringen, die da zum Teil politisch gestellt werden", kritisiert der Gewerkschaftsvertreter.

Stattdessen umfassende Betreuung

Er halte die Verpflichtung für "keinen guten Start in ein Thema, das man offen angehen muss". Vielmehr brauche man für Kinder eine gute Ferienbetreuung, und zwar nicht - wie bisher - zwei Wochen am Ende der Ferien, sondern den ganzen Juli und August.

Es müsse ein gutes Ferienprogramm geben. "Unsere Kinder haben das Freizeitverhalten nicht ausreichend gelernt", so Krebs. "Wie komme ich weg vom Handy? Wie kann Bewegung ausschauen? Was gibt es für kulturelle, sportliche oder Natur-Angebote?", nennt er Beispiele. 

Da könne man auch die "Sprachförderung gut betreiben", sagte er. Daneben könne es auch ein paar Lernsequenzen geben, so Krebs. 

In zwei Wochen Deutsch lernen?

Was die Verpflichtung der Lehrer:innen anbelangt, ist er ebenso skeptisch. Für manche sei die Sommerschule ein guter Zuverdienst. Lehrer:innen erhalten 60 Euro pro Stunde oder im nächsten Schuljahr eine Stunde weniger Unterricht. 

Er höre aber auch von vielen Lehrer:innen: "Einmal und nie wieder". Es sei schwer, einen Unterricht mit einer Gruppe aufzubauen, die man nicht kennt. Im Schuljahr könne man die Schüler:innen gut kennenlernen, in zwei Wochen gehe das kaum. 

Zudem erscheinen nur rund ein Drittel der angemeldeten Schüler:innen in der Sommerschule nicht. 

Auch viele Lehramt-Studierende, die sich für Sommerschule melden, berichten, dass sie den Anforderungen nicht gerecht werden. Unisono werde die Verpflichtung von den Lehrer:innen abgelehnt, so Krebs. 

Zusammenfassung
  • Schüler:innen mit Deutschdefizit sollen ab 2026 verpflichtend an der Sommerschule teilnehmen.
  • Auch Lehrer:innen sollen zum Unterrichten notfalls verpflichtet werden.
  • Bei der Lehrergewerkschaft runzelt man die Stirn.
  • Wenn sich so wenige melden, sollte man wohl eher das Modell hinterfragen, heißt es da.