"Ventil für Wut" Motiv für Obdachlosen-Morde

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Im Sommer kam es zu drei Messer-Attacken gegen Obdachlose in Wien, am Montag stellte sich ein 17-Jähriger den Behörden. Er habe ein "Ventil für seine Wut" gesucht, teilte Landeskriminalamt-Leiter Gerhard Winkler mit.

Eine Serie an Attacken auf Obdachlose im Sommer klärte sich am Dienstag: Der Täter war ein 17-Jähriger, der sich am Montagabend in Begleitung seines Anwalts der Polizei stellte.

Am Montagnachmittag gegen 15.30 Uhr kam der Bursche in die Polizeiinspektion und gab an, dass er "der gesuchte Obdachlosenmörder", der auch auf von der Polizei veröffentlichten Videos zu sehen sei. Der Tatverdächtige gab ein umfassendes Geständnis ab, teilte Gerhard Winkler, Leiter des Landeskriminalamts, mit.

Der 17-Jährige habe ein "Ventil für seine Aggression, seine Wut" gesucht, so Winkler. 

Er komme aus zerrütteten Familienverhältnissen, seine private Situation habe sich im Februar verschlimmert: Er habe die Schule abgebrochen und seine Drogensucht, u.a. nach Kokain und Heroin, sei schlimmer geworden. Seit September sei er in Betreuung in einem Krisenzentrum in Währing gewesen.

Tatwaffe im Kinderzimmer

Die Tatwaffe - ein Stiletto und kein Küchenmesser, wie medial berichtet wurde - habe er im Kinderzimmer im Haus seines Vaters im Weinviertel versteckt. Das rund 23 Zentimeter lange Einsatzmesser habe sich der Verdächtige selbst besorgt, sagte Winkler gegenüber der APA. Solch ein Stiletto könne normal im Handel oder im Internet erworben werden, betonte ein Ermittler bei der Pressekonferenz.

APA/LPD WIEN

Der 17-Jährige habe seine Opfer gezielt ausgesucht, weil sie "leicht verfügbar" und "wehrlos" gewesen waren, dafür habe er "Streifzüge" in der Nacht unternommen.

Zudem sei ihm auch wichtig gewesen, dass er bei der Tat ungestört sein konnte. Der 17-Jährige habe extra nach Überwachungskameras Ausschau gehalten, er sei vermummt gewesen und habe das Messer am Knöchel versteckt.

Enormer Fahndungsdruck

Polizeilich sei er zuvor nur wegen seiner Drogensucht aufgefallen, er sei aber nicht verdächtig gewesen. Dass er sich freiwillig gestellt hat, dürfte mit dem enormen Fahndungsdruck zusammenhängen. Im Oktober wurden Bilder aus einer Überwachungskamera veröffentlicht.

Dass es seit August zu keinen weiteren Bluttaten kam, führte Winkler am Dienstag unter anderem darauf zurück, dass sich die persönliche Situation des Jugendlichen verbessert habe und versucht habe "sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken".

Der 17-Jährige habe nach seinem Schulabbruch eine Lehre begonnen und auch die Freundin gehabt. "Er hat sich bei ihr geborgen und geliebt gefühlt", so Winkler. So habe er der Jugendliche seine "innere Unruhe" vergessen können, hieß es. Ob der Verdächtige auch weiteren Personen von seiner Tat erzählte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, hieß es auf dem Medientermin.

Der Jugendliche werde am Dienstag noch weiter einvernommen, so Winkler. 

PULS 24 Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz spricht bei Anchor Jakob Wirl über den Obdachlosenmörder

ribbon Zusammenfassung
  • Im Sommer kam es zu drei Messer-Attacken gegen Obdachlose in Wien, am Montag stellte sich ein 17-Jähriger den Behörden.
  • Er habe ein "Ventil für seine Wut" gesucht, teilte Landeskriminalamt-Leiter Gerhard Winkler mit.
  • Der Tatverdächtige gab ein umfassendes Geständnis ab, teilte Gerhard Winkler, Leiter des Landeskriminalamts, mit.
  • Die Tatwaffe - ein Stilett und kein Küchenmesser, wie medial berichtet wurde - habe er im Kinderzimmer in der Wohnung seines Vaters versteckt.
  • Der 17-Jährige habe seine Opfer gezielt ausgesucht, weil sie "leicht verfügbar" und "wehrlos" gewesen waren, dafür habe er "Streifzüge" in der Nacht unternommen.
  • Er werde am Dienstag noch weiter einvernommen, so Winkler.