APA/ROBERT JAEGER

Neue Corona-Variante: Österreich untersagt Einreisen aus dem Süden Afrikas

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Die Ausbreitung einer neuen möglicherweise sehr gefährlichen und hoch ansteckenden Variante des Coronavirus im südlichen Afrika hat international Besorgnis ausgelöst. Österreich untersagt Einreisen für südafrikanische Länder, die EU will Einreisen aus dem südlichen Afrika auf ein Minimum beschränken. Auch Großbritannien, Israel, Japan und Indien haben bereits reagiert.

Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hoch ansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.

Keine Einreisen nach Österreich aus Süden Afrikas

Am Freitagmorgen untersagte Österreich in einer ersten Reaktion Einreisen für südafrikanische Länder. Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini werden als Virusvariantengebiete eingestuft und Einreisen aus diesen Ländern seien daher grundsätzlich untersagt, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Die Novelle tritt um Mitternacht in Kraft.

Strenge Auflagen für Österreicher, Landeverbot

Österreichische Staatsbürger seien zur Einreise berechtigt, hätten aber besonders strenge Quarantäneregelungen - zehntägige Quarantäne, PCR-Test bei der Einreise, Registrierung - einzuhalten. Zusätzlich werde ein Landeverbot für Flüge aus diesen sieben afrikanischen Ländern verhängt.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) erklärte, die neue Variante gebe Anlass zur Sorge. "Wir reagieren rasch und konsequent: Eine verpflichtende Quarantäne für Einreisende aus Südafrika, Lesotoho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini soll dabei helfen, die globale Ausbreitung der neuen Variante zu verlangsamen", so Schallenberg. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein betonte, Österreich reagiere unmittelbar auf die aktuellen Entwicklungen. 

Von der Leyen will Reisen beschränken

Auch die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika auf ein absolutes Minimum beschränken. Brüssel will den EU-Staaten vorschlagen, den Flugverkehr auszusetzen, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter mitteilte. 

Erster Fall in Israel

Ein Fall der Mutation wurde bereits in Israel nachgewiesen, bei zwei weiteren Corona-Fällen besteht der Verdacht. Die infizierte Person sei aus Malawi nach Israel zurückgekehrt, hieß es weiter vom Ministerium. Die anderen beiden seien ebenfalls aus dem Ausland zurückgekehrt. Alle drei Personen seien geimpft worden. Ihr genauer Status werde derzeit überprüft. Es werde zudem nach weiteren Kontakten gesucht.

Der Staat stufte die Länder Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini als "rote Länder" ein. Ausländer dürften aus diesen Ländern nicht mehr nach Israel einreisen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Naftali Bennett mit. Israelis müssen bei einer Heimkehr aus diesen Ländern für bis zu 14 Tage in Quarantäne in ein Corona-Hotel, können sich aber nach einer Woche mit zwei negativen PCR-Tests freitesten. Man werde die neue Variante genau beobachten, um eine Ausbreitung in Israel zu verhindern, hieß es.

GB: Einschränkungen für sechs Länder 

Die britische Regierung schränkt wegen der neuen Virusvariante den Flugverkehr aus Südafrika, Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Eswatini und Namibia ein. Zudem gelte für Ankommende eine strenge Pflicht zur Hotelquarantäne, teilte Gesundheitsminister Sajid Javid mit. Es gebe Hinweise darauf, dass B.1.1.529 noch ansteckender sei als die Delta-Variante und dass die verfügbaren Impfstoffe weniger wirksam seien. Der Flugverkehr aus den sechs Ländern solle von Freitagmittag an eingestellt werden.

Japan hat die Grenzkontrollen für Reisende sechs Ländern im Süden Afrikas, unter anderem Südafrika selbst, eingeschränkt. Indien will internationale Reisende aus der Region konsequent testen. 

"Schlimmste Variante" bisher

Bisher wurden in Großbritannien keine Fälle mit der neuen Variante festgestellt, die etwa 30 Mutationen aufweisen soll. Doch täglich kommen laut der Nachrichtenagentur PA 500 bis 700 Menschen allein aus Südafrika in dem Land an. Über die Weihnachtszeit wird mit einer höheren Zahl gerechnet. PA zitierte einen Experten der britischen Behörde für Sicherheit im Gesundheitswesen mit der Einschätzung, bei B.1.1.529 handele es sich um "die schlimmste Variante", die bisher gesehen wurde. Bisher gebe es nur bestätigte Fälle in Südafrika, Botsuana und Hongkong.

Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika bisher 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. In der betroffenen Region Gauteng sollen jedoch schon zwei Drittel der Fälle auf B.1.1.529 zurückzuführen sein. Die Vermutung besteht, dass sie in Gegenden im Süden Afrikas für ein rasantes Ansteigen der Zahlen verantwortlich ist. "Obwohl die Datenlage noch beschränkt ist, machen unsere Experten mit allen Überwachungssystemen Überstunden, um die neue Variante und die damit möglicherweise verbundenen Implikationen zu verstehen."

Reisebeschränkungen wegen hochansteckender Corona-Mutation

Gesundheitsminister Joe Phaahla erklärte, die neue Variante bestätige die "Tatsache, dass dieser unsichtbare Feind sehr unvorhersehbar ist". Er rief die Südafrikaner auf, Masken zu tragen, Abstand zu halten und insbesondere sich impfen zu lassen. 

WHO gegen Reisebeschränkungen

Als Reaktion auf die neue Corona-Variante B.1.1.529 empfiehlt die UN-Gesundheitsorganisation WHO wissenschaftlich fundierte Maßnahmen und Risikobewertungen, aber aktuell keine Reisebeschränkungen, wie sie unter anderem Deutschland und Österreich erlassen haben.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht bereits, ob B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe. Erwartet wird, dass die neue Corona-Variante noch am Freitag einen griechischen Buchstaben als Bezeichnung bekommen soll. 

Die WHO hat für die unterschiedlichen Corona-Variante mehrere Kategorien. Eine davon ist die Kategorie "Variant of Concern", auf deutsch "besorgniserregende Variante". Eine der "Variants of Concern" ist etwa die derzeit in Österreich vorherrschende Delta-Variante des Coronavirus. Zu den Merkmalen einer solchen Variante kann etwa gehören, dass sie nachgewiesenermaßen die Übertragbarkeit des Coronavirus erhöht hat.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ausbreitung einer neuen möglicherweise sehr gefährlichen Variante des Coronavirus im südlichen Afrika hat international Besorgnis ausgelöst.
  • Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen nicht nur hoch ansteckend sei, sondern auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.
  • Österreich stuft Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini als Virusvariantengebiete ein und Einreisen aus diesen Ländern seien daher grundsätzlich untersagt.
  • Österreichische Staatsbürger seien zur Einreise berechtigt, hätten aber besonders strenge Quarantäneregelungen - zehntägige Quarantäne, PCR-Test bei der Einreise, Registrierung - einzuhalten. Zusätzlich werde ein Landeverbot für Flüge verhängt.
  • Auch die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika auf ein absolutes Minimum beschränken. Brüssel will den EU-Staaten vorschlagen, den Flugverkehr auszusetzen
  • Auch Großbritannien, Israel, Japan und Indien haben bereits reagiert.

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