APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Missbrauchsverdacht in Eisenbahnmuseum Strasshof

Heute, 12:45 · Lesedauer 3 min

Im Fall des ÖBB-Lokführers, dem sexuelle Übergriffe auf minderjährige Burschen vorgeworfen werden, sind am Dienstag weitere Details bekannt geworden. Der Verdächtige war jahrelang Mitarbeiter des Eisenbahnmuseums Strasshof an der Nordbahn (Bezirk Gänserndorf). Im Museum soll es zu Übergriffen gekommen sein. Das gab der Betreiber des Museums, der Erste österreichische Straßenbahn- und Eisenbahnklub (1. öSEK), bekannt.

"Leider müssen wir mitteilen, dass es durch diesen Mitarbeiter auch in den Räumlichkeiten unseres Museums zu Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen ist", hieß es in einer Pressemitteilung. Als der Vereinsvorstand davon Kenntnis erlangte, sei sofort reagiert worden: "Der betreffende Mitarbeiter wurde umgehend vom Verein ausgeschlossen und es wurde ein Betretungsverbot auf dem gesamten Vereinsgelände erteilt."

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen den Mann, dem im Tatzeitraum 2003 bis 2021 Übergriffe auf Burschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren vorgeworfen werden. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass es aufgrund von Gewaltausübung oder mittels Drohungen zu sexuellen Handlungen gekommen ist. Die Anklagebehörde geht daher gegenwärtig nicht von Fällen von Vergewaltigung oder geschlechtlicher Nötigung aus. Jedenfalls stehen sexuelle Belästigungen, Fälle von Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und der Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses im Raum.

Nach APA-Informationen dürfte es zumindest sechs weitere mutmaßliche Opfer geben, die bereit sind, gegen den Lokführer auszusagen. Die Ermittlungen gegen den Mann waren ins Rollen gekommen, nachdem ein mittlerweile erwachsener Betroffener gegen den ÖBB-Mitarbeiter Anzeige erstattet und Übergriffe geschildert hatte, die ihm als Jugendlichem widerfahren waren.

Der tatverdächtige Triebfahrzeugführer wurde von den ÖBB vom Dienst freigestellt bzw. suspendiert, nachdem man im Frühjahr von den gegen ihn gerichteten Anschuldigungen Kenntnis erlangt hatte. Ein Entlassungsverfahren wurde eingeleitet. In Kontakt zu den von den Übergriffen Betroffenen dürfte der Mann in erster Linie über das Eisenbahnmuseum gekommen sein, wo er immer wieder Burschen kennen lernte, die sich für das Bahnwesen begeisterten.

Museumsbetreiber "zutiefst erschüttert"

"Tatsache ist, dass er jahrelang im Eisenbahnmuseum Strasshof als Mitarbeiter tätig war. Er galt hier immer als sehr engagiert. Der Museumsbetrieb und das gemeinschaftliche Wirken standen für ihn stets im Vordergrund", teilte der Museumsbetreiber in diesem Zusammenhang mit. Man sei "zutiefst erschüttert" über die Vorkommnisse und habe darauf reagiert: "Als Sofortmaßnahme wurden drei Ombudspersonen ernannt, an die sich in jeglicher Situation vertrauensvoll gewandt werden kann. Weiters stehen wir seit Monaten mit dem Landeskriminalamt Wien in engem Kontakt, unterstützen die laufenden Ermittlungen und wollen so auch zu einer lückenlosen Aufklärung beitragen."

Der 1. öSEK ist ein gemeinnütziger Verein mit rund 450 Mitgliedern, darunter etwa 150 ehrenamtlich tätige Personen. Zentrales Anliegen des Vereins sei "ein generationenübergreifendes Miteinander, um die Geschichte der österreichischen Eisenbahn am Leben zu erhalten und auch das Wissen damit an die Jugend weiterzuvermitteln", wurde betont.

Zusammenfassung
  • Ein ÖBB-Lokführer wird verdächtigt, zwischen 2003 und 2021 im Eisenbahnmuseum Strasshof sexuelle Übergriffe auf mindestens sechs Burschen im Alter von 14 bis 17 Jahren begangen zu haben.
  • Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde der Mitarbeiter sofort vom Museumsverein ausgeschlossen, erhielt ein Betretungsverbot und die ÖBB suspendierten ihn, während ein Entlassungsverfahren läuft.
  • Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen sexueller Belästigung und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses, es gibt aber laut Angaben keine Hinweise auf Vergewaltigung oder Nötigung.