Israel-Iran
Israel griff erneut iranische Atomanlage an
Am Samstag im Morgengrauen seien dabei "keine schädlichen Materialien ausgetreten", wurde ein örtlicher Beamter zitiert. Israel hat die Atomanlage Isfahan im Zentraliran angegriffen.
Die meisten Explosionen seien im Zusammenhang mit der Luftabwehr gestanden. Bei einem Angriff in Qom tötete Israel nach eigenen Angaben einen Kommandanten einer Spezialeinheit der Revolutionsgarden.
Iran will nicht verhandeln
Trotz möglichen Kriegseintritts der USA an der Seite Israels lehnt der Iran laut Außenminister Abbas Araghchi Verhandlungen ab, solange Israels Angriffe andauerten. Israels Führung zeigt jedoch keine Anzeichen, die vor einer Woche begonnene Militärkampagne einzustellen.
"Wir müssen uns auf einen länger dauernden Einsatz einstellen", sagte Israels Generalstabschef Eyal Zamir. "Wir haben den komplexesten Einsatz unserer Geschichte begonnen." Israel schätzt, dass seine Angriffe im Iran die Entwicklung einer Atombombe durch die Islamische Republik um Jahre verzögert haben.
"Ich glaube, laut den Einschätzungen, die wir hören, haben wir die Möglichkeit für sie, eine Atombombe zu erlangen, bereits um mindestens zwei oder drei Jahre verzögert", sagte der israelische Außenminister Gideon Saar in einem "Bild"-Interview. Israel habe viel erreicht, werde aber "nicht aufhören, bis wir alles getan haben, was möglich ist, um diese Bedrohung zu beseitigen", sagte Saar.
Israels Außenminister: Iran täuscht die Welt
In einem anderen Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK sagte er: "Wir werden nicht zulassen, dass der Iran wie Nordkorea wird. Der Iran hat versucht, den Weg Nordkoreas einzuschlagen, weil er glaubt, dass die Sicherheit seines Regimes durch Atomwaffen gewährleistet wird. Aber wir werden das im Iran nicht zulassen".
Auf die Frage von NHK, ob Israel bereit sei, eine diplomatische Lösung im Konflikt mit dem Iran zu akzeptieren, sagte Saar: "Persönlich glaube ich nicht, dass der Iran eine (diplomatische) Lösung anstrebt. Der Iran versucht, die internationale Gemeinschaft zu täuschen".
US-Präsident Donald Trump hält die jüngsten Vermittlungsbemühungen der Europäer für nicht zielführend. "Der Iran will nicht mit Europa sprechen. Sie wollen mit uns sprechen. Europa kann dabei nicht helfen", sagte Trump auf die Frage eines Journalisten, ob die Gespräche der Europäer hilfreich gewesen seien.
Es gebe aktuell Kontakte der USA mit dem Iran, und man werde sehen, was passiere. Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten sich am Freitag in Genf mit ihrem iranischen Kollegen Araghchi getroffen. Die Europäer und auch Teheran wollen die Gespräche fortsetzen.
Trump: Israel "gewinnt" den Krieg aktuell
Araghchi betonte allerdings: "Solange die Angriffe Israels andauern, werden wir mit keiner Partei verhandeln." Zu einer Forderung aus Teheran, wonach es vor Verhandlungen eine Waffenruhe bräuchte, sagte Trump, es sei schwierig, das von Israel zu verlangen, weil Israel in dem Krieg aktuell gewinne. Eine solche Forderung wäre einfacher, wenn die eine Seite nicht die Oberhand hätte.
Trump will diplomatischen Bemühungen eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge noch rund zwei Wochen Zeit geben, bevor er eine Entscheidung über eine mögliche Kriegsbeteiligung der USA trifft.
Auf dem Weg in sein Wochenende sagte Trump vor Journalisten am Freitag am Flughafen in Morristown im Bundesstaat New Jersey, "zwei Wochen sind das Maximum".
Iran: Wissen nicht, ob wir USA noch vertrauen können
In einem Gespräch mit dem US-Sender NBC News in Genf zweifelte Irans Außenminister daran, dass Washington an diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges interessiert ist. Araghchi äußerte den Verdacht, dass die USA vorherige Verhandlungen mit der Islamischen Republik nur als Deckmantel für Israels Offensive nutzten.
"Sie hatten vielleicht diesen Plan im Kopf und brauchten die Verhandlungen nur, um ihn zu verschleiern", sagte Araghchi. "Wir wissen nicht, wie wir ihnen noch vertrauen können. Was sie getan haben, war in Wirklichkeit ein Verrat an der Diplomatie", sagte er.
Macron nach Telefonat mit iranischem Präsidenten zuversichtlich
Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigte sich nach einem Telefongespräch mit seinem iranischen Kollegen Masoud Pezeshkian zuversichtlich. "Ich bin überzeugt, dass es einen Ausweg aus dem Krieg gibt, und wir größere Gefahren vermeiden können", schreibt Macron auf dem Nachrichtenportal X. Pezeshkian habe ihn angerufen, und man habe vereinbart, die Verhandlungen zwischen europäischen Staaten und dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm zu beschleunigen. Macron betont zugleich, dass der Iran niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen dürfe. "Es liegt an ihm, alle Zusicherungen abzugeben, dass seine Absichten friedlich sind", so Macron.
Erneute Angriffe
Die israelische Luftwaffe griff unterdessen erneut Ziele im mehr als 1.000 Kilometer entfernten Iran an. Man habe mit einer Serie an Attacken gegen Raketenlager und Abschusseinrichtungen im Landesinneren des Irans begonnen, gab die Armee in der Nacht auf Samstag bekannt.
Bei einem israelischen Angriff auf die iranische Stadt Ghom wurde nach Angaben staatsnaher Medien mindestens eine 16-jährige Person getötet.
Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete das der iranischen Regierung nahestehende Onlineportal "Iran Nuances". Bei dem Angriff sei ein Wohngebäude getroffen worden. Ghom liegt rund 50 Kilometer nördlich der Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Die Anlage gilt als das wichtigste Ziel Israels in dem aktuellen Krieg.
Laut Israel ist bei dem jüngsten Angriff in der iranischen Stadt Qom ein langjähriger Kommandant der Al-Quds-Brigaden, einer Sondereinheit für Auslandseinsätze der mächtigen Iranischen Revolutionsgarden, getötet worden. Es handle sich um Saeed Izadi, der das Palästina-Corps der Al-Quds-Brigaden geleitet habe, erklärt der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Eine Bestätigung der Revolutionsgarden gibt es zunächst nicht.
Im Iran sind der Regierung zufolge seit Beginn des jüngsten Konfliktes mit Israel mindestens 430 Menschen getötet und 3500 verletzt worden. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Nur unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Teheran.
Kurz zuvor hatte der Iran seinerseits Israel mit Raketen angegriffen, die jedoch anscheinend abgefangen werden konnten. Es gab keine Berichte über Einschläge.
Trümmer einer abgefangenen Rakete verursachten Medien zufolge zwar ein Feuer auf dem Dach eines Wohnhauses, Schäden in Wohnungen gebe es aber wohl nicht.
Die Bevölkerung könne die Schutzräume wieder verlassen, teilte das Militär mit. Am Vortag waren bei einem iranischen Raketenbeschuss in der israelischen Mittelmeerstadt Haifa laut dem Rettungsdienst mindestens 23 Menschen verletzt worden, drei davon schwer.
Video: Iranische Bevölkerung wünscht sich Regierungssturz
Zusammenfassung
- Im Krieg zwischen Israel und dem Iran erscheint eine diplomatische Lösung zunehmend ungewiss.
- In der Nacht auf Samstag lieferten sich die Erzfeinde erneute Angriffe.
- Trotz möglichen Kriegseintritts der USA an der Seite Israels lehnt der Iran laut Außenminister Abbas Araghchi Verhandlungen ab, solange Israels Angriffe andauerten.
- Israels Führung zeigt jedoch keine Anzeichen, die vor einer Woche begonnene Militärkampagne einzustellen.