APA/ZEITUNGSFOTO.AT

Gschnitztal in Tirol

Black Hawk im Einsatz: 100 Personen werden aus Hütten geflogen

Heute, 04:51 · Lesedauer 4 min

Mehrere massive Murenabgänge und Hangrutschungen infolge eines heftigen Unwetters mit Hagelfällen haben seit dem späten Montagnachmittag die kleine Gemeinde Gschnitz im hinteren Gschnitztal (rund 460 Einwohner) heimgesucht.

Etwa 25 Bewohner eines Weilers im Bereich Mühlendorf wurden vom Landeshubschrauber Libelle Tirol ausgeflogen, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr zur APA.

In etwa 20 Häuser drang Wasser ein, diese waren vorerst von der Außenwelt abgeschnitten.

Schwer betroffen war besonders auch der Bereich der Pfarrkirche Maria Schnee in der auf rund 1.240 Metern Seehöhe gelegenen Gemeinde.

Von dort bis weiter ins Talinnere nach Mühlendorf gingen sechs Muren mit Geröll- und Gesteinsmassen ab, zwei - nämlich jene bei der Kirche und direkt im Weiler - seien besonders fatal ausgefallen, so Einsatzleiter Lukas Braunhofer.

Dies führte dazu, dass etwa der hintere Bereich der Kirche stark vermurt wurde. Die dort bis nach Mühlendorf verlaufende Gschnitztalstraße (L 10) wurde verlegt, auch eine Fahrradbrücke zerstört.

Black Hawk im Einsatz

Auch die Zugänge zu mehreren Schutzhütten im Gschnitztal seien infolge der Murenabgänge blockiert worden, berichtet ORF Tirol. Rund 100 Personen sollen am Dienstag mithilfe des Bundesheers und eines Black-Hawk-Hubschraubers evakuiert werden.

Betroffen sind demnach die Bremer-, Innsbrucker- und Tribulaunhütte, so der Krisenmanager des Landes Tirol Elmar Rizzoli.

Parallel dazu laufen die Arbeiten zur Wiederherstellung der Straßenverbindungen im schwer betroffenen hinteren Talbereich auf Hochtouren.

Der Gschnitzer Bürgermeister Andreas Pranger erklärte gegenüber dem ORF, dass bereits in der ein Teil der Straße im Bereich der Pfarrkirche freigeräumt wurde. 

Seit Dienstagmorgen um 7.00 Uhr sind erneut Bagger im Einsatz, gegen 8.00 Uhr soll ein Polizeihubschrauber zur Lageerkundung starten.

Bewohner sollen in den Häusern bleiben

Stärker bewohntes Gebiet bzw. die Ortsmitte und damit der Großteil der Bevölkerung sei nach derzeitigem Stand von den Murenabgängen, Hangrutschungen und Überflutungen in Folge der Unwetter großteils verschont geblieben.

Aber auch dort wurden die Menschen am Montag aufgerufen, vorerst in den Häusern zu bleiben und sich zur Sicherheit in höhere Stockwerke zu begeben, wie es seitens des Landes hieß.

Vor der in Mühlendorf erfolgten Evakuierung war der Gschnitzbach teilweise über die Ufer getreten und hatte die Lage zunächst dramatisch zugespitzt.

Offenbar niemand verschüttet und verletzt

Verletzt bzw. verschüttet wurde bisherigen Informationen zufolge in Gschnitz niemand. Auch sollen Häuser nicht direkt von Erdmassen erfasst und zerstört worden sein, sagte der Feuerwehr-Einsatzleiter bzw. Kommandant.

Die heftigen Gewitter hatten offenbar bereits am späten Nachmittag dafür gesorgt, dass Muren abgingen. Es kam zu Hangrutschen und großflächigen Überflutungen von Feldern, auch rund um Häuser.

Geröllmassen donnerten ins Tal, dicht an bewohntem Gebiet vorbei.

AT-Alert und Zivilschutzalarm ausgelöst

Weil dann die Gefahr von weiteren Muren, Hangrutschungen und in Folge auch Überschwemmungen bestand, wurde am frühen Abend AT-Alert und Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich auch von den Dämmen der Fließgewässer fernzuhalten.

"Wir beobachten die Situation genau und sind laufend im Kontakt mit den Einsatzorganisationen", versicherte Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes Tirol. Feuerwehr, Rettung, Polizei und viele weitere Hilfskräfte standen im Einsatz.

https://x.com/unserlandtirol/status/1939740815506776260

Zu Murenabgängen kam es unterdessen auch im Stubaital, konkret in Neustift, auch wenn sie von den Folgen her etwas weniger schwer ausgefallen sein dürften. Auch dort war der hintere Talschluss ab dem Ortsteil Gasteig abgeschnitten.

Zudem wurde der Campingplatz Volderau vorsorglich evakuiert. Die Bewohner im Ortsteil Volderau wurden laut Land angewiesen, sich in den ersten Stock zu begeben.

Video: Hitzewelle in Europa

Zusammenfassung
  • Nach heftigen Unwettern mit Hagel kam es in Gschnitz (Tirol, rund 460 Einwohner) zu mehreren Murenabgängen und Hangrutschungen, wobei etwa 20 Häuser überflutet und rund 25 Bewohner des Weilers Mühlendorf per Hubschrauber evakuiert wurden.
  • Besonders betroffen waren der Bereich um die Pfarrkirche Maria Schnee auf 1.240 Metern Seehöhe und das Mühlendorf, wo sechs Muren abgingen, die Gschnitztalstraße (L 10) verschüttet und eine Fahrradbrücke zerstört wurden.
  • Verletzt oder verschüttet wurde niemand, dennoch wurden AT-Alert und Zivilschutzalarm ausgelöst und die Bevölkerung aufgefordert, in den Häusern und möglichst in höheren Stockwerken zu bleiben.