Großbritannien
Frau jahrelang von Ehemann betäubt und missbraucht
Als eine Britin eines Tages mit ihrem Ehemann aus der Kirche nach Hause kam, beichtete er ihr das Unvorstellbare.
Medikamente des Sohnes
"Ich habe dich vergewaltigt. Ich habe dich jahrelang betäubt und Fotos von dir gemacht", erklärte ihr der Ehemann. Zur Betäubung habe er die Schlafmedikamente ihres Sohnes in ihren Tee geträufelt.
Nachdem der Fall von Gisèle Pelicot vergangenes Jahr die ganze Welt schockiert hatte, ging nun auch die Britin mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Wie sie gegenüber der BBC erzählt, hat sie ihren Ehemann bereits im Teenager-Alter kennengelernt. Er war zehn Jahre älter, ein erfolgreicher Geschäftsmann und im Ort beliebt. Hinter verschlossenen Türen zeigte der Mann aber ein ganz anderes Gesicht: Er sei aggressiv und gewalttätig gewesen.
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Er habe sich nicht unter Kontrolle, wenn er ihr wehtat, rechtfertigte er sich, und leide unter psychischen Problemen. Als sie ihn eines Nachts zur Rede stellte, nachdem er ihr ein Polster aufs Gesicht gedrückt hatte, sagte er: Er wisse nicht, was er tue. Er sei wohl krank.
Elf Jahre Haft für Ehemann
2022 fand in dem Fall schließlich der Prozess statt. Vor Gericht leugnete der Ehemann die Geschichte, die er der Britin gebeichtet hatte. Er behauptete, seine Ehefrau habe die sexuelle Fantasie gehabt, im Schlaf gefesselt zu werden und in dieser Position aufzuwachen, um einvernehmlichen Sex zu haben. Er habe sie unter Drogen gesetzt, bestritt aber, dass er sie vergewaltigen wollte.
Die Geschworenen konnte er davon aber nicht überzeugen. Er wurde zu elf Jahren Haft verurteilt.
Gegenüber der BBC sagt die Britin heute: "Ich möchte, dass andere Menschen verstehen, dass Missbrauch viel öfter im Stillen geschieht, als man denkt."
Video: Statement von Gisèle Pelicot nach der Urteilsverkündung
"Chemical Control": "Größeres Problem, als wir denken"
Wenn Täter:innen Medikamente einsetzen, um ihren Opfern psychischen, emotionalen und physischen Schmerz zuzufügen, wird das als "Chemical Control" (chemische Kontrolle) bezeichnet. Und diese Anwendung sei "ein viel größeres Problem, als wir derzeit wissen", erklärt auch die Professorin Marianne Hester vom Zentrum für Geschlechter- und Gewaltforschung der Universität Bristol.
Fast jedes dritte befragte Opfer gab bei ihrer groß angelegten Studie an, dass ein:e (Ex-)Partner:in ihnen und/oder ihren Kindern absichtlich wichtige Medikamente oder Behandlungen vorenthalten hätte. Und auch im öffentlichen Raum häufen sich die Vorfälle: Zwischen April 2023 und April 2024 gab es in England und Wales 6.732 gemeldete Fälle von "gespikten" Getränken.
Von 2017 bis 2022 hätten sich die Fälle laut Polizei versechsfacht.
Zusammenfassung
- Als eine Britin eines Tages mit ihrem Ehemann aus der Kirche nach Hause kam, beichtete er ihr das Unvorstellbare.
- "Ich habe dich vergewaltigt. Ich habe dich jahrelang betäubt und Fotos von dir gemacht", erklärte ihr der Ehemann. Zur Betäubung habe er die Schlafmedikamente ihres Sohnes in ihren Tee geträufelt.
- Nachdem der Fall von Gisèle Pelicot vergangenes Jahr die ganze Welt schockiert hatte, ging nun auch die Britin mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit.
- "Chemical Control" sei ein viel größeres Problem, als wir derzeit wissen", erklärt auch die Professorin Marianne Hester vom Zentrum für Geschlechter- und Gewaltforschung der Universität Bristol.