Amoklauf in Graz
Täter plante Tat minutiös, trug Headset
Der 21-jährige Arthur A. war introvertiert, lebte zurückgezogen und hatte wenige Sozialkontakte. So beschrieb Michael Lohnegger, Leiter des steirischen Landeskriminalamts, den Amokläufer, der am Dienstag im BORG Dreierschützengasse zehn Menschen tötete und elf weitere verletzte.
Bei der Hausdurchsuchung beim 21-jährigen Arthur A. wurde laut Lohnegger unter anderem ein Plan gefunden, wonach der Täter die Tat minutiös geplant hatte. Ein mögliches Motiv lasse sich daraus nicht ableiten, so der derzeitige Ermittlungsstand. Auch in Abschiedsbrief und - video lasse sich ein solches nicht erkennen.
Täter trug Headset
Der Täter habe laut derzeitigem Stand "wahllos" auf Schüler:innen und Lehrer:innen geschossen. Betroffen waren eine 5. und eine 7. Klasse.
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Unter den Toten befinde sich eine Lehrerin, die ihn in seiner Schulzeit unterrichtet habe. Zu den getöteten Schüler:innen soll er keinen persönlichen Bezug gehabt haben.
Es habe zu seiner Schulzeit laut Ermittlungsstand keine außergewöhnlichen Probleme gegeben, so Lohnegger. Der Täter besuchte die 5. und 6. Klasse - und wiederholte letztere einmal. Vor drei Jahren verließ er die Schule - ohne sie abzuschließen. Zuletzt machte er eine Ausbildung.
Die Pressekonferenz in voller Länge:
Ein weiterer Ansatzpunkt könnte sei, dass der Täter Online-Ego-Shooter spielte und während des siebenminütigen Amoklaufs ein Headset getragen hatte. Dass der Amoklauf gestreamt wurde, konnte aber (noch) nicht nachgewiesen werden. Ob er mit jemandem Kontakt hatte, werde nun ermittelt.
Waffen legal gekauft
Generell dauern die umfangreichen Ermittlungen nach dem Amoklauf noch an. Unter anderem gehe man der Frage nach, ob es Mitwisser gab.
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Feststellen konnte man schon, dass der 21-Jährige ab März Schießübungen bei einem Schützenverein in Graz absolvierte - mit einer Leihwaffe. Im März erhielt er das psychologische Gutachten für die Waffenbesitzkarte, die er im Mai erhielt.
Schon im April hatte er eine Schrotflinte legal bei einem Händler in Graz gekauft, im Mai kaufte er dann die Glock-Pistole.
Tat minutiös geplant
Bei der Hausdurchsuchung wurde - wie berichtet - eine Rohrbombe gefunden. Sie sei aber nicht funktionsfähig gewesen. Der Täter soll in seinen Plänen angemerkt haben, dass er nicht mehr genügend Zeit hatte, um sie fertigzustellen. Warum er glaubte, unter Zeitdruck zu stehen, sei nicht bekannt, so Lohnegger.
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Laut dem Kriminalisten soll Arthur A. die Tat durchgeführt haben, wie von ihm geplant. Er fuhr mit dem Zug zum Hauptbahnhof, ging zu Fuß zur Schule.
Er betrat die Schule durch den Haupteingang und ging auf eine Toilette im dritten Stock, wo er die Waffen (Glock 19 und eine Schrotflinte mit abgesägtem Schaft der Marke Mercury), das Headset und eine Schießbrille sowie einen Waffengurt mit Jagdmesser aus seinem Rucksack nahm.
Dann ging er zunächst in den zweiten Stock, wo Schüsse fielen und dann wieder in den dritten Stock, wo ebenso Schüsse fielen. Im dritten Stock öffnete er einen Klassenraum, indem er auf die abgeschlossene Türe schoss.
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Zusammenfassung
- Der 21-jährige Arthur A. tötete beim Amoklauf im BORG Dreierschützengasse in Graz innerhalb von sieben Minuten zehn Menschen und verletzte elf weitere, wobei er ein Headset trug und die Tat minutiös geplant hatte.
- Die Waffen – eine Schrotflinte und eine Glock-Pistole – wurden nach einem psychologischen Gutachten und Schießübungen im Schützenverein legal erworben; bei der Hausdurchsuchung wurde zudem eine nicht funktionsfähige Rohrbombe gefunden.
- Ein klares Motiv für die Tat ist laut Ermittlern bisher nicht erkennbar, auch nicht aus Abschiedsbrief oder -video, und Hinweise auf einen Livestream des Amoklaufs gibt es bislang nicht.