APA/APA/dpa/Fabian Sommer

Gewaltschutz

Gewalt an Frauen: So kann man Betroffenen helfen

Vor 11 Minuten · Lesedauer 4 min

Der jüngste Femizid an einer 31-jährigen Grazerin - mitten in der aktuell laufenden internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" - erschüttert Österreich. Wie man Betroffenen helfen kann und was vor allem Männer tun können - PULS 24 hat nachgefragt.

Es ist wieder passiert. In Österreich wurde erneut eine Frau Opfer von tödlicher Gewalt. Vergangenes Wochenende entdeckten Ermittler in Slowenien die sterblichen Überreste einer vermissten 31-jährigen Grazer Influencerin in einem vergrabenen Koffer im Wald. 

Dorthin geführt hatte die Ermittler der Ex-Freund der Influencerin, welcher sich nach stundenlanger Einvernahme gegenüber steirischen Kriminalbeamten geständig zeigte. 

Laut den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern (AÖF) ist es der 15. Femizid in diesem Jahr.

Heuer 15 Femizide, 34 schwere Gewalttaten gegen Frauen

"Femizide sind nur die Spitze der Gewaltpyramide; bevor es zu Femiziden kommt, muss alles darangesetzt werden, vorab schon Maßnahmen zu treten, um verbale, körperliche, sexuelle und ökonomische Gewalt an Frauen zu bekämpfen", sagt Maja Markanović-Riedl, Geschäftsführerin von AÖF im Interview.

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen in Österreich verdeutlicht einmal mehr, dass Gewalt gegen Frauen ein großes Problem in der Gesellschaft darstellt: 15 Femizide und 34 schwere Gewalttaten gegen Frauen gab es 2025 bereits.

Laut AÖF ist jede dritte Frau von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Mehr als jede vierte Frau hat laut AÖF sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Mehr als jede fünfte Frau in Österreich ist von Stalking betroffen. 

Meist sind die Täter Männer, die den Frauen besonders nahe standen, etwa wie der Partner, Ex-Partner oder ein Familienmitglied. Statistiken zeigen, dass das eigene Zuhause der gefährlichste Ort für Frauen ist.

Aus einer Gewaltspirale auszubrechen ist nicht so einfach, wie es sich manche vielleicht denken. Es braucht viel Mut und Unterstützung. 

So schützt man von Gewalt betroffene Frauen

Wie handelt man jetzt aber am besten, wenn man merkt, dass die eigene Nachbarin, Freundin oder Bekannte Gewalt ausgesetzt ist? Der AÖF rät, zunächst einmal die Person vorsichtig und ohne Druck auf das Thema anzusprechen.

Ein Beispiel dafür: "Ich mache mir Sorgen um dich. Ich bin für dich da, falls du Unterstützung brauchst." Außerdem sei es wichtig, aufmerksam zuzuhören und darüber zu sprechen, dass Gewalt keine Privatsache ist. "Glauben Sie der Betroffenen, ohne zu urteilen", heißt es auf AÖF-Anfrage.

Betroffenen müsse signalisiert werden, dass Gewalt von ihrem Umfeld wahrgenommen und nicht geduldet wird. Zudem soll ihnen vermittelt werden, dass sie keine Schuld daran tragen, Opfer von Gewalt geworden zu sein.

Weitere Empfehlungen von AÖF:

  • Bei akuter Gefahr hat die Sicherheit oberste Priorität, daher: in Notfällen die Polizei unter 133 zu kontaktieren.
  • Auf professionelle Unterstützungsangebote hinweisen, etwa die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555, die rund um die Uhr, anonym und kostenlos erreichbar ist. Die Beraterinnen können an spezialisierte Frauen- und Mädchenberatungsstellen oder Gewaltschutzzentren weitervermitteln.
  • Auch Angehörige können sich an die Frauenhelpline wenden, um sich beraten zu lassen.

Video: Influencerin verschwunden: Gewalt an Frauen erneut im Fokus

Männer können Gewalt beenden

Gewalt gegen Frauen ist laut "Amnesty International" kein individuelles Problem, das nur betroffene Frauen etwas angeht, sondern "eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung." Bildung und Bewusstsein seien der "erste Schritt zur Veränderung."

Vor allem Männer sind "aufgefordert, ihr Verhalten kritisch zu reflektieren und sexistische Witze oder Grenzverletzungen nicht zu normalisieren", hieß es auf Anfrage beim AÖF.

Wer problematisches Verhalten beobachtet, sollte es ansprechen und auf Beratungs- und Hilfsangebote hinweisen. Entscheidend seien laut dem Verein unter anderem auch präventive Bildungsmaßnahmen, von Workshops in Schulen bis zu Trainings am Arbeitsplatz sowie die konsequente Verankerung von Gleichberechtigung und respektvollem Miteinander als gelebter Grundsatz.

alert Hilfe bei häuslicher Gewalt

Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe:

Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133

contact Hilfe bei sexueller Gewalt

Sind Sie Opfer von sexueller Gewalt oder kennen Sie jemanden, der es ist? Hier gibt es Hilfe:

  • Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
  • Notrufnummer für Gehörlose und Hörbehinderte: 0800 133 133
  • Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche: 147 sowie Online-Beratung
  • Kindernotruf: 0800 567 567
  • Online-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen bei sexueller und anderer Gewalt: HelpCh@t 
  • Frauen- und Mädchen-Beratungsstellen in den Bundesländern: Beratung und Unterstützung bei sexualisierter Gewalt
  • Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich: www.kija.at
Zusammenfassung
  • Der jüngste Femizid an einer 31-jährigen Grazerin - mitten in der aktuell laufenden internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" - erschüttert Österreich.
  • Wie man Betroffenen helfen kann und was vor allem Männer tun können - PULS 24 hat nachgefragt.