Ex-Freund gestand
Vermisste Influencerin Stefanie P.: Leiche lag in Koffer im Wald
Markus Haas vom Landeskriminalamt Steiermark skizzierte die Vorgänge der vergangenen Woche anhand der bisherigen Ermittlungsergebnisse nach: Ein Freund des Opfers hatte Sonntagabend bei der Polizei seine Sorge geäußert, weil die 31-Jährige nicht wie vereinbart um 14.00 Uhr zu einem Termin erschienen war.
Als eine Streife bei der Wohnung der Frau eintraf, war lediglich ihr Ex-Freund dort. Er gab an, dass er nur auf den Hund seiner ehemaligen Lebensgefährtin aufpasse. Die Influencerin war zu diesem Zeitpunkt wohl schon seit Stunden tot.
Nachbarn hörten lautstarken Streit
"Am Türstock wurden geringe Blutabriebspuren gefunden", sagte Haas. Eine Spurensicherung wurde durchgeführt, aber es konnten keine weiteren Hinweise auf ein Gewaltverbrechen in der Wohnung gefunden werden. Daraufhin sei das Mobiltelefon der Frau geortet und im Grazer Bezirk Eggenberg gefunden worden.
Von der Frau fehlte aber immer noch jede Spur. Nachbarn gaben gegenüber der Polizei an, dass sie Sonntagfrüh gegen 8.00 Uhr einen lautstarken Streit in der Wohnung der Frau wahrgenommen hätten. Eine andere Zeugin wiederum hatte beobachtet, wie der Ex-Freund nur zwei Stunden nach dem Streit, gegen 10.00 Uhr, "mit einer Art Plane oder Teppich auf der Schulter" das Wohnhaus verlassen habe.
Da der 31-Jährige nun unter Tatverdacht stand, suchte die Polizei nach ihm. In der Wohnung der Grazerin war er aber nicht mehr anzutreffen. In der Wohnung seiner Mutter, bei der er zuletzt geschlafen hatte, war nur sein Mobiltelefon. Montagabend wurde er schließlich gefunden - am Parkplatz eines Casinos an der Grenze in Spielfeld. Sein Auto brannte.
Auto angezündet
Der Verdächtige wurde festgenommen, stritt aber zunächst ab, mit dem Verschwinden der Frau etwas zu tun zu haben. Bisherige Ermittlungen zeigen aber, dass er ihre Leiche noch am Sonntag am Rücksitz in seinem Pkw über die Grenze nach Slowenien gebracht haben dürfte. Wenig später reiste er wieder zurück nach Österreich und in die Wohnung seines Opfers. Dort wurde er dann von den Polizisten angetroffen und meinte, dass er die Schlüssel zur Wohnung habe, weil er gelegentlich auf den Hund aufpasse.
Da er wusste, dass die Polizei bereits nach der Frau suchte, dürfte er sich gleich am Montag dazu entschieden haben, Spuren zu verwischen. Am Casinoparkplatz, der sich auf slowenischem Staatsgebiet befindet, schüttete er Brandbeschleuniger in den Innenraum seines Wagens und zündete ihn an, sagte Stanko Vidovič von der Polizei in Maribor.
Dann sei er ins Casino gegangen und habe Angestellte gebeten, beim Löschen der Flammen zu helfen. Das alles blieb von der Polizei nicht unbemerkt: Eine slowenische Streife nahm den Mann, gegen den bereits ein Haftbefehl erlassen worden war, fest.
Obduktion in Graz
Gegenüber den slowenischen Beamten machte der Verdächtige dann allerdings keine Angaben. Erst als er am Freitag an die österreichische Polizei ausgeliefert wurde, brach er sein Schweigen. Wohl auch, weil die Ermittler in der Zwischenzeit eine Reihe von belastenden Beweisen - teils auf sichergestellten Datenträgern - vorlegen konnten.
Der 31-Jährige gestand schließlich, die Frau getötet zu haben. Das Motiv und die genauen Umstände sind bisher nicht klar. Diese werden noch überprüft, sagte Ermittler Haas. Am Samstag zeigte der gebürtige Slowene den Beamten schließlich auf einer digitalen Landkarte den Ort, wo er die Leiche vergraben hat. Und dort wurden die slowenischen Ermittler Samstagmittag auch fündig.
Die sterblichen Überreste der 31-Jährigen werden nun bei der Gerichtsmedizin in Graz untersucht, um die genaue Todesursache zu ermitteln, berichtete Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, bei der Pressekonferenz. Er sagte, dass auch die beiden inhaftierten Angehörigen des Verdächtigen bereits Samstagabend wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden sind.
Stiefvater und Bruder könnten von Tötung gewusst haben
"Die Verdunkelungsgefahr fiel weg", so Kroschl, denn die Leiche war gefunden und der Verdächtige geständig. Laut Haas würden allerdings Hinweise vorliegen, dass der Bruder und der Stiefvater von der Tötung und dem Verstecken der Leiche wussten. Eine direkte Tatbeteiligung sei aber so gut wie ausgeschlossen. Der 31-jährige Ex-Freund der Grazerin wurde mittlerweile in die Justizanstalt Graz-Jakomini gebracht.
Über das Verhältnis des ehemaligen Paares ist bisher bekannt, dass es sich um eine On-Off-Beziehung gehandelt haben dürfte - die beiden waren immer wieder mal zusammen, dann aber auch wieder getrennt. Zum Zeitpunkt des Todes der Grazerin waren die beiden getrennt, bestätigte die Polizei entsprechende Nachfragen der Medien.
In Kampagnenzeit "16 Tage gegen Gewalt"
Landespolizeidirektor Gerald Ortner zeigte sich betroffen: "Es ist nun traurige Gewissheit", dass die 31-Jährige tot ist. Besonders erschütternd sei, dass die Tat genau in die internationale Kampagne "16 Tage gegen Gewalt" falle. Er wie auch die anderen Teilnehmer der Pressekonferenz hob er die ausgezeichnete Zusammenarbeit der slowenischen und steirischen Behörden hervor, die maßgeblich zur raschen Aufklärung beigetragen hätte.
Zusammenfassung
- Die seit knapp einer Woche vermisste 31-jährige Influencerin aus Graz wurde am Samstag tot in einem Koffer im slowenischen Wald gefunden.
- Ihr 31-jähriger Ex-Freund gestand nach seiner Auslieferung an die österreichische Polizei, die Frau getötet und die Leiche ins Ausland gebracht zu haben.
- Die Polizei fand am Sonntag geringe Blutspuren am Türstock der Wohnung, aber keine weiteren Hinweise auf ein Gewaltverbrechen vor Ort.
- Der Verdächtige wurde am Montagabend nach dem Anzünden seines Autos auf slowenischem Staatsgebiet in der Nähe eines Casinos festgenommen.
- Das Motiv und die genauen Umstände der Tat sind noch unklar, die Ermittlungen sowie die Obduktion der Leiche laufen weiter.
