Europäischer Drogenbericht
Mehr Drogentote und immer mehr synthetische Drogen
Der europäische Drogenmarkt entwickle sich rasant, heißt es im neuen Europäischen Drogenbericht 2025. Die Drogen werden reiner, wirken also intensiver und schneller. Auch die Palette der Substanzen habe sich vergrößert.
Zudem habe sich die Verfügbarkeit aller Substanzen in ganz Europa erhöht.
Kokain-Sicherstellung in Bananen
Vor allem die Kokain-Sicherstellungen steigen jährlich. Im Jahr 2024 meldete Spanien die bisher größte Beschlagnahmung von Kokain in einer einzigen Sendung – 13 Tonnen, die in Bananen mit Ursprung in Ecuador versteckt waren.
Nach wie vor ist Kokain die am zweithäufigsten konsumierte illegale Droge Europas. 2,7 Millionen junge Erwachsene (2,7 Prozent der 15- bis 34-Jährigen) gaben im vergangenen Jahr an, Kokain konsumiert zu haben.
Auch die Verfügbarkeit von Kokain steigt in Europa. So haben sich Schmuggler zuletzt auf kleinere Häfen spezialisiert. Und es werden immer mehr sogenannte "Kokainlabore" ausgehoben. Sprich: Unfertiges Kokain wird nach Europa geschmuggelt und in den Laboren fertiggestellt.
Die Drogenagentur der Europäischen Union (EUDA), die den Drogenbericht erstellt, schätzt, dass etwa 4,5 Millionen Europäer:innen im vergangenen Jahr Kokain konsumiert haben.
Video: Rekordanstieg bei Drogentoten
Kokain immer mehr von Jüngeren konsumiert
Auch Ewald Lochner, Sucht- und Drogenkoordination in Wien, spricht im PULS 24 Interview von einem "Trend zur Steigerung bei Stimulanzien wie Kokain". Er spricht ebenso von einer größeren Verfügbarkeit, wodurch der Preis sinkt und das Kokain daher mehr Zielgruppen darauf zurückgreifen.
Kokain sei eine Droge, die "beim Ausgehen" konsumiert wird, kommt also eher in Städten vor, ergänzt er.
Auch in Wien würden immer mehr junge Menschen Kokain konsumieren, so Lochner.
Cannabis nach wie vor Nummer Eins
Größer ist die Zahl bei Cannabis. Geschätzt wird, dass rund 24 Millionen Europäer:innen 2024 Cannabis konsumiert hat. Cannabis ist nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Europa.
Schätzungen zufolge konsumieren etwa 1,5 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union (4,3 Millionen Menschen) täglich oder fast täglich Cannabis.
Auch halbsynthetische Cannabinoide verbreiten sich in Europa schnell. Sie werden hauptsächlich in aromatisierten Esswaren, wie Gelees, und Vapes konsumiert.
Das Hauptproblem bei Cannabinoide: Die Auswirkungen des Konsums sind noch wenig erforscht. Berichte deuten darauf hin, dass die Substanz eine cannabisähnliche Wirkung haben. Aber auch Vergiftungen sind nach ersten Erkenntnissen möglich.
Über 7.000 Drogentote 2023
Zu drogenbezogenen Todesfällen tragen Cannabis und Kokain laut Bericht tendenziell nicht bei. Vielmehr werden Opioide in Kombination mit anderen Substanzen mit etwa Überdosierungen in Verbindung gebracht.
2023 verzeichnete man in Europa knapp 7.500 Drogentote. Im Jahr 2022 waren es noch 6.392 Tote. Also ein leichter Anstieg, wobei einige Länder noch nicht ihre Werte vorgelegt haben.
Den größten Anstieg an Drogentoten verzeichnete man in Deutschland, Lettland, Finnland, Norwegen und der Türkei. In Österreich gab es 2023 insgesamt 256 Drogentote. Davon waren rund 25 Prozent noch unter 25 Jahre alt - ein relativ hoher Wert.
Oft wurden zuvor mehrere Substanzen eingenommen, bei 132 der Toten war Heroin oder Morphium involviert. Heroin soll 2023 schätzungsweise bei europaweit 1.200 drogenbezogenen Todesfällen konsumiert worden sein.
Auch andere Opioide wie Methadon und in geringerem Maße Buprenorphin, opioidhaltige Schmerzmittel und andere synthetische Opioide, werden mit Überdosierungen in Verbindung gebracht.
Besonders alarmierend seien außerdem die Entwicklungen der synthetischen Opioide. Seit 2009 wurden 88 neue Varianten dieser hochwirksamen Stoffe in Europa nachgewiesen, darunter zahlreiche Nitazene, die mit tödlichen Überdosen in Verbindung stehen, vor allem in den baltischen Staaten.
Video: Problematischer Alkoholkonsum in Österreich
Alkohol und Nikotin in Österreich "größte Problem"
In Österreich habe man nach wie vor das "größte Problem" mit legalen Drogen - also Alkohol und Nikotin. "14 Prozent der Österreicher:innen haben einen ganz hochproblematischen Alkoholkonsum", so Lochner.
Bei Nikotin würden Nikotinbeutel und E-Zigaretten den Konsum derzeit wieder erhöhen.
Lochner sehe in dem neuen Drogenbericht "keine anderen Entwicklungen". Wichtig sei es aber, auf die Trends zu reagieren.
Der "Europäische Drogenbericht" basiert auf Studien aus den Jahren 2013 bis 2024. Die meisten Daten stammen aber aus dem Jahr 2023 und aus 29 Ländern.
Zusammenfassung
- Die Zahl der Drogentoten stieg laut dem "Europäischen Drogenbericht 2025" an.
- Auch der Kokain-Konsum besorgt die Europäische Drogenagentur - 2024 beschlagnahmte man die bisher größte Menge an Kokain.
- In Österreich seien Alkohol und Nikotin nach wie vor "das größte Problem".