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Allzeithoch

Wie groß ist die "Koks-Lawine", die auf Europa zurollt?

Heute, 15:32 · Lesedauer 3 min

Es wird intensiver und billiger. Der "Schnee" alias Kokain entwickelt sich in Europa zu einer Lawine, so die Befürchtung. In Österreich stieg die Zahl der Sicherstellungen zuletzt an. Von einer "akuten Bedrohung" wollen Experten im PULS 24 Gespräch aber noch nicht sprechen.

"Weißes Gold", "Schnee", "Coca", "Charlie". Kokain hat in der Wiener Partyszene viele Namen. Schon lange hat es bei Freizeitusern Bestand. Seit Jahren dominiert es in Europa. So sehr, dass der Präsident des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) zuletzt gar von einer "Kokain-Schwemme" sprach.

Auch hierzulande häuften sich die Berichte über Kokain-Sicherstellungen. Sie stiegen laut dem Bundeskriminalamt auf 150 Kilo pro Jahr an. 2020 waren es noch 60 Kilo. "Es ist unbestritten, dass man auch in Österreich einen Anstieg verzeichnet", so Daniel LichteneggerLeiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BKA). 

Gleichzeitig halte er nichts von "Superlativen" wie "Kokain-Schwemmen". "Man muss das austarieren, es gab auch Groß-Sicherstellungen". 

Zudem sei die Situation in Deutschland eine andere. In Österreich gibt es keine Häfen, daher sind die Sicherstellungen in Deutschland dementsprechend größer. 

Koks-Handel in Europa floriert 

Er merke jedoch schon, dass sich der Markt für Kokain zunehmend auf Europa verlagert. So gibt es mittlerweile auch schon sogenannte "Kokain-Labors". Sprich: Unfertiges Kokain wird nach Europa geschmuggelt und in den Laboren fertiggestellt. 

Zahl der Menschen mit Kokain-Erfahrung verdoppelt

Der Handel in Europa floriert wohl, weil auch der Bedarf steigt, erklärt Martin Busch, Leiter des Kompetenzzentrums Sucht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG).

So hat sich die Zahl jener Menschen, die schon einmal in ihrem Leben Kokain konsumiert haben, von 2015 auf 2022 nahezu verdoppelt

Die Beliebtheit der Stimulans führt er unter anderem auf die Schnelllebigkeit in der Gesellschaft zurück. "Es muss alles schneller und besser funktionieren", meint er. Kokain ist ein Upper, also eine aufputschende Droge, die Euphorie auslöst und die Aufmerksamkeit erhöht. 

Video: Kriminalität in Europa - Kokain, Schmuggel, Geldwäsche

Der "Schnee" wird intensiver und billiger 

Dass sich Kokain so schnell verbreitet, hat auch was mit Qualität und Preis zu tun. In den vergangenen Jahren habe die Qualität im Straßenverkauf, sprich die Reinheit der Droge, zugenommen, erklärt Busch. Es wirkt also intensiver und schneller

Dazu kommt: Koks ist im Vergleich zu anderen Produkten billig. Zwar zählt Koks nach wie vor zu den teureren Drogen. Es sei aber eins der wenigen Produkte, die während der Inflation billiger geworden sind.

"Im Straßenverkauf bekommt man ein Gramm durchschnittlich für 50 Euro, wobei der Preis je nach Händler zwischen 40 und 120 Euro variieren kann". 

Der "Schnee" ist also intensiver und kostengünstiger zugleich. Ein Problem? So würde es Busch nur bedingt formulieren. Ein "langfristiger Trend", meint er. Aber "keine akute Bedrohung". 

Zusammenfassung
  • Es wird intensiver und billiger. Der "Schnee" alias Kokain entwickelt sich in Europa zu einer Lawine, so die Befürchtungen.
  • In Österreich stieg die Zahl der Sicherstellungen zuletzt an.
  • Von einer "akuten Bedrohung" wollen Experten im PULS 24 Gespräch aber noch nicht sprechen.