Hilfe für Bebenopfer: "Wir waren vorbereitet"

Marcus Bachmann von "Ärzte ohne Grenzen" war am Mittwoch zu Gast bei "Milborn". Dort sprach er über die Arbeit im türkisch-syrischen Katastrophengebiet und ein "Nadelöhr", das die Hilfe für die Menschen extrem schwer macht.

Die ersten Hilfskräfte treten nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien ihre Rückreise an, etwa die 82 Soldaten des österreichischen Bundesheers. Für "Ärzte ohne Grenzen" stehen herausfordernde Monate noch bevor, wie Marcus Bachmann bei in "Milborn" bei Corinna Milborn erklärt. 

Schon vor dem Beben sei die Lage in der Region katastrophal gewesen, beschreibt Bachmann. In der vom Beben betroffenen Region leben rund 4,5 Millionen Menschen, rund eine Million davon in Zelten. Grund dafür ist der Krieg in Syrien, der seit 2011 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben hat. Vor allem in Nordsyrien gestaltet sich deshalb die Hilfsarbeit besonders schwierig. "Es gibt mehrere Syriens", sagt Bachmann, weil die Gebiete teilweise von unterschiedlichen Rebellengruppen kontrolliert werden. 

Grenzübergang als "Nadelöhr"

Eine große Herausforderung für die Hilfskräfte ist die Grenze zwischen Syrien und der Türkei. Ein "programmiertes Nadelöhr", wie Bachmann es nennt. Durch eine UN-Resolution ist nur ein einziger Grenzübergang für Hilfskräfte passierbar. Dieser sei die "Nabelschnur für 4,5 Millionen Menschen", so Bachmann. Syriens Diktator Baschar al-Assad blockierte alle weiteren bisher, er dürfte mittlerweile aber eingelenkt haben. So kündigte er an, zwei weitere Grenzübergange für drei Monate zu öffnen, um die Hilfe zu erleichtern.

Notfalllager für bekannte Szenarien

"Ärzte ohne Grenzen" sei in der Region auf bekannte Szenarien vorbereitet gewesen, sagte Bachmann. Auch für ein Erdbeben sei vorgesorgt worden - etwa durch Notfalllager. Bachmann weiter: "Wir waren vorbereitet und haben auch innerhalb der ersten sechs Stunden 23 anderen Gesundheitseinrichtungen in der Zone lebensrettende Medikamente, chirurgische Kits, Traumakits, Amputationskits und Anästhesiematerial zur Verfügung stellen können, damit sie Patient:innen erstversorgen können."

Nach dem ersten Schock für die Betroffenen setze nun die wichtige Phase der psychologischen Begleitung ein. Diese sei laut Bachmann "ganz ganz entscheidend". Nach der kritischen Erstversorgung folgen jetzt Monate der Rehabilitation, etwa wenn die Menschen den Umgang mit Prothesen lernen müssen. 

Bundesheer wieder auf der Heimreise

Das österreichische Bundesheer unterstützte die Suche nach Überlebenden unter den Trümmern mit einer Spezialeinheit, die mittlerweile wieder die Rückreise angetreten hat. Grund für die Abreise war unter anderem auch die unübersichtliche Sicherheitslage für die österreichischen Einsatzkräfte. Es habe laut der Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) auch "Schüsse in der Umgebung" gegeben, erzählt sie bei "Milborn".

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn

Die Soldaten vor Ort hätten die Lage "aber sehr rasch im Griff" gehabt. Die Soldaten seien nicht in Gefahr gewesen, betonte Tanner. Für die Angehörigen sei dies aber eine große Belastung. Österreichische Einsatzkräfte retteten neun Menschenleben, rund 50 sei "geholfen" worden. Deshalb fiel die Bilanz des Einsatzes von Tanner sehr positiv aus. 

Die ganze Folge "Milborn - Das PULS 24 Polit-Gespräch" zum Nachschauen:

ribbon Zusammenfassung
  • Marcus Bachmann von "Ärzte ohne Grenzen" war am Mittwoch zu Gast bei "Milborn". Dort spricht er über die Arbeit im Katastrophengebiet und ein "Nadelöhr", das die Hilfe für die Menschen extrem schwer macht.
  • Was auf die Hilfsorganisation in dem Katastrophengebiet zukommt und wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) den Bundesheer-Einsatz bilanziert, lesen Sie im Artikel.