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Wien Energie: Boltz vermutet mangelhaftes Risiko-Management

Der ehemalige Chef der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, meint, die Wien Energie habe bei ihren Geschäften an der Strombörse mangelhaftes Risiko-Management an den Tag gelegt.

Die Wien Energie habe "ihr Risiko nicht im Griff" und "offensichtlich zu große Volumina gehandelt", sagte er am Mittwoch in der "ZIB 2". Für die Aufklärung einiger "Ungereimtheiten" bedürfe es aber noch einer "detaillierten Analyse".

Grundsätzlich sei die Art der Geschäfte, die die Wien Energie an der Börse macht, in der Branche üblich. Zu hinterfragen sei Boltz zufolge aber, ob die Geschäfte tatsächlich in ihrem Ausmaß notwendig waren. Unklar sei vor allem, warum der Energieversorger nicht rechtzeitig seine Volumina an der Börse Zug um Zug zurückgefahren habe. Als die Strompreise gestiegen sind, seien massive Nachzahlungen an Sicherheiten absehbar gewesen.

Das sei keine unerwartete Entwicklung gewesen, immerhin seien die Preise an der Strombörse bereits seit Anfang März laufend gestiegen. Angesichts dessen hätte das Risiko-Management der Wien Energie bereits in dieser Frühphase reagieren müssen, so Boltz. In der "Tiroler Tageszeitung" (Mittwochausgabe) bezeichnete Boltz das Risiko-Management des Energieversorgers als "entweder total unfähig" oder dass "keiner im Aufsichtsrat ihnen zugehört" habe.

Mit "vernünftigem Risiko-Management" keine Finanzhilfe notwendig

Das Geschäftsvolumen zurückzufahren wäre im März oder April noch mit "relativ kleinen" Finanz-Aufwendungen möglich gewesen, schätzt der ehemalige E-Control-Chef, der aktuell als Berater für das Energieministerium tätig ist. Möglicherweise wären dadurch Verluste entstanden, aber in einer "ganz anderen Größenordnung" als sie derzeit diskutiert werden. Mit einem "vernünftigen Risiko-Management" hätte man die finanziellen Verpflichtungen in Wien selbst managen können, ohne eine "massive Finanzhilfe" des Bundes.

Es gebe jedenfalls noch "Ungereimtheiten" hinsichtlich der Geschäfte der Wien Energie. "Ob das jetzt Pech oder schlechtes Management war oder falsche Annahmen, kann man von außen ohne detaillierte Analyse wirklich nicht sagen", relativierte Boltz schließlich seine vorangegangene Kritik.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wien Energie habe "ihr Risiko nicht im Griff" und "offensichtlich zu große Volumina gehandelt.
  • Es bedarf einer "detaillierten Analyse" zur Aufklärung. Grundsätzlich seien die Geschäfte "branchenüblich", unklar bleibe jedoch, ob in diesem Ausmaß.