Alfred GusenbauerAPA/HANS PUNZ

Wegen Signa: Gusenbauer tritt aus Strabag-Aufsichtsrat zurück

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Alfred Gusenbauer legt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender beim Baukonzern Strabag mit Jahresende zurück. Auch wegen der Turbulenzen um die Signa.

Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer ist ab dem kommenden Jahr nicht mehr Aufsichtsratschef bei der Strabag. Das gab der Baukonzern am Dienstag per Ad-hoc-Mitteilung bekannt. 

Gusenbauer ist auch Aufsichtsratschef bei der in Schieflage geratenen Signa Holding. Auch deshalb dürfte er sein Mandat zurücklegen. "Ich will vermeiden, dass irgendein Reputationsschatten auf die Strabag fällt, die im Übrigen keine besonderen Geschäftsbeziehungen mit der Signa unterhält", wird Gusenbauer in der Mitteilung zitiert.

"Außerdem fühle ich mich auch gesundheitlich nicht in der Lage, dem enormen Druck und der Verantwortung, die damit verbunden sind, standzuhalten", hieß es außerdem.

Gusenbauer-Engagement in der Kritik

Gusenbauer war seit 2010 Aufsichtsratschef bei der Strabag. Das Engagement von Gusenbauer bei der Signa des Tiroler Investors René Benko war zuletzt mehr als umstritten. Erst recht als das Magazin "News" berichtete, dass der Ex-SPÖ-Chef für die Jahre 2020 bis 2022 Beraterhonorare in Höhe von gut 7 Mio. Euro in Rechnung gestellt habe.

Für Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), nimmt Gusenbauer mit seinem Schritt Druck von der Strabag im Kontext mit der Signa - denn beim Reich von Benko sein man erst am Anfang der Aufklärung.

Gusenbauers Nachfolgerin Kerstin Gelbmann habe jedenfalls Aufsichtsratserfahrung und sei der Gruppe rund um Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner - der auch an der Signa beteiligt ist - und dem Sanierer Erhard Grossnigg zuzurechnen.

Letzterer ist seit kurzem Sprecher des Vorstandes in den beiden aktuell nicht insolventen Benko-Immobiliengesellschaften Signa Prime Selection und in Signa Development Selection.

Deripaska hat Strabag-Anteile abgetreten

Heute war auch bekannt geworden, dass der umstrittene russische Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska seinen 27,8-Prozent-Anteil an der Strabag an eine russische Aktiengesellschaft namens Iliadis JSC übertragen hat. Der Vorstand der Strabag sei heute darüber informiert worden, dass ein Kaufvertrag über sämtliche Anteile der von Deripaska kontrollierten MKAO "Rasperia Trading Limited" (Rasperia) abgeschlossen worden sei, teilte der Konzern mit.

Für Kleinanleger-Vertreter Beckermann sind hier noch einige Fragen offen, aber immerhin sei es das erste Mal, "dass wir einen aktiven Schritt von Deripaska sehen", sagte er zur APA.

Knapp zwei Jahre Bundeskanzler

Gusenbauer war nicht einmal zwei Jahre Bundeskanzler als er 2008 seinen Hut nahm. Innerparteilicher Druck zwang den Niederösterreicher, das Heft an Werner Faymann zu übergeben. Gusenbauer, Jahrgang 1960, startete in den 80er-Jahren eine klassische Parteikarriere.

1984 bis 1990 legte er als Vorsitzender der Sozialistischen Jugend die Basis für seine spätere Rolle und schuf sich das politische Standbein. Das berufliche Standbein bildete daneben die SP-dominierte Arbeiterkammer Niederösterreich, für die der Doktor der Politikwissenschaft lange Jahre tätig war.

ribbon Zusammenfassung
  • Alfred Gusenbauer legt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender beim Baukonzern Strabag mit Jahresende zurück.
  • Auch wegen der Turbulenzen um die Signa.
  • "Ich will vermeiden, dass irgendein Reputationsschatten auf die Strabag fällt", so Gusenbauer.
  • Gusenbauer war seit 2010 Aufsichtsratschef bei der Strabag.