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Warum Banken Sparern trotz Leitzins keine besseren Zinsen geben

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Um die Inflation auszubremsen, dreht die Europäische Zentralbank kräftig an der Zinsschraube. Kredite werden zwar teurer, für Sparer:innen sollten das aber gute Nachrichten sein. Trotzdem zahlen Banken weiterhin kaum Zinsen auf Erspartes.

Jahrelang gab es keine Zinsen auf Erspartes - das hat sich im vergangenen Jahr geändert. Die gestiegenen Leitzinsen der EZB geben den Banken mehr Spielraum, ihren Kund:innen höhere Zinsen auf ihr Erspartes zu zahlen. Der dafür relevante Einlagenzinssatz liegt seit der Erhöhung im Mai bei 3,25 Prozent. 

Wer sein Geld auf ein Sparkonto bei der Bank legt, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  • Tagesgeld: Dabei kann man täglich auf sein Geld zugreifen, bekommt dabei aber deutlich weniger Zinsen.
  • Festgeld: Hier kann man je nach Angebot der Bank sein Geld monate- oder jahrelang parken - hat dann aber keinen Zugriff auf das Geld. Der Vorteil: Die Zinsen sind attraktiver. Der Nachteil: Man muss sich vorab Gedanken machen, ob man das Geld nicht doch schon früher brauchen könnte.

Weiterhin quasi keine Zinsen auf Erspartes

Wenn man die Angebote großer österreichischer Banken vergleicht, macht sich jedoch Ernüchterung breit. Wer täglich auf sein Erspartes zugreifen möchte, bekommt bei vielen Banken weiterhin quasi Null-Zinsen.

Bei der Ersten Bank gibt es auf ein täglich fälliges Sparkonto 0,02 Prozent pro Jahr, bei der Raiffeisen Landesbank Wien-Niederösterreich erhält man 0,01 Prozent pro Jahr, genauso wie bei der Bawag Psk. Auf PULS 24 Anfrage erklärte die Bawag aber, "demnächst" die Zinsen für täglich fällige Einlagen zu erhöhen.

Die Kunden haben es eigentlich selbst in der Hand.

Michael Murg, Leiter des Instituts für Bank- und Versicherungswirtschaft der FH Joanneum

Verhalten der Kund:innen schlecht für den Wettbewerb?

In anderen europäischen Ländern zahlen Banken schon deutlich mehr Zinsen auf Spareinlagen. Warum aber in Österreich nicht? Die Banken "müssen nicht, weil die Kunden so träge sind", sagt Michael Murg, Leiter des Instituts für Bank- und Versicherungswirtschaft der FH Joanneum, gegenüber PULS 24.

Weil die Meisten ein "sehr großes Vertrauen" in die eigene Hausbank haben, müssten die Banken weniger um ihre Kund:innen wetteifern. Viele seien schlicht nicht bereit, "für ein paar Euro mehr an Zinsen" die Bank zu wechseln, sagte der Bankenexperte. Daher gebe es keinen Ansporn, einen Wettbewerb um höhere Zinsen zu starten. "Die Kunden haben es eigentlich selbst in der Hand", so Murg. 

Kritik an den ausbleibenden Zinserhöhungen auf Spareinlagen kommt von der Arbeiterkammer: "Die Banken sollen den EZB-Einlagezins von 3,25 Prozent an Kunden weitergeben und daraus nicht auch noch ein Geschäft auf dem Rücken der Sparer:innen machen", fordert sie auf PULS 24 Nachfrage.

Einige Banken mit besseren Konditionen

Einige Direktbanken bieten deutlich bessere Konditionen an. Die Dadat Bank und die Santander Consumer Bank bieten Neukunden beispielsweise 2,35 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Dabei handelt es sich allerdings um eine Neukunden-Aktion für die ersten sechs Monate. Bei der Porsche Bank - die sonst eher fürs Auto-Leasing bekannt ist - gibt es 1,8 Prozent Zinsen.

Wie Murg ausführt, gebe es auch kleine Banken im ländlichen Raum, die ihre Zinsen durchaus erhöht hätten - diese findet man jedoch in Vergleichsportalen nicht. So zahlt die oberösterreichische Oberbank zur Zeit 1,25 Prozent Zinsen auf täglich fällige Sparguthaben. 

ribbon Zusammenfassung
  • Um die Inflation auszubremsen, schraubt die Europäische Zentralbank kräftig an der Zinsschraube. Kredite werden zwar teurer, für Sparer:innen sollten das aber gute Nachrichten sein.
  • Trotzdem zahlen Banken weiterhin kaum Zinsen auf Erspartes.

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