Getty Images/iStockphoto854199558_kl

Wann werden Strom und Gas wieder günstiger?

Der Preis für europäisches Erdgas geht weiter zurück. PULS 24 hat bei den Energieversorgern nachgefragt, wie es um die Energiepreise in Österreich steht.

Am Montag fiel der Marktpreis für europäisches Erdgas erstmals seit Mitte 2021 unter die Marke von 40 Euro je Megawattstunde (MWh). Der richtungsweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat sank am Vormittag bis auf 39,65 Euro. Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2021.

Doch wie sieht es mit den österreichischen Energiepreisen aus? PULS 24 hat bei den führenden österreichischen Energieversorgern nachgefragt, wann die gesunkenen Energiepreise auch bei den Kunden ankommen.

E-Control: Sinkende Endkundenpreise ab 1. April

Die Energie-Control Austria gehe davon aus, dass die Strom- und Gaspreise "in den kommenden Wochen weiter sinken werden", wie gegenüber PULS 24 erklärt wird. Welches Niveau die Preise genau erreichen, könne nicht "exakt vorausgesagt werden" - man erwarte sinkende Endkundenpreise im 2. und 3. Quartal dieses Jahres, also zwischen 1. April und 30. September.

Wien Energie: Erdgaspreis für Neukunden gesenkt

Die Wien Energie senkt mit 1. April den Erdgaspreis für Neukund:innen. Der Preis für den Tarif Optima Entspannt soll dann von 17 Cent auf rund 9 Cent pro Kilowattstunde fallen. Bestandskund:innen ohne Vertragsbindung könnten in diesen Tarif wechseln, so die Wien Energie gegenüber PULS 24. Der Strompreis wiederum bleibe bei rund 34 Cent netto. Die Entwicklungen der Großhandelspreise würden "durch den langfristigen Einkauf" bei Endkund:innen "generell verzögert" ankommen.

Energie Steiermark senkt Gaspreis um 34 Prozent

Die Energie Steiermark reduziert die Erdgas-Rechnungen für Bestandskunden. Mit 1. Mai wird die Kilowattstunde Erdgas auf 11,40 Cent/Kilowattstunde verbilligt. Das entspricht einer Reduktion von 34 Prozent für rund 4.000 Kunden (ihr aktueller Preis: 17,45 ct/kWh) und einer Reduktion von 21 Prozent für alle anderen Haushalts-Kunden (ihr aktueller Preis: 14,40 ct/kWh). 

Man werde "die überaus volatilen Bewegungen an den Märkten weiter genau beobachten und im 4. Quartal gegebenenfalls erneut entsprechende Anpassungs-Schritte setzen". Die aktuelle Senkung ist vorerst bis 31. Dezember befristet. Auch bei Strom wird eine mögliche Senkung geprüft, "hier laufen die Berechnungen gerade", so die Energie Steiermark.

Kelag: Unsere Kunden haben faire Konditionen

Bei der Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (Kelag) liege der Strompreis für Bestandskund:innen "seit fast einem Jahr bei 10,87 Cent/kWh netto" - dieser Preis gelte bis Jahresmitte 2023. Was nach dem 30. Juni 2023 geschehen werde, könne die Kelag derzeit jedoch nicht sagen, da "die Dynamik auf dem Markt nach wie vor sehr groß ist".

In Bezug auf den Gaspreis, bezieht man sich auf die Energie Steiermark: Bei der Kelag würden die Preise für Bestandskund:innen bereits in etwa auf dem Niveau sein, auf dem sie bei der Energie Steiermark ab 1. Mai fallen werden. "Unsere Gaskunden haben aktuell faire Konditionen", so die Kelag. Der aktuelle Gaspreis beträgt hier 12,87 Cent/kWh netto.

Strompreise: Sparen die Österreicher noch?

Energie AG: Entlastungen für Neukunden

Die oberösterreichische Energie AG verweist auf ihre bereits bestehenden Entlastungspakete bei Strom und Gas. Strom-Neukund:innen, die bis zum 31. Jänner 2023 zu Energie AG gewechselt sind, seien automatisch auf den Preis der Bestandskund:innen, also 32 Cent pro Kilowattstunde, umgestellt worden. Auch Gas-Neukund:innen hätten die Möglichkeit gehabt, sich auf den Bestandskund:innen-Preis von 14,35 Cent pro Kilowattstunde umstellen zu lassen.

Für Neukund:innen ab dem 1. Februar liege der Strompreis bei 31,5 Cent und bei Gas bei 13,82 Cent netto pro Kilowattstunde.

EVN kündigt 300.000 Verträge

Um ihren Kund:innen günstige Tarife anzubieten, geht die Energieversorgung Niederösterreich (EVN AG) einen "ungewöhnlichen Weg", wie gegenüber PULS 24 erklärt wird. Mit 1. April 2023 kündigt die EVN AG knapp 300.000 Strom- und Gaskund:innen die Verträge, um "eine weitere Anpassung nach oben zu vermeiden".

Betroffen sind nach Unternehmensangaben Optima Klassik-Tarife. Kund:innen erhalten per Einschreiben ein neues Angebot mit einem Jahr Fixpreis und Bindung. Sie müssen einem neuen Vertrag aktiv zustimmen, ansonsten wird die Energieversorgung mit Ende Juni eingestellt. Ansonsten könnten sie auf einen anderen Tarif umsteigen oder zu einem anderen Versorger wechseln.

Für 1. April wurde eine Erhöhung erwartet. Stattdessen werden nun die betroffenen Strom- und Gas-Tarife mit 30. Juni eingestellt. Im Vergleich zum auslaufenden Optima Klassik-Tarif liegt beim Optima Garant Natur 12 der Grundpreis mit 4,80 Euro pro Monat höher. Der Arbeitspreis sei hingegen beim neuen Angebot mit 31,8 Cent pro Kilowattstunde Strom bzw. 14,1 Cent pro kWh Gas etwas günstiger.

Salzburg AG: Preisentlastung kommt zeitverzögert

Die aktuelle Entspannung bei den Energie-Großhandelspreisen komme "zeitverzögert bei den Kund:innen an", so auch die Salzburg AG gegenüber PULS 24. Weil die Salzburg AG "ihre gesamten Strommengen für 2023 bereits beschafft" habe. Aufgrund des Ukraine-Kriegs könne es jedoch jederzeit zu "unerwarteten Ereignissen und erheblichen Preissprüngen" kommen. Auch die Salzburg AG will Preisvorteile an Kund:innen weitergeben, sobald dies möglich ist.

Aktuell liegt der Strompreis bei der Salzburg AG bei 27 Cent netto pro Kilowattstunde.

Preiserhöhungen bei TIWAG

Bei der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) sind Preiserhöhungen ab 1. Juni beim Strom und ab 1. Juli bei Gas geplant.

Hier wurden die Tarife für Stammkundenhaushalte seit Beginn der Energiekrise nicht erhöht. TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser hatte zuletzt mitgeteilt, dass aber ab Juli auch die Gaspreise von circa 5,9 Cent pro kWh auf 15,8 Cent pro kWh steigen würden. Für Gaskunden mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 10.000 kWh wären es ab Juli um circa 80 Euro mehr.

Nach einem Rechtsgutachten der Tiroler Arbeiterkammer und einem Urteil des Wiener Handelsgerichts zur Strompreiserhöhung des teilstaatlichen Verbunds wollte die TIWAG die geplanten Erhöhungen sowie die Beschaffungsstrategie bis Ende März überprüfen.

Illwerke vkw: Fallende Preise ab Lieferjahr 2025

Auch der Vorarlberger Energieversorger Illwerke-vkw bestätigt, dass die Großhandelspreise für Erdgas zwar gefallen seien, aber immer noch auf einem Niveau liegen, "das ein Mehrfaches der Preise vor der Krise beträgt".

Die Terminmärkte würden aktuell fallende Markpreise "ab dem Lieferjahr 2025" zeigen - diese Entwicklung sei aber immer noch mit "großen Unsicherheiten behaftet", so Quido Salzmann, Leiter Versorgung und Dienstleistung. Zudem würden die Erdgas-Notierungen auf einem Niveau verbleiben, "das fast zweimal höher im Vergleich zu den Notierungen bis 2020" liege, so die Illwerke vkw.

Bezüglich der Strompreise plant auch der Vorarlberger Energieversorger eine Strompreiserhöhung für Haushaltskunden per 1. April von aktuell 10 Cent/Kilowattstunde (netto) auf 24 Cent. Um die Strompreiserhöhung abzufangen, hat die Vorarlberger Landesregierung Anfang März einen Stromkostenzuschuss gesetzlich beschlossen. Durch diesen sollen sich die Strompreise für die Vorarlberger Bürger nicht oder nur geringfügig verteuern.

Ab April steigen hier auch die Erdgaskosten um rund um rund 90 Euro pro Monat (Gerechnet bei einem mittleren Haushalt mit 15.000 kWh Jahresverbrauch).

Strom & Gas: Jetzt Anbieter wechseln?

Kocher erwartet inflationsdämpfende Effekte

Bei Burgenland Energie liegt der Strompreis im Tarif Optima12 bei 23 Cent netto/kWh und der Gaspreis bei 9,99 Cent netto/kWh. Bei der Verbund AG liegt der derzeitige Strompreis für Haushalte und Landwirtschaften bis 100.000 kWh/Jahr bei 39,60 Cent brutto/kWh.

In Bezug auf Gas arbeite der Verbund derzeit daran, ein neues Erdgas-Angebot und alternative Produkte mit fossilen Brennstoffen zur Verfügung zu stellen - für Neukund:innen sei ein Abschluss von Gasverträgen vorübergehend nicht möglich. Weitere Informationen bezüglich der Preisentwicklung hat PULS 24 auf Anfrage von beiden Anbietern nicht erhalten. 

Unterdessen erwartet auch Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) inflationsdämpfende Effekte aufgrund der gesunkenen Energie-Großhandelspreise. Die Preissenkungen müssten aber am Markt auch an die Endkunden weitergegeben werden, sagte Kocher am Dienstag in Richtung der Energieversorger.

Video: Heizen mit Öl und Gas

ribbon Zusammenfassung
  • Der Preis für europäisches Erdgas geht weiter zurück.
  • PULS 24 hat bei den österreichischen Energieversorgern nachgefragt, wie es um die Energiepreise in Österreich steht.