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Signa-Auktion: Zu Besuch in René Benkos Schaltzentrale

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Angesichts der Milliarden-Pleite der Signa Holding wird im Firmensitz in der Wiener Innenstadt derzeit versucht, alles Mögliche zu Geld zu machen - vom Konferenztisch bis zum Kleiderbügel. Ein Lokalaugenschein in der Zentrale der Signa.

Am Freitag schlägt der virtuelle Auktionshammer zu. Der erste Teil des Inventars der Signa-Firmenzentrale im Wiener Palais Harrach wechselt den Besitzer. Auf der Auktionsplattform Aurena finden sich inzwischen 1.114 Exponate. Highlights sind Luxus-Büromöbel, aber gerade bei Kuriositäten wie einer Signa-Türmatte oder einer Schneekugel überschlagen sich die Gebote. Inzwischen kann auch der Weinkeller geplündert werden.

Spektakel Signa: Zu Besuch in Benkos Büro

Am Donnerstag konnten Interessierte die Exponate besichtigen. Schon vor dem Palais weist ein großes Schild auf den richtigen Eingang hin. Dort - nur mit Voranmeldung und dem richtigen Zeitslot - wartet eine Gruppe Teilnehmer:innen, mit Festival-Armbändchen am Handgelenk, auf den Einlass. 

"Kaufen damma nix, schauen wollma aber schon. So ein Fußtackerl um 1.600 Euro ist dann doch a bisserl viel", meint ein Mann, als er sein Zutritts-Bändchen angelegt bekommt. Zwei Männer unterhalten sich, ob sie mitbieten oder nicht. So viel Geld für "symbolischen Unsinn wie die Schmäh-Schneekugel", das müsse dann doch nicht sein. Am Vorabend vor Auktionsschluss liegt das Höchstgebot für eine Schneekugel mit Signa-Logo bei 550 Euro. 

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Über den roten Teppich ins Büro

Als es schließlich losgeht, führen mehrere Auktionsmitarbeiter:innen die Gruppe über mit rotem Teppich ausgekleidete Stiegen nach oben ins Büro. "Ich bin in einer Sitzung", hält ein Mann den eingehenden Telefonanruf recht kurz, um sich auf Benkos Büros konzentrieren zu können. Durch eine mit goldenen Signa-Logos verzierte Tür tritt man in die Firmenzentrale ein. Hier gilt bereits strenges Verbot von Bild- und Tonaufnahmen - genau überwacht von mehreren Mitarbeiter:innen. 

Alles in den Räumlichkeiten wirkt auf den ersten Anschein luxuriös und teuer - vom Parkett über die Möbel und die abgehangene Decke mit indirekter Beleuchtung. Im ersten Raum fühlt man sich kaum wie in einem Büro, vielmehr wie in der Lobby eines Luxus-Hotels - vielleicht etwas kleiner. Über das ganze Büro verteilt finden sich Sticker mit Inventarnummern, um die aktuellen Gebote zu sehen. Beim Scannen des QR-Codes auf dem Sticker unterbricht ein Mitarbeiter gleich: "Keine Fotos, bitte!"

"Normalerweise ist das bei uns eh nicht so", entschuldigt er sich fast. Die Umstände bei dieser Besichtigung sind aber anders, das öffentliche Interesse groß. So mussten Interessierte ohne Voranmeldung auch abgewiesen werden. Ist das Missverständnis aufgelöst, wird klar, dass jemand für die Topfpflanze schon 160 Euro bietet - zwei Wochen vor Auktionsschluss. 

Relikte aus dem Betrieb

An einem Schrank sind einzelne Fächer noch mit dem ehemaligen Inhalt beschriftet: "Parkappartements am Belvedere" (ein Großprojekt der Signa Development), "Mahi 10-18" (das Luxuskaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße) oder auch "St. Pölten/Leiner". Beim Eintritt in den angrenzenden Konferenzraum wartet ein pompöser, ausladender, über acht Meter langer Konferenztisch. Auch dieser kann ersteigert werden - aktueller Rufpreis: 12.000 Euro.

In den Büroräumlichkeiten einen Stock höher sieht man mehr Luxus, wenn auch nicht ganz so extravagant. Neben einigen schicken Besprechungszimmern finden sich höhenverstellbare Schreibtische, hochwertige Bürostühle, die übliche Ausstattung mit Bildschirmen und Docking-Stations für die Laptops. Auf einem Schreibtisch liegt die Ausgabe des Nachrichtenmagazin "News" von vergangener Woche - das Abo wurde wohl bislang nicht abbestellt. 

Schnell werden die Besucher:innen durch die Räumlichkeiten geschleust - immerhin wartet die Gruppe im Zeitslot 15 Minuten später. 

Einige Exponate der Signa-Auktion:

Absurde Rufpreise für kleine Andenken

Während die Gebote auf etliche Luxus-Möbel nicht allzu überraschend sind, sind es vor allem die Souvenirs mit Signa-Branding, um die sich die Bieter reißen. Fünf Kleiderbügel aus dem Büro von René Benko sind einem Bieter am Donnerstagabend 240 Euro wert. Die Signa-Türmatten und die Schneekugel haben auch Besucher vor Ort verwundert. Für das Modell des Hamburger Elbtowers bietet jemand gar 2.000 Euro. 

Auch Schreibtisch-Organizer mit Bleistiften und Signa-Blöcken gibt es um 200 Euro. Dort erhält man aber gleichzeitig ein kleines Andenken an eine andere Pleite-Firma. Auf einem Bleistift ziert das Logo der BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH - einer Bauträger-Tochter der Signa Development, die ebenfalls insolvent ist.

Ob hier viele auch etwas ersteigern wollen, daran muss gezweifelt werden. Ein junger Mann ist am Ende des Rundgangs begeistert, "was die hier architektonisch gemacht haben". Ein anderer wollte "einfach mal schauen, wie es beim Benko im Büro aussieht"

Aber nicht alle haben den Besichtigungstermin zum Sightseeing genutzt. So wurde auch die ein oder andere Notiz gemacht, ein Regal wurde sehr genau inspiziert. Wer selbst noch Interesse an dem ein oder anderen Stück aus René Benkos Büro hat, kann auf der Auktionsplattform Aurena mitbieten. 

ribbon Zusammenfassung
  • Angesichts der Milliarden-Pleite der Signa Holding wird im Firmensitz in der Wiener Innenstadt derzeit versucht, alles Mögliche zu Geld zu machen - vom Konferenztisch bis zum Kleiderbügel.
  • Am Freitag wechselt der erste Teil des Inventars der Signa-Firmenzentrale im Wiener Palais Harrach den Besitzer.
  • Highlights sind Luxus-Büromöbel, aber gerade bei Kuriositäten wie einer Signa-Türmatte oder einer Schneekugel überschlagen sich die Gebote.
  • Ein PULS 24 Lokalaugenschein in der Zentrale der Signa Holding.