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Sechsfacher Preis: Wo in Österreich der Nachtstrom-Preis explodiert

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Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit nehmen manche Energieanbieter den billigeren Nachtstrom aus dem Angebot. PULS 24 hat bei den Stromanbietern in Österreich nachgefragt und zusammengetragen, wo die Preise am stärksten anziehen.

Die Energieanbieter Energie AG aus Oberösterreich wird mit 2. Jänner 2023 ihren Nachtstrom-Tarif einstellen. Statt fünf Cent pro Kilowattstunde netto werden Kunden der oberösterreichischen Energie AG im neuen Jahr nachts Strom um den gleichen Preis wie tagsüber beziehen - nämlich 32 Cent/kWh netto. Der "volatile Markt" lasse den derzeitigen Tarif "nicht mehr" zu, rechtfertigt das Unternehmen gegenüber PULS 24 den mehr als sechsfachen Preis. 

Zahlreiche Energielieferant in Österreich bieten einen billigeren Nacht-Tarif für Strom an. Manche bleiben dabei, aber einige Stromanbieter haben bereits Änderungen vorgenommen. 

Salzburg: Preis mehr als doppelt so hoch

Die Salzburg AG gab am Mittwoch bekannt, dass sie mit 1. Jänner 2023 ihre Strompreise für Haushalts- und Gewerbekunden erhöht. Ihr Nachtstromtarif "Stromwärme OK Nacht" sei davon ebenfalls betroffen. Nach PULS-24-Informationen steigt der Arbeitspreis von 10,36 Cent/kWh netto auf 24,67 Cent/kWh netto. Der Energieversorger meint, er sehe sich durch die "angespannte Situation am weltweiten Energiemarkt und der damit verbundenen Steigerung der Großhandelspreise" gezwungen diese Änderung vorzunehmen. 

Vorarlberg, Wien, Kärnten und Steiermark halten Preis

Die Vorarlberger Kraftwerke Aktiengesellschaft (VKW), die Wien Energie, die KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft und die Energie Steiermark AG werden ihre bestehenden Nachtstrom-Tarife nicht einstellen. Sprecher Urs Harnik-Lauris von der Energie Steiermark AG meinte, es könne allerdings noch zu Preisanpassungen kommen. Werner Pietsch von der KELAG gab ebenfalls bekannt, dass "von allfälligen zukünftigen Preisanpassungs-Maßnahmen nach oben oder unten naturgemäß auch Kunden mit Nachtstrom-Tarifen betroffen" seien. Österreichs größter Energieanbieter, Verbund AG, hat kein separates Angebot für Nachtpreise, sondern wickelt alles zu den Konditionen des Tagstroms ab.

Bgld: Kein Nachtstrom für Neukunden

Von der Burgenland AG hieß es, dass Neukunden den Tarif nicht mehr angeboten bekommen. Nachttarif-Verträge von Bestandskund:innen bleiben jedoch bis zu ihrem Auslaufen bestehen. Es gebe allerdings keinen Stichtag, wann das der Fall sein werde, teilte Unternehmenssprecher Jürgen Schwarz mit. Auch die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) bietet Neukunden keinen Nachtstrom-Tarif an. Bestandskund:innen mit gültigen Nachtstrom-Vertrag erwartet bis Anfang Juni keine Änderung des Energiepreises, heißt es vom Unternehmen zu PULS 24. 

Die EVN (Niederösterreich) meinte, sie habe vor kurzem einen Smart Meter eingeführt und plane deswegen keinerlei Änderungen zum jetzigen Zeitpunkt. Es handelt sich laut Pressesprecher Stefan Zach um einen speziellen Tarif, bei dem "intelligente Messgeräte" den Verbrauch messen. Sollte der Verbrach niedrig sein, wird der EVN-Kunde "belohnt". Bisher können nur etwa ein Drittel der Kunden davon profitieren. Weitere Gerätefreischaltungen seien jedoch in Planung.

Was ist Nachtstrom?

Nachtstrom wurde eingeführt, da Kraftwerke rund um die Uhr Strom produzieren. Nachts ist der Stromverbrauch allerdings niedriger als tagsüber. Es kommt zu einer Überkapazität an produziertem Strom.

Um trotzdem eine gleichmäßige Auslastung zu gewährleisten, wird er nachts günstiger angeboten. Die Zeitspanne, in der billigerer Strom geliefert wird, liegt meist zwischen 22 und 6 Uhr. Nachtstrom wird auch als "Niedertarif "oder "Niederstromtarif" bezeichnet, bei Tagstrom spricht man von einem "Hochtarif" oder "Hochstromtarif".

Lohnt sich Nachtstrom?

Um Nachtstrom zu beziehen, benötigt man entweder einen Doppeltarifzähler oder zwei separate Stromzähler. Bei einem Doppelzähler werden beide Zählstände, also sowohl "Niedertarif" als auch "Hochtarif", angezeigt. Während sich Nachtstrom für Personen, die nachts viel Strom verbrauchen auszahlt, fällt der preisliche Unterschied heute nicht mehr so groß aus, wie es früher der Fall war.

Grund dafür sind die Vielzahl an anderen Möglichkeiten Strom zu produzieren, wie etwa mit Photovoltaik-Anlagen oder anderen nachhaltigen Anlagen. Damit kann tagsüber Strom produziert werden, der in der Nacht verwendet werden kann. Ein nachträglicher Umstieg auf einen Nachtstrom-Tarif kann sogar Nachteile bringen, da oft hohe Installationskosten sowie Netzgebühren damit verbunden sind.

ribbon Zusammenfassung
  • Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit nehmen manche Energieanbieter den billigeren Nachtstrom aus dem Angebot.
  • PULS 24 hat bei den Stromanbietern in Österreich nachgefragt und zusammengetragen, wo die Preise am stärksten anziehen.