Signa: Die drei aus René Benkos engstem Zirkel

46 A3-Seiten ist das vorläufige Organigramm der Signa Holding groß, im ganzen Signa-Reich von René Benko ist von rund 1.000 Unternehmen die Rede. Höchst kompliziert miteinander verschachtelt, blicken die Investoren selbst oft nicht durch.

Aufgebaut wurde das Konstrukt mutmaßlich von einem engen Zirkel um Benko selbst. Bei vielen Gesellschaften verschwimmen die Grenzen zwischen geschäftlich und privat. Was gehört der Signa, was René Benko privat?

So auch bei Benkos Prunk-Villa in Igls, oberhalb von Innsbruck. Gebaut wurde das Anwesen von der Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG. Die Gesellschaft gehört der Laura-Privatstiftung, benannt nach einer Tochter von Benko. Seit 1. Dezember 2021 tritt dort jedoch die Signa Holding als Mieterin auf, berichtete die "NZZ". Die kolportierten 130.000 Euro im Monat zahlt somit nicht mehr Benko privat, sondern seine Firma.

Wieso zahlt nun also die Signa Holding die Kosten für Benkos Privatresidenz? Ein Teil der Antwort steckt in der Unterschrift unter den Verträgen. Sie stammt auf beiden Seiten von Marcus Mühlberger, Geschäftsführer bei der Signa Holding und bei der Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG. Diese Doppelrolle führt zu Interessenkonflikten, die sich im innersten Zirkel von René Benko immer wieder finden. 

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Benkos innerster Zirkel

Mühlberger gilt als einer der engsten Vertrauten Benkos. Seit 2003 ist er an Benkos Seite und baute das Schachtel-Konstrukt Signa mit auf. Neben Mühlberger tauchen auch Manuel Pirolt und Karin Fuhrmann an verschiedenen Dreh- und Angelpunkten immer wieder auf. Obwohl eine nach der anderen Signa-Gesellschaft Insolvenz anmeldet, sitzen sie noch auf ihren Posten. Wer die drei sind und welche Rolle sie bei der Signa spielen. 

Marcus Mühlberger: Der Mann für die Unterschriften

Der Jurist hat als Co-Geschäftsführer formell das Sagen im Signa Reich. Laut "NZZ" ist er zudem in über hundert Tochterfirmen Geschäftsführer. Doch auch für die Privatperson Benko ist er aktiv. Zusammen mit Karin Fuhrmann bildet er den Vorstand der René Benko Privatstiftung.

So sitzt Mühlberger zwischen zwei Stühlen. Er muss als Verwalter von Benkos Privatvermögen dessen Interessen vertreten. Gleichzeitig muss er als Chef diverser Signa-Gesellschaften die Anliegen von Investoren und Kreditgebern berücksichtigen. 

Intern soll der 61-jährige Mühlberger ohnehin den Übernahmen CSO bekommen haben, wie die Schweizer Zeitung erfuhr: "Chief Signing Officer". So soll er alle Verträge unterschreiben, die Benko selbst nicht mehr unterschreiben kann, seit er 2013 seine formellen Ämter in der Signa-Gruppe abgegeben hat.

Das geschah damals nicht freiwillig. Benko wurde vor dem Wiener Landesgericht zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt - in einem "Musterfall für Korruption", wie es die Richterin nennt. Dabei ging es um versuchte verbotene Intervention (Schmiergeldzahlungen) in einem italienischen Steuerverfahren.

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Manuel Pirolt: Der Mann fürs Geld

Manuel Pirolt dürfte einer der Masterminds hinter den Finanz-Verflechtungen der Signa sein. 2011 ging er von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO zur Signa und ist seit 2013 Finanzchef der Signa Prime und Signa Development. Er kontrollierte - wohl in engem Austausch mit Benko - wo das Geld herkam und wo es hinfloss. 

Er baute mit Benko gemeinsam das intransparente Firmengeflecht mit auf und fungiert als Geschäftsführer in Hunderten Tochtergesellschaften bei der Signa. Laut "NZZ" soll er auch faktisch Finanzchef bei der Signa Holding sein. Er ist vermutlich einer der ganz wenigen, der die finanziellen Vernetzungen im Signa-Geflecht versteht. Doch auch Pirolt mischt sowohl bei den Finanzen der Signa, als auch bei René Benko privat mit. Seit 2015 ist er Vorstand der Laura Privatstiftung. 

Die Schweizer Zeitung bezeichnet ihn als "mit allen Wassern gewaschen und als kreativ im Strukturieren von Finanzen und im Darstellen von Finanzkennzahlen". Bis kurz vor dem Signa-Kollaps machten vielen Gesellschaften auch nicht den Anschein, nahe am Ruin zu stehen. 

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Karin Fuhrmann: Die Steuerberaterin des Jahres

Was Pirolt bei den Finanzen strukturiert, regelt Karin Fuhrmann bei steuerrechtlichen Fragen. Die 57-Jährige ist eine Expertin für Immobilienrecht. Mehrfach wurde sie mit dem Branchenpreis "Steuerberaterin des Jahres für Immobilien und Bauwirtschaft" ausgezeichnet. 

Einerseits kümmerte sie sich mit ihrer Kanzlei TPA um Firmenkäufe und -verkäufe. Andererseits soll sie auch eine drohende Konsolidierungspflicht für die Signa Holding umschifft haben. So musste dank TPA-Input keine Konzernbilanz erstellt werden. Eine Konzernbilanz hätte wohl schon deutlich früher Licht ins Dunkel des Signa-Geflechts gebracht. 

Auch bei Fuhrmann gibt es - wie bereits erwähnt - Verbindungen zu Benkos Privatvermögen. Sie ist Vorständin der Familie Benko Privatstiftung. 

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Insolvenzverfahren: "Team Benko" weiter an Bord

In den wichtigsten Signa-Gesellschaften sind nach Milliarden-Pleiten inzwischen Sanierer und Insolvenzverwalter übernommen. Doch die drei Weggefährten Benkos sind weiter in ihren Positionen. Das dürfte auch Investoren irritieren. Laut Insidern soll bei Informationsveranstaltungen der Holding ausschließlich Mühlberger oder sein Co-Geschäftsführer präsent sein, nicht aber der beauftragte Insolvenzverwalter, Christof Stapf. 

Offen bleibt daher die Frage: Haben die Sanierer in dieser Konstellation ausreichend Durchgriff? Bekommen sie alle benötigten Informationen? Durch ihre Rollen in Benkos Stiftungen - vertreten sie nun die Interessen der Signa oder doch die des Firmengründers René Benko? 

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