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Fleisch um jeden Preis?

Pro und Contra Spezial: Vollspaltenverbot "wirklich eine Lüge"

21. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

In einem "Pro und Contra Spezial" lädt Moderatorin Gundula Geiginger unter anderem den Bauernbund-Präsidenten Georg Strasser und den Kabarettisten und Bio-Bauern "Petuschnig Hons" zur Diskussion über Fleischkonsum, Tierhaltung und vegane Ernährung.

Zwei Drittel der heimischen Schweine werden noch immer auf Vollspaltenböden gehalten, das sind rund 3,2 Millionen in Österreich. Nachdem der Verfassungsgerichtshof ein Verbot mit einer Übergangsfrist bis 2040 gekippt hat, soll dieses nun mit Juni 2034 kommen.

Das Verbot bedeutet allerdings lediglich, dass auf einem Drittel der Fläche ein Teil der Spalten verschlossen beziehungsweise reduziert wird. Eine "strukturierte Bucht" als Liegebereich entsteht, der Betonboden bleibt.

Das ist "per Definition nicht mehr der klassische Vollspaltenboden", hält Georg Strasser, Präsident des Österreichischen Bauernbundes und stellvertretender Klubobmann der ÖVP, dazu fest. "Es gibt kein Vollspaltenverbot", meint dagegen Eva Rosenberg, Geschäftsführerin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. "Das ist wirklich eine Lüge, davon zu reden."

Verbot VollspaltenbodenPULS 24

Eva Rosenberg, Geschäftsführerin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, kritisiert das Verbot von Vollspaltenböden als "wirkliche Lüge" und zeigt in einer Grafik, dass nur in einem Drittel der Fläche die Spalten reduziert werden.

Wolfgang Feistritzer aka Petuschnig Hons, Kabarettist und Bio-Bauer, verweist bei der Diskussion um die Abschaffung der Vollspaltenböden auf die Situation der Landwirte. Bei einer kompletten Abschaffung würden viele Kollegen aufhören. Für sie bedeute die Umstellung einen erheblichen Mehraufwand, etwa bei der Reinigung. Viele Landwirte müssten überlegen, ob diese finanziell zu stemmen sei.

"Veganer sind nicht die Feinde der Bio-Bauern"

In einem zugespielten Video des Kabarettisten kritisiert dieser indessen vermeintliche Kritik von Tierschützer:innen und Veganer:innen an Landwirt:innen. Viele hätten darauf keine Lust mehr.

"Wir Veganer sind nicht die Feinde der Bio-Bauern. Wir sind nicht das Problem, wir sind eher die Lösung", erklärt die vegane Filmemacherin und Foodbloggerin Lea Green daraufhin. "Wir sind auch nicht die, die die ganzen Avocados wegessen."

"Es gibt auch Alternativen um diesen Druck rauszunehmen aus dem Markt", erklärt Green. Nur noch zweimal oder dreimal die Woche Fleisch zu essen sei schon ein erster Schritt. Die vermeintliche Abschaffung des Vollspaltenbodens sei dagegen gegenüber den Verbrauchern "nicht fair kommuniziert".

Warnung vor Billig-Fleisch aus dem Ausland

Bei Bauernbund-Präsident Strasser rennt Feistritzer mit seinem Plädoyer für Landwirte derweil wenig überraschend offene Türen ein. Wiederholt verweist dieser in der Diskussion darauf, dass über die Köpfe der betroffenen Landwirte hinweg geredet würde. "Das Motto ist da immer: Aus den Augen aus dem Sinn", so der Bauernbund-Präsident.

Bei einer Einschränkung der konventionellen Haltung in Österreich würde letztlich billigeres Fleisch aus anderen Ländern importiert. "Da werden wir dann immer alleine gelassen. Ich sehe es nicht ein, dass das konventionelle Fleisch dann mit Fleisch aus anderen Ländern ersetzt wird."

Für Strasser würden "in Wahrheit die Preisschilder das Problem darstellen." Konsumenten entscheiden sich für das billigere Fleisch.

Fleisch-Rabatte "würdelos und respektlos"

Für Rosenberg sind in Zusammenhang mit der Preisfrage Rabatte auf Fleisch ein großes Problem. "Das ist würdelos und respektlos gegenüber dem Tier, aber auch gegenüber dem Landwirt." Ihre Kritik richte sich an Händler und an die Politik, die hier etwas ändern könnte.

Produkte aus konventioneller Tierhaltung mit Vollspaltenböden sollten laut Rosenberger derweil überhaupt nicht mehr in den Regalen stehen.

"Ich setz da schon auf die freie Entscheidung der Konsumentinnen und Konsumenten", erklärt Strasser darauf. Und: "Ich möchte da auch dagegenhalten: Tierquälerei sehe ich hier nicht." Man spiele bei der Haltung immerhin im Spitzenfeld in Europa mit. Künftig gebe es unter anderem mehr Fläche, eine Klimatisierung und Beschäftigungsmaterial.

Streitpunkt Kennzeichnung

In puncto Kennzeichnung kritisiert Rosenberg kritisiert indessen fehlende Transparenz. Es gebe etwa in der Gastronomie keine Kennzeichnung, die dem Konsument:innen die Möglichkeit gibt, zu unterscheiden. 

Aus dem Publikum meldet sich dazu Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie der WKO. Er kritisiert unter anderem, dass es in anderen EU-Ländern überhaupt keine verpflichtende Herkunftskennzeichnung gibt.

Für Österreichs Gastronomen wäre einer gesonderten Kennzeichnung laut Pulker ein großer bürokratischer Aufwand. "Wir haben in Österreich ja keine Versorgungssicherheit", meint Pulker. Wenn gerade kein Hendl aus Österreich lieferbar sei, könne der Gastronom ja nicht schnell seine Karte umschreiben. Der Konsument könne ja, wenn er daran interessiert ist, nachfragen.

Zusammenfassung
  • In einem "Pro und Contra Spezial" lädt Moderatorin Gundula Geiginger zu einer Diskussion über Fleischkonsum, die Haltung von Nutztieren und vegane Ernährung.
  • Rund zwei Drittel der österreichischen Schweine – etwa 3,2 Millionen Tiere – werden weiterhin auf Vollspaltenböden gehalten. Ein Verbot ist ab Juni 2034 beschlossen.
  • Das geplante Verbot sieht aber lediglich vor, dass auf einem Drittel der Fläche Spalten verschlossen beziehungsweise reduziert werden. Der Betonboden bleibt beibehalten.
  • Tierschützerin Eva Rosenberg von Vier Pfoten bezeichnet das angekündigte Verbot als „wirklich eine Lüge“, während Bauernbund-Präsident Georg Strasser von einer Verbesserung spricht.
  • Bio-Bauer Petuschnig Hons warnt vor erheblichen Mehrkosten und Belastungen für Landwirte durch die Umstellung, was viele zum Aufgeben zwingen könnte.
  • Für die vegane Filmemacherin Lea Green ist ein bewussterer Fleischkonsum Teil der Lösung.