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Osteuropa: Sind Preiseingriffe Schuld an hoher Inflation?

Negativbeispiel Kroatien: Zuerst hat das Land in die Lebensmittelpreise eingegriffen, dann ist die Inflation nur noch weiter angestiegen, sagt Finanzminister Magnus Brunner. Warum die Erklärung nicht ganz so einfach ist.

Den Anstieg der Lebensmittelpreise spüren Konsumenten immer stärker. Die Gespräche rund um eine freiwillige Preissenkung durch die Supermärkte sind am Montag gescheitert, gegen staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung spricht sich die Regierung aber immer wieder aus.

 

An Ländern wie Kroatien und Slowenien würde man sehen, dass sich diese nichts bringen, erklärte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) in einem Pressegespräch. Beide Länder haben in die Preisgestaltung eingegriffen, nun ist deren Inflation höher als in Österreich, rechtfertigt Brunner Österreichs Vorgehen. Doch was ist an dem Zusammenhang zwischen staatlichem Eingreifen und hoher Inflation in Osteuropa dran? Und lässt sich das so auf Österreich übertragen?

Welche Maßnahmen wurden in Kroatien und Slowenien eingeführt?

Bereits im September hatte Kroatien ein Maßnahmenpaket beschlossen, durch das die Preise von bestimmten grundlegenden Lebensmitteln wie Öl, Milch oder Mehl um 30 Prozent gesenkt und gedeckelt wurden.

Im März hat die kroatische Regierung nun mittlerweile das vierte Antiteuerungspaket mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Milliarden Euro beschlossen. Strompreise und die Preise für Fernwärme sollen gedeckelt und Gaspreise bis März 2024 unverändert bleiben. Außerdem führte Kroatien einen gesenkten Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent für Erdgas, Wärmeenergie aus Heizwerken, Brennholz und Biomasse ein.

In Slowenien wurden mit September die Strompreise für Haushalte und kleine Unternehmen gedeckelt. Weiters hat die slowenische Regierung die Mehrwertsteuer für Gas, Strom, Brennholz und Fernwärme von 22 auf 9,5 Prozent gesenkt. Ebenso wurde bereits im März 2022 der Preis für Benzin eingefroren.

Wie hoch sind die Inflationsraten?

In Kroatien betrugt die Inflation im April 2023 8,8 Prozent – sie sank im Vergleich zum Vormonat März, in dem die Inflation noch 10,7 Prozent betrug.

Ähnlich war die Teuerungslage in Slowenien. Dort lag sie im März noch bei 10,5 Prozent und sank im April auf 9,4 Prozent.

Zum Vergleich dazu in Österreich: Laut Schätzung der Statistik Austria lag sie im April bei 9,8 Prozent und stieg damit um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Wieso ist die Inflation im Großteil von Osteuropa höher als im Durchschnitt?

Vor allem Energiepreise und Lebensmittel hatten einen großen Einfluss auf die Inflation. In Südosteuropa haben Preise von Nahrungsmitteln und Energie aber eine viel stärkere Auswirkung auf die gesamte Inflation, da deren Anteil am Warenkorb der Konsumenten ein viel höherer ist und sich dadurch stärker durchschlagen, erklärt Mario Holzner, Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, im PULS 24 Gespräch.

Ein positives Beispiel zeigt Holzner aber auch auf: Albanien. "Diese haben relativ rasch Preiseinfrierungen für wichtige Nahrungsmittel und für Energie eingeführt", sagt er. In Albanien lag die Inflation im März mit 5,5 Prozent unter dem EU-Schnitt von 6,9 Prozent. Das liege aber auch daran, dass Albanien Strom zu hundert Prozent über Wasserkraft gewinnt und damit unabhängig von Erdöl und Gas ist.

Kann man die Länder und deren Maßnahmen tatsächlich miteinander vergleichen?

"Es ist ein bisschen unfair, die einzelnen Länder so miteinander zu vergleichen", sagt Mario Holzner. Inflation laufe in allen Ländern etwas unterschiedlich ab. Es würde viele verschiedene Faktoren geben, die sich auf die Inflationsraten eines Landes auswirken.

Welche anderen Faktoren gibt es?

In Kroatien wurde mit Anfang des Jahres der Euro eingeführt. Bis dorthin wurde im beliebten Urlaubsland mit der Landeswährung Kuna bezahlt. Wie man auch in anderen Ländern bei der Euroeinführung gesehen habe, hätten viele Unternehmer, Wirtshäuser oder auch Dienstleister die Preise "ein bisschen nach oben aufgerundet", sagt Holzner. Es habe Fälle gegeben, in denen das Preisinspektorat sogar eingreifen musste. Trotzdem sei es schwer, diese Erhöhungen flächendeckend zu kontrollieren und zu erfassen.

Außerdem sind Preise bereits im letzten Sommer angestiegen. Urlauber aus dem In- und Ausland haben sich über die Zeit nach den Corona-Einschränkungen gefreut und sind in das Land geströmt. "Das hat sicher auch die Preise im Sommer anziehen lassen", erklärt Ökonom Holzner.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Regierung spricht sich immer wieder gegen staatliche Preiseingriffe aus. Das würde die Inflation nur weiter befeuern.
  • Als Negativ-Beispiel hat Finanzminister Magnus Brunner Kroatien und Slowenien genannt. Diese beiden Länder haben Preisdeckel unter anderem für Lebensmittel eingeführt. Jetzt sei die Inflation viel höher als in Österreich.
  • Die Länder lassen sich nicht so leicht miteinander vergleichen und es gibt auch andere Gründe für die hohe Inflation, sagt der Ökonom Mario Holzner.