Öl und Gas in Rubel bezahlen: Warum macht Putin das?

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Die Ankündigung des russischen Machthabers Wladimir Putin, dass der Westen Öl- und Gaslieferungen in Rubel zahlen muss, sorgte für Überraschung und ließ den Rubel-Kurs wieder steigen. WIFO-Ökonom Harald Oberhofer erwartet eine "Sanktionsspirale".

Als Russland am Mittwoch ankündigte, dass "unfreundliche Staaten" - darunter die EU, die USA, Kanada und Großbritannien - Öl- und Gaslieferungen in Rubel bezahlt haben möchte, sorgte das doch für Verwunderung. Doch so überraschend sei dieser Schritt gar nicht gewesen, sagt WIFO-Ökonom Harald Oberhofer. Es sei Russlands Reaktion auf die Sanktionen. 

Russisches Gas nur mehr für Rubel

Bisher seien die Rechnungen in Dollar oder Euro bezahlt worden - 80 Prozent davon seien von der russischen Zentralbank schon bisher in Rubel umgewechselt worden. Mit diesen 80 Prozent wurde auch schon bisher die russische Währung unterstützt, erklärt Oberhofer. Durch die Sanktionen wurden aber Russlands Reserven in Dollar, Euro oder Franken eingefroren - die Reserven können also nicht verwendet werden, um den Rubel zu stützen. 

Russland will Rubel stabilisieren

Daher nun Russlands Überlegung: Wenn die Öl- und Gasrechnungen in Rubel bezahlt werden, steigt die Nachfrage nach dem Rubel, damit steigt der Preis des Rubels und das stabilisiert den Wechselkurs. Der Rubel war nach Inkrafttreten der Sanktionen zuletzt stark abgestürzt. Allein Putins Ankündigung vom Mittwoch ließ den Rubel aber wieder zulegen. Am Donnerstagvormittag kostete ein Dollar rund 96 Rubel (0,85 Euro). Vor der Anweisung Putins vom Mittwoch hatte ein Dollar noch mehr als 100 Rubel gekostet. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar mussten zeitweise fast 160 Rubel gezahlt werden.

OMV will nicht in Rubel zahlen

Putin wolle damit zum einen zeigen, dass er die Regeln für den Handel vorgebe, in Russland selbst könne er damit das Signal senden, dass der Rubel weiterhin sicher wäre, so Oberhofer. OMV-Chef Alfred Stern sagte am Mittwoch im PULS 24 Interview, dass er russisches Gas entgegen der Ankündigung Putins aber weiter in Euro und nicht in Rubel bezahlen werde. "Ich werde jetzt mal warten, ob da jemand auf uns zukommt", sagte er und verwies auf bereits bestehende Verträge. 

Tatsächlich wäre es ein Vertragsbruch, wenn Russland die Bezahlung in Rubel einseitig verlangen würde, stimmt dem auch WIFO-Ökonom Oberhofer zu. Details werden von der russischen Regierung und Zentralbank erst innerhalb der nächsten Woche ausgearbeitet. Denkbar wäre aber, dass jene 30 Prozent russischer Banken, die nicht von den Sanktionen erfasst sind, als "Zwischenhändler" agieren müssen, sagt Oberhofer. Bei diesen Banken werden die Rechnungen weiterhin in Euro bezahlt, aber sie wechseln 100 Prozent in Rubel um. Das hätte für Russland den gleichen Effekt, so der Ökonom. 

Weitere Sanktionen erwartet

Dennoch befinde man sich nun in einer "Sanktionsspirale" und auch der Westen werde wieder auf Russlands Rubel-Forderung reagieren. Auch die Wahrscheinlichkeit für ein teilweises Energieembargo sei gestiegen, sagt Oberhofer. Beim Öl könne man schneller umsteigen - der internationale Markt sei größer und der Transport einfacher. Ein Embargo beim Gas wäre hingegen schwerer umsetzbar.

ribbon Zusammenfassung
  • Als Russland am Mittwoch ankündigte, dass "unfreundliche Staaten" - darunter die EU, die USA, Kanada und Großbritannien - Öl- und Gaslieferungen in Rubel bezahlt haben möchte, sorgte das für Verwunderung.
  • Doch so überraschend sei dieser Schritt gar nicht gewesen, sagt WIFO-Ökonom Harald Oberhofer. Es sei eben Russlands Reaktion auf die Sanktionen. 
  • Russlands Überlegung: Wenn die Öl- und Gasrechnungen in Rubel bezahlt werden, steigt die Nachfrage nach dem Rubel, damit steigt der Preis des Rubels und das stabilisiert den Wechselkurs.
  • Der Rubel war nach Inkrafttreten der Sanktionen zuletzt stark abgestürzt. Allein Putins Ankündigung vom Mittwoch ließ den Rubel aber wieder zulegen.
  • Die Wahrscheinlichkeit für ein teilweises Energieembargo sei nun gestiegen, sagt Oberhofer. Beim Öl könne man schneller umsteigen - der internationale Markt sei größer und der Transport einfacher.