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Leitzinsen steigen weiter - die österreichische Inflation auch

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Die Amerikaner haben es am Mittwoch vorgemacht - am Donnerstag zieht die europäische Zentralbank nach: Der Leitzins ist um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent angehoben worden. Die Inflation in Österreich steigt trotzdem - das könnte auch an den großzügigen Regierungshilfen liegen.

Lange sind die Währungshüter der US-Notenbank FED bei Zinsschritten aggressiver vorgegangen als die Europäische Zentralbank (EZB), um die Inflation auszubremsen. Zum ersten Mal seit Langem hat die EZB die Leitzinsen aber stärker angehoben. Die FED erhöhte den Leitzins am Mittwoch um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 bis 4,75 Prozent. Am Donnerstag zog die EZB mit einem Schritt von 0,5 Prozentpunkten auf 3,0 Prozent nach. 

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bei einer Pressekonferenz zu einer soliden Geldpolitik ermahnt. Sie wolle weiterhin an dem aktuellen Zinskurs festhalten. Mit diesem restriktiven Niveau werde die Wirtschaft bewusst gebremst, um die Inflation zu senken. Im März sollen die Zinsen laut Lagarde um weitere 0,5 Prozentpunkte steigen. "Wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind", so die EZB-Präsidentin.

Das Anleihen-Rückkaufprogramm (APP) wird ebenfalls zurückgefahren. Auslaufende Anlagen aus dem Bestand im Umfang von monatlich 15 Milliarden Euro pro Monat werden nicht mehr ersetzt . Die EZB konnte bis Mitte 2022 Staatsanleihen und weitere Wertpapiere von Euro-Ländern kaufen, um die Inflation und das Wirtschaftswachstum zu steuern. Außerdem wurden damit stark verschuldete Euro-Länder wie Italien oder Griechenland gestützt.

Entwicklung der Leitzinssätze

Franz Schellhorn, Direktor des liberalen Think-Tanks Agenda Austria, erwartet sich keine große Wirkung dieses Zinsschrittes: "Die EZB ist mindestens ein Jahr zu spät dran". Das Problem sei zu lange "klein geredet" worden. Im Frühling erwartet er einen automatischen Rückgang der Teuerung, weil dann die gestiegenen Preise aus dem Vorjahr bereits eingepreist seien.

Steigende Zinsen bedeuten sinkende Inflation

Mit einer Anhebung des Leitzinses soll die Teuerung gebremst werden. Kreditzinsen steigen ebenfalls und werden damit teurer. Dadurch nehmen sich weniger Unternehmen und Privatpersonen einen Kredit und es ist weniger Geld im Umlauf. So soll die Geldentwertung, die als Teuerung durchschlägt, verringert werden. EZB-Präsidentin Lagarde sagte, dass die Nachfrage nach Hypotheken bereits deutlich zurückgegangen sei.

Für Kreditnehmer mit flexiblem Zinssatz kann dies jedoch auch zu explodierenden Kosten bei den Kreditraten führen. Lagarde sei sich dieser Effekte bewusst. Der Fokus liege zur Zeit aber darauf, die Inflationsrate mittelfristig wieder auf das Ziel von zwei Prozent zu senken.

Auf der anderen Seite steigen auch die Zinsen für Sparer - etwa beim Sparbuch, dem Bausparvertrag oder Anleihen. Das sollte ein Anreiz sein, Geld eher zu sparen, als es auszugeben. Ein weiterer Effekt, der die Inflation bremst.

Inflation in Österreich steigt trotzdem weiter

Bei den Inflationszahlen für den vergangenen Jänner gibt es aus der Eurozone gute Nachrichten. Nach 9,2 Prozent im Dezember ist sie im Jänner auf 8,5 Prozent gesunken. In 13 der 20 Euroländer hat die Teuerung nachgelassen - nicht aber in Österreich. Laut einer ersten Schnellschätzung der Statistik Austria liegt sie bei 11,1 Prozent - die europäische Statistikbehörde Eurostat hat nach der einheitlichen EU-Berechnung für Österreich sogar 11,5 Prozent ausgewiesen. 

Grund dafür könnten die Energie- und Teuerungshilfen sein, die von der Regierung großzügig verteilt worden sind. Der Ansicht ist auch Franz Schellhorn. Die Regierung bekämpfe die Teuerung mit einer "Gießkannenpolitik" auf die "falsche Art und Weise", so Schellhorn. 

Klimabonus und Energiehilfen

Fast monatlich wurden im vergangenen Jahr neue Entlastungen von der Regierung angekündigt: Strompreisbremse, Energiekostenzuschuss für Unternehmen, Klimabonus, Steuervergünstigungen für Pendler. Geld gab es für alle - sozial zielgerichtet waren nur wenige Maßnahmen. 

Oliver Picek, Chefökonom des ökosozialen Think Tanks Momentum Institut, sagte gegenüber dem "Standard": "Österreich hat die meisten Milliarden gegen die Teuerung mit der Gießkanne an alle ausgeschüttet. Auch Spanien und Frankreich geben viel Geld aus. Sie setzen aber stärker auf Preiskontrollen und Preisbremsen, die direkt Preiserhöhungen dämpfen. Das bewahrte die Haushalte beim Heizen oder bei ihrer Miete vor einer zweiten Welle an Preissteigerungen der Unternehmen im Herbst, die in Österreich voll zugeschlagen hat. Auch deshalb ist in Spanien die Inflation aktuell nur halb so hoch wie in Österreich."

Mit Geld für Menschen, die nicht darauf angewiesen sind mache die Regierung laut Schellhorn vor allem Eines: "Öl ins Feuer gießen". Stattdessen müsse man die Menschen erkennen, die wirklich auf Hilfen angewiesen sind. "Entscheidend ist, dass niemand in der kalten Wohnung sitzen muss und bei Kerzenlicht auf bessere Zeiten hoffen muss", so Schellhorn. 

Aufgrund der hohen Inflation hat die SPÖ Maßnahmen gefordert, um die Preise zu senken - die FPÖ will Steuersenkungen und ein Ende der Russland Sanktionen. Das würde laut Schellhorn aber keinesfalls helfen, die Inflation nachhaltig in den Griff zu bekommen. Maßnahmen wie Preisobergrenzen würden "mehr schaden, als sie nutzen".

Grund für die Inflation sei vor allem ein fehlendes Angebot, das durch Lieferkettenprobleme in der Corona-Pandemie entstanden ist. Deshalb müsse jetzt die Nachfrage zurückgehen - das geschehe nicht, in dem die Preise künstlich gesenkt werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent angehoben. Dieser Schritt ist von Ökonomen im Vorfeld erwartet worden.
  • Damit wollen die Währungshüter die Inflation in den Griff bekommen.
  • Obwohl die Inflation in der Eurozone zurückgegangen ist, liegt die Teuerungsrate in Österreich ersten Schätzungen zufolge über elf Prozent.
  • Das könnte auch an den großzügigen Regierungshilfen wie dem Klimabonus liegen.

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