AFP

Finanzen

Moody's: Österreich nicht mehr "stabil", sondern "negativ"

Heute, 11:52 · Lesedauer 3 min

Die Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für Österreich von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Die Finanzkraft sei erheblich geschwächt.

Moody's begründete die Änderung des Ausblicks, über die Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) auf Bluesky informierte, mit der anhaltenden und erheblichen Schwächung der Finanzkraft Österreichs. Dies würde eine geringere Wirksamkeit der Finanzpolitik widerspiegeln, als bisher angenommen.

Die Aussichten für die Haushalts- und Schuldenkennzahlen haben sich im Vergleich zur Bewertung im Februar 2025 geändert. So sei in der Basisprognose mittelfristig von einer weiter steigenden Staatsverschuldung auszugehen. Da die geplanten mittelfristigen Konsolidierungsmaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen könnten, sei eine ehrgeizigere Haushaltskonsolidierung erforderlich.

Ungünstige demografische Entwicklung

Zudem könnten die alterungsbedingten Ausgaben und Zinskosten höher ausfallen als erwartet. Einer höheren Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer sowie einer Nettozuwanderung von zuletzt durchschnittlich 0,6 Prozent der Gesamtbevölkerung könnte die ungünstige demografische Entwicklung entgegenstehen. 

Die Zinszahlungen werden im Verhältnis zu den Einnahmen von 2,9 Prozent im Vorjahr auf 3,4 Prozent steigen.

Darüber hinaus könnten andere EU-Staaten Österreich veranlassen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Derzeit plant die Regierung, die Verteidigungsausgaben von derzeit 1 Prozent des BIP 2024 bis 2032 auf 2 Prozent zu steigern.

Rating Aa1 bestätigt

Andererseits verweist Moody's auf die wettbewerbsfähige und wohlhabende Wirtschaft des Landes sowie eine gute Schuldentragfähigkeit, die weiterhin ein Aa1-Rating rechtfertige

Allerdings dürfe man das schwache BIP-Wachstum, die Staatsverschuldung sowie die moderate Anfälligkeit für geopolitische Risiken nicht außer Acht lassen.

Bei der Bewertung im Februar ging Moody's von einem Haushaltsdefizit von 3 Prozent und einem allmählichen Anstieg der Staatsverschuldung auf 83 Prozent des BIP im Jahr 2030 aus. Derzeit rechnet die Ratingagentur mit einem Anstieg der Staatsverschuldung bis 2030 auf 88,4 Prozent des BIP - und damit auf einen historischen Höchststand. 

Die von Moody's prognostizierte Schuldenquote wird 2030 nur in den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada höher sein. Für heuer geht Moody's von einem BIP-Wachstum in Österreich von 0,2 Prozent aus. Nächstes Jahr sollte es nach zwei Jahren der Rezession um 1 Prozent steigen.

Marterbauer verweist auf Konsolidierungsplan

Für Marterbauer kommt der negative Ausblick nicht überraschend, wie er erklärte, sei doch im Februar (der letzten Bewertung von Moody's) das Ausmaß der Budgetprobleme in Österreich nicht bekannt gewesen. 

Mit den bereits beschlossenen Budget-Sanierungspaketen bringe die Bundesregierung Österreich auch budgetär wieder auf Kurs: "Wir werden den Konsolidierungsplan strikt umsetzen." Zudem habe die Ratingagentur S&P vor kurzem das AA+ Rating der Republik Österreich mit stabilem Ausblick bestätigt.

"Als Finanzminister habe ich ein strenges Auge auf den Budgetkurs der Republik. Ich bin zuversichtlich, dass uns die Budgetsanierung gelingt. Dann werden sich auch die Ratings wieder verbessern", so Marterbauer.

Zusammenfassung
  • Die Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für Österreichs Kreditwürdigkeit von 'stabil' auf 'negativ' gesenkt und erwartet bis 2030 eine Staatsverschuldung von 88,4 Prozent des BIP.
  • Trotz des bestätigten Aa1-Ratings warnt Moody's vor steigenden Zinszahlungen (von 2,9 auf 3,4 Prozent der Einnahmen), höheren alterungsbedingten Ausgaben und geplanten Verteidigungsausgaben von 2 Prozent des BIP bis 2032.
  • Für 2024 prognostiziert Moody's ein BIP-Wachstum von nur 0,2 Prozent, während Finanzminister Marterbauer auf die strikte Umsetzung des Konsolidierungsplans und das weiterhin stabile AA+-Rating von S&P verweist.