400 Hotels beteiligt
Wollen Geld zurück: Heimische Hotels klagen Booking.com
Zwischen 12 und 20 Prozent Provision verlangt die Plattform vom Buchungspreis. Viel zu viel, finden Hunderte österreichische Hoteliers.
"Da werden Milliarden verdient, die fehlen jedem Betrieb", kritisierte Walter Veit, Präsident der österreichischen Hotelvereinigung, im Ö1-"Morgenjournal". Das Problem? Ohne Booking.com geht's nicht.
"Wenn ich nicht auf Booking bin und ich möchte Zimmer anbringen, kann ich mir das nicht leisten, weil ich nicht gefunden werde", so Veit. Die Buchungsplattform habe ihre Marktmacht ausgenützt und "hohe Aufschläge" kassiert.
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Der Europäische Gerichtshof erkannte im Vorjahr, dass sogenannte Paritäts- oder Bestpreisklauseln gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstoßen. Rund 400 heimische Hotels schließen sich nun einer Sammelklage an. Den Hoteliers stehe Schadensersatz zu, betont Veit. Und "wir wollen uns dieses Geld zurückholen".
Die Aktion wird von der Stiftung "Hotel Claims Alliance" koordiniert und von einem internationalen Team aus Juristen und Wirtschaftsexperten für Wettbewerbsrecht unterstützt. Für die Teilnahme der Hotels fallen keine Kosten an.
10.000 Hotels in Italien beteiligt
In Italien etwa beteiligen sich mehr als 10.000 Hotels einer Klage gegen die Paritätsklauseln (Parity Rate) der Plattform. Die Klauseln besagen, dass Hotelbesitzer den Zimmerpreis gleich halten müssen, auch wenn eine Plattform eine höhere Provision erhält.
Auf ihren eigenen Websites und auf konkurrierenden Buchungsplattformen dürfen sie die Preise also nicht unterbieten. Hotelverbände aus 26 Ländern unterstützen die Sammelklage mittlerweile.
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Booking sieht keinen Anspruch auf Schadensersatz
In einer Stellungnahme erklärt Booking.com, dass man vor Gericht weiter darlegen will, dass Paritätsklauseln keine wettbewerbswidrige Wirkung hätten. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs ebne nicht den Weg für Schadensersatzansprüche.
In Österreich werden 20 Prozent aller Hotelübernachtungen über Portale - größtenteils über Booking.com - abgewickelt, so Oliver Fritz, Ökonom vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), gegenüber Ö1. Das sei aber auch ein "zweischneidiges Schwert". Denn durch die Buchungsplattform erreichen Hotels eine "große Anzahl an potenziellen Kunden", meint er, und bringen so auch ihre Restzimmer an.
Der Mutterkonzern von Booking.com hat im zweiten Quartal 2025 erneut ein robustes Wachstum verzeichnet. Der bereinigte Gewinn (EPS) lag bei 55,40 Dollar je Aktie, so das Unternehmen.
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Zusammenfassung
- Rund 400 Hotels in Österreich verlangen Schadensersatz von der Buchungsplattform Booking.com.
- In 26 Ländern in Europa beteiligten sich Hotelierverbände an der Sammelklage.
- Angestoßen wurde die Debatte von einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs.