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"Alles gurgelt": Lifebrain meldete 1.200 Mitarbeiter zur Kündigung an

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Das Wiener Corona-Großlabor Lifebrain hat am Montag 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit.

Die Firma analysiert im Rahmen des Wiener Corona-PCR-Testprogramms "Alles gurgelt", das vom Bund aus Steuergeldern bezahlt wird, die Proben. Da die Zukunft der Tests offen sei, melde man die Mitarbeiter "im Sinne eines Frühwarnsystems" zur Kündigung an, hieß es. 

Lifebrain-Chef: "erwarten uns Planungssicherheit"

Untersucht werden die Wiener Proben von Lifebrain am Gelände des ehemaligen Otto-Wagner-Spitals. "Alles gurgelt" wurde von der Stadt und der Wirtschaftskammer in Kooperation mit dem Rewe-Konzern initiiert. Der Schritt falle "extrem schwer", betonte Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel. Man müsse aber Vorsichtsmaßnahmen setzen, da die Bundesregierung zwei Wochen vor dem möglichen Ende der Gratistest-Programme, das für Ende März in Aussicht gestellt wurde, noch keine Perspektiven über die für die nächsten Monate geplante Strategie machen könne, kritisierte der Firmenchef.

"Leuchtturmprojekt"

"Alles gurgelt" sei ein Leuchtturmprojekt und ein "Best Practice"-Beispiel, zeigte er sich heute überzeugt. "Unser hochmotiviertes Personal im Lifebrain-Labor und in der Lifebrain-Logistik ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die hervorragende Qualität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Abläufe und Analysen." Havel verwies auf ein "fantastisches Team", das seit fast eineinhalb Jahren rund um die Uhr arbeite. Selbstverständlich würden die Kündigungen nicht vollzogen, wenn die Testprogramme auch nach Ende März in "einem der noch immer massiv präsenten Pandemie entsprechenden Ausmaß" weitergeführt würden, betonte der Chef des Großlabors.

Mitten während eines der Höhepunkte der Pandemie die bestens funktionierende Infrastruktur aufzulösen bzw. zu zerschlagen sei das Schlechteste, was man tun könne, wetterte er gegen ein mögliches Aus. Noch würde die Zukunft völlig unklar sein. Havel sprach von einer "Katastrophe seitens der Gesundheitspolitik". Für ein mögliches "Downsizing" der Arbeit des Labors brauche es Vorlaufzeiten, hob er hervor. Die fehlenden Entscheidungen seitens der Bundesregierung lasse keinerlei Vorausplanung zu.

Kündigung von Mietverträgen 

Als ordentlicher, an die gesetzliche Sorgfaltspflicht gebundener Unternehmer müsse Lifebrain Personalmaßnahmen und viele weitere Schritte jetzt setzen, um eine Reduktion des Angebots vorzunehmen. Laut Havel müssen etwa Mietverträge für Räumlichkeiten aufgekündigt oder IT- und Wartungsverträge beendet werden. Auch Verträge mit Logistikpartnern seien zu kündigen und Materiallieferungen zu stornieren. Und selbst Bund und Länder bräuchten eine umgehende Entscheidung, um Lagerstände in den diversen Pandemielagern anzupassen, wurde betont. "Die Unfähigkeit der Regierung, eine vernünftige und verantwortungsbewusste Entscheidung zur Teststrategie zu treffen, hat für alle in diesem Segment arbeitenden Unternehmen und Institutionen katastrophale Folgen", so Havel.

Umprogrammierung des Test-Systems 

Sollte das Testangebot begrenzt und nur für bestimmte Personen zur Verfügung stehen, müssten unzählige IT-Systeme umprogrammiert und tausende Personen auf neue Prozesse eingeschult werden. Es sei "absolut unrealistisch", am 31. März zu definieren, was möglicherweise bereits ab dem 1. April gelten solle, ohne massive Kollateralschäden für die Bevölkerung und das Pandemiemanagement zu riskieren, betonte der Laborchef. In Wien seien als Folge der Gratistests weniger Infektionen, Hospitalisierungen und Todesfälle verzeichnet worden, hielt er fest. Auch die Wiener Wirtschaft sei - durch besseres Freitesten und damit kürzere Quarantänezeiten und rasches Unterbrechen von Infektionsketten - weniger betroffen als in anderen Bundesländern, versicherte Havel.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Wiener Großlabor Lifebrain hat am Montag 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit.
  • Die Firma analysiert im Rahmen des Wiener Corona-PCR-Testprogramms "Alles gurgelt", das vom Bund aus Steuergeldern bezahlt wird, die Proben.
  • Da die Zukunft der Tests offen sei, melde man die Mitarbeiter "im Sinne eines Frühwarnsystems" zur Kündigung an, hieß es.

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