Urteil
VW-Dieselaffäre: Gefängnisstrafen für frühere VW-Manager
Die vier Angeklagten wurden wegen Betruges schuldig gesprochen. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig verurteile zwei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen, zwei Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.
Ein ehemaliger Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung muss für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Zwei Jahre und sieben Monate Haft bekam der frühere Leiter der Antriebselektronik.
Der ranghöchste Angeklagte, ein Ex-Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen, erhielt ein Jahr und drei Monate auf Bewährung.
Ein ehemaliger Abteilungsleiter wurde zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.
Gegen das aktuelle Urteil will die Verteidigung Revision einlegen. "Das Urteil ist falsch", sagte Rechtsanwalt Philipp Gehrmann nach der Urteilsverkündung. Besonders für seinen Angeklagten, den Ex-Entwicklungsvorstand, sei die Kammer mit dem Strafmaß weit über das Ziel hinausgeschossen.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig und die juristische Aufarbeitung ist auch nach diesem Schuldspruch nicht beendet.
Schuldspruch nach fast zehn Jahren
Die Manager und Ingenieure standen seit fast vier Jahren vor dem Landgericht Braunschweig im deutschen Bundesland Niedersachsen, wo ihnen insbesondere Betrug im Zusammenhang mit der Dieselaffäre vorgeworfen wird.
Der Skandal war im September 2015 aufgeflogen, als die US-Umweltbehörde EPA über Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos informierte. Kurz zuvor hatte VW falsche Testergebnisse eingeräumt. Wenige Tage später trat Konzernchef Martin Winterkorn zurück und der Autobauer schlitterte in eine der größten Krisen der Unternehmensgeschichte.
Ursprünglich geplant war, dass der frühere Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt.
Ein Unfall mit einem Klinikaufenthalt unterbrach den Prozess gegen den prominentesten Angeklagten. Ob und wann das Verfahren gegen den mittlerweile 78-Jährigen fortgesetzt werden kann, ist völlig offen.
Zusammenfassung
- Fast zehn Jahre nach dem Auffliegen des Dieselskandals bei Volkswagen wurden vier frühere Manager wegen Betrugs verurteilt.
- Zwei der Angeklagten erhielten mehrjährige Haftstrafen, während zwei weitere Ex-Mitarbeiter zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden.
- Der Prozess am Landgericht Braunschweig dauerte vier Jahre und bezog sich auf Manipulationen bei Abgastests, die im September 2015 öffentlich wurden.