IS-Radikalisierung
Terrorprozess: 15-Jähriger plante Anschlag auf Westbahnhof
Innerhalb weniger Monate soll sich ein Wiener Schüler zum mutmaßlichen Terroristen radikalisiert haben: Der heute 15-Jährige plante laut Anklage einen Anschlag am Westbahnhof – mit "Sprengstoff, Schuss- oder Stichwaffen". Sogar eine Geiselnahme stand im Raum.
Doch das besorgniserregende TikTok-Profil des Burschen brachte die Behörden schließlich auf seine Spur - er wurde im Februar festgenommen. Am Montag steht er unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen vor Gericht.
Rasante Radikalisierung
Laut Anklage begann die Radikalisierung des Schülers im August 2024. Er konsumierte und verbreitete IS-Propagandamaterial, interessierte sich zunehmend für Sprengsätze und recherchierte in einschlägigen Telegram-Kanälen.
Auch Bauanleitungen für Sprengmittel soll er heruntergeladen und Video-Anleitungen zur Herstellung von explosiven Stoffen konsumiert haben.
Zwischen 5. und 7. Februar soll der damals 14-Jährige einem IS-Kontaktmann seinen Treueschwur angekündigt und konkrete Anschlagspläne gegen "Ungläubige und Polizisten" geäußert haben. Auch eine mögliche Geiselnahme sei laut Anklage angedacht gewesen.
Messer und Bombenmaterial sichergestellt
Nach einem Hinweis des deutschen Bundeskriminalamts auf ein besorgniserregendes TikTok-Profil mit radikal-islamistischen Inhalten wurde der Jugendliche am 10. Februar in Wien-Währing festgenommen.
Der Schüler lebte dort in der Wohnung seiner Eltern, die türkische Wurzeln haben, als liberal gelten und den Islam nicht streng auslegen sollen.
Bei einer Hausdurchsuchung entdeckten Ermittler neben IS-Propagandamaterial mehrere Messer sowie Aluminiumrohre und Tischbeine, die laut Staatsanwaltschaft als Bauteile für eine Rohrbombe gedient haben könnten.
Die Ermittler werfen dem Jugendlichen vor, zwischen 24. Jänner und 9. Februar Vorbereitungshandlungen für ein Verbrechen mit Sprengmittel (§ 175 StGB) getroffen zu haben.
Zeichnungen von U-Bahn-Station angefertigt
Im Kinderzimmer des Jugendlichen wurde zudem eine selbst angefertigte Zeichnung der U6-Station Westbahnhof gefunden. Darauf sind Züge, Gleise und Strichmännchen zu sehen, wobei eine der Figuren mit einem Messer bzw. einer Machete auf andere einsticht.
Die Opfer sind mit dem Wort "Kuffar" ("Ungläubige") bezeichnet, einem im Islam gebräuchlichen Ausdruck für Menschen, die Angehörige anderer Religionen sind oder nicht dem Islam angehören.
Die Verteidigerin des Jugendlichen, Anna Mair, erklärte im Februar, ihr Mandant habe sich mit IS-Ideologie beschäftigt, tatsächliche Anschlagspläne habe es aber nicht gegeben.
Es habe sich vielmehr um "Fantasien" gehandelt, die der damals 14-Jährige in einer "Kinderzeichnung" verarbeitet habe.
Video: Anwältin: U-Haft könnte 14-Jährigen weiter radikalisieren
Im Gefängnis: Lehrer mit "Schlachtung" gedroht
Auch während der Untersuchungshaft fiel der Jugendliche auf: Er soll am 23. Mai eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Mithäftling gehabt und diesen dabei verletzt haben.
Nach der Auseinandersetzung soll er angekündigt haben, dass er nach seiner Enthaftung den Klassenlehrer "schlachten" werde.
Vor Gericht muss sich der 15-Jährige am Montag wegen zahlreicher Delikte verantworten.
Konkret werden ihm folgende Delikte zur Last gelegt:
- die Vorbereitung einer terroristischen Straftat - nämlich ein Verbrechen mit Sprengmitteln - im Sinne des § 278c StGB
- terroristische Vereinigung
- die versuchte Ausbildung für terroristische Zwecke
- die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat
- das Verbrechen der kriminellen Organisation
- Körperverletzung und gefährliche Drohung
Nach seiner Einlieferung in die Justizanstalt Josefstadt soll sich der Jugendliche zu den Terror-Vorwürfen tatsachengeständig gezeigt haben.
Video: Anschlag am Westbahnhof geplant: "Gefahren lauern immer"
Zusammenfassung
- Blutige Zeichnungen, Baupläne für Bomben und ein klares Anschlagsziel: der Westbahnhof in Wien.
- Am Montag muss sich ein 15-Jähriger am Wiener Landesgericht verantworten.
- Er soll Anhänger der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) sein und fiel auch in Untersuchungshaft durch Gewalt auf.