Interview
Stefan Maierhofer: "Ich hoffe, dass sich etwas ändert"
PULS 24: Vom Fußballprofi zum American Footballer - können Sie sich noch erinnern, wann es zu den ersten Berührungspunkten mit der "neuen" Sportart kam?
Stefan Maierhofer: In den Fußballmannschaften, in denen ich war, hat es immer wieder Leute gegeben, die sich den Super Bowl angeschaut haben. Ich habe auch ein paar Spiele gesehen, aber nie bis zum Schluss, weil es mir zu spät wurde. So richtig einen Football gekickt habe ich erstmals hier beim Training im März. Es hat mich gleich richtig gepackt und extrem Spaß gemacht. Dass ich nun die Vienna Vikings unterstützen darf, das ist eine riesige Motivation.
Die ersten Babyschritte sind geschafft, am Samstag (live ab 17.50 Uhr/PULS 24 & JOYN) steht das Debüt gegen die Raiders Tirol an. Inwiefern hat Sie der Football-Sport bisher am meisten überrascht?
Die ganzen Abläufe. Schon vor dem Training hast du ein separates Meeting. Dann gehst du auf das Feld und hast noch ein weiteres Meeting mit dem Kicking-Trainer. Die Kicker machen dann ihr eigenes Warm-up, weil wir erst später drankommen. Im Fußball sind solche Abläufe vielleicht mit dem Tormann vergleichbar, im Football gibt es aber mehrere solcher Spezialgruppen. Es ist wirklich spannend, wie das von den Trainern alles koordiniert wird.
Wenn wir uns die European League of Football etwas genauer ansehen: Wie waren Ihre ersten Eindrücke davon?
Das ist die drittbeste Football-Liga der Welt. Die Möglichkeit, hier gleich einzusteigen und zu zeigen, was man kann, das ist für mich als Mensch eine Riesenbühne. Davon möchte ich so viele Lehren wie möglich mitnehmen - auch für meine zukünftige Karriere als Fußballtrainer. Man lernt ja nie aus, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen.
Video: Stefan Maierhofer bei Café Puls
Als ÖFB-Teamspieler absolvierten Sie 19 Länderpartien. Am Samstag (20.45 Uhr/ORF 1 & JOYN) startet Österreich in die WM-Qualifikation. Was sagt Ihr Bauchgefühl?
Ich habe ein super Bauchgefühl. Wir haben einen Toptrainer und eine überragende Mannschaft. Diesen Spielerpool hatte Ralf Rangnick in den vergangenen Jahren nicht immer zur Verfügung. Den Druck macht sich die Mannschaft selbst. Sie wissen, dass sie sehr gut sind. Auf allen Positionen.
Wie stehen Sie zu Österreichs Teamchef?
Ich glaube, dass er ein gutes Händchen hat. Ich habe ihn erst vor knapp zwei Wochen bei einem Modul in Bern gesehen und hautnah miterleben dürfen, wie er Fußball denkt, wie er lebt und wie er ist. Deswegen bin ich sehr positiv gestimmt, dass die Jungs sehr gut in die WM-Quali starten werden.
Vor rund 15 Jahren absolvierten auch Sie eine WM-Quali für Österreich. Wie haben sich die Erwartungshaltungen seitdem geändert? So viel Druck hatte ein ÖFB-Team wohl seit vielen Jahren nicht mehr.
Das stimmt, aber auch zurecht. Die Qualität ist einfach da. Wenn du die letzten drei bis fünf Jahre auf einem sehr guten Niveau performt hast, musst du die Gruppe einfach gewinnen. Es gibt keinen Gegner, der besser ist. So sollte es sich ausgehen, dass wir nächstes Jahr bei der WM für unsere Nation jubeln dürfen.
Der ÖFB war in den vergangenen Monaten oftmals in den Schlagzeilen, um das Sportliche ging es dabei kaum. Was sagt es über den heimischen Fußball-Bund aus, dass mit Josef Pröll nun ein ehemaliger Vizekanzler als Präsident fungiert?
Das sind einfach diese Strukturen in Österreich. Ich hoffe, dass sich etwas ändert und verbessert. Vielleicht kehrt jetzt Ruhe ein und die Mannschaft kann auf dem Platz ihr Gesicht zeigen und muss nicht auf Nebengeräusche eingehen. Ich glaube, jede Nation hat ihre bestimmten Probleme. Unsere waren vor allem auf der Ebene des Präsidenten zu häufig. Das sollte sich jetzt beruhigen.
Video: Erinnerungen an Österreichs letzten WM-Auftritt
Zusammenfassung
- Stefan Maierhofer, ehemaliger ÖFB-Stürmer mit 19 Länderspielen, steht vor seinem Debüt als Football-Kicker bei den Vienna Vikings.
- Seine ersten Football-Erfahrungen sammelte er im März und ist begeistert von den spezialisierten Abläufen und Trainingsmethoden dieser Sportart.
- Maierhofer sieht die European League of Football als drittbeste Liga der Welt und möchte dort neue Erfahrungen für seine Trainerkarriere sammeln.
- Für die bevorstehende WM-Qualifikation Österreichs am Samstag zeigt er sich sehr optimistisch und lobt Trainer Ralf Rangnick sowie die aktuelle Kaderqualität.
- Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen im ÖFB hofft Maierhofer, dass mit dem neuen Präsidenten Josef Pröll mehr Stabilität einkehrt und der Fokus wieder auf das Sportliche gerichtet wird.