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Geschlossenheit nach Gipfel

Trump-Treffen: Selenskyj wird von Europäern begleitet

Heute, 10:08 · Lesedauer 4 min

Deutschlands Kanzler Friedrich Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschefin Georgia Meloni und NATO-Generalsekretär Mark Rutte werden Woloydymr Selenskyj am Montag zu US-Präsident Donald Trump nach Washington D.C. begleiten.

Ursula von der Leyen gab zudem an, Selenskyj am Sonntagnachmittag in Brüssel zu empfangen. "Gemeinsam werden wir an der Videokonferenz der 'Koalition der Willigen' teilnehmen", erklärt die EU-Kommissionschefin. Damit sind die Verbündeten der Ukraine gemeint.

Die NATO teilte mit, dass auch Rutte teilnehmen wird. Meloni wird ebenso nach Washington reisen. 

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Neben von der Leyen wurden zuerst Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und sein finnischer Amtskollege Alexander Stubb avisiert. 

Themen der Gespräche seien unter anderem "Sicherheitsgarantien, territoriale Fragen und die fortdauernde Unterstützung der Ukraine in der Abwehr der russischen Aggression", hieß es in Berlin. 

Aus dem Élysee verlautete, Macron fahre mit, um die Koordinationsarbeit zwischen Europäern und den USA mit dem Ziel, zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu kommen, fortzuführen. Dieser Frieden müsse die Sicherheit Europas und die existenziellen Interessen der Ukraine bewahren.

Europäer wollen Deal über Kopf der Ukrainer verhindern

Zwar wurde das aus Sicht der Europäer schlimmste Szenario, ein Deal über den Kopf der Ukrainer hinweg, vorerst nicht zur Realität. Doch die Ernüchterung nach den intensiven Absprachen im Vorfeld - auch mit Trump - war deutlich spürbar.

 Putin durfte am Rednerpult neben seinem Gastgeber einmal mehr deutlich machen, dass für einen stabilen Frieden zuallererst die Grundursachen des Konflikts beseitigt werden müssten, so wie er sie definiert. Trump ließ das unwidersprochen - und betonte später in einem TV-Interview, er rate Selenskyj dazu, einem "Deal" mit dem militärisch überlegenen Angreifer zuzustimmen.

Video: Treffen mit Putin: "Trump wird Selenskyj sagen, was er zu tun hat"

Putin verlangt angeblich kompletten Donbass

Besonders heikel ist die Frage möglicher Gebietsabtretungen, die Kiew bisher strikt ablehnt. US-Medien zufolge soll Putin verlangt haben, den kompletten Donbass im Osten der Ukraine Russland zuzuschlagen. Trump habe diese Forderung an Selenskyj weitergereicht, berichteten die Nachrichtenagentur Bloomberg, die Zeitung "New York Times" und die Nachrichtenseite "Axios" jeweils unter Berufung auf informierte Kreise. Gegenwärtig kontrolliert Moskau nur Teile des Donbass.

Nach dem Gipfel informierte Trump die wichtigsten europäischen Staats- und Regierungschefs am Samstagmorgen über sein Gespräch mit Putin. Darin habe Trump erfreulicherweise nicht einen einzigen der vorher von den Europäern und Selenskyj festgelegten fünf Kernpunkte infrage gestellt, sagte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz in einem ZDF-Interview.

Merz schließt territoriale Zugeständnisse nicht aus

Mittlerweile hält der CDU-Vorsitzende auch Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland ohne vorherigen Waffenstillstand für vertretbar - vorausgesetzt, es komme schnell zu einem Abkommen. "Wenn das gelingt, ist das mehr wert als ein Waffenstillstand, der möglicherweise über Wochen andauert - ohne weitere Fortschritte in den politischen, diplomatischen Bemühungen."

In der Videokonferenz sei es auch um mögliche territoriale Zugeständnisse an Russland gegangen, sagte Merz. Gebietsabtretungen im Gegenzug für ein Ende des russischen Angriffskriegs schien er dabei prinzipiell nicht auszuschließen: "Keine territorialen Zugeständnisse, bevor es nicht einen Friedensvertrag gibt", umriss Merz die Vorgabe in einem ARD-"Brennpunkt". Spätestens mit einem solchen Friedensvertrag müssten dann auch Sicherheitsgarantien für die Ukraine in Kraft treten. Dass auch die USA bereit seien, sich an solchen Sicherheitsgarantien zu beteiligen, bezeichnete Merz als gute Nachricht.

Allerdings ließ der deutsche Kanzler auch leise Kritik an der Inszenierung des Alaska-Gipfels und der Aufwertung Putins durchklingen. "Es war ein großes Protokoll. Die Presse in Russland jubelt. Ein bisschen weniger wäre auch genug gewesen."

Gerät Selenskyjs Besuch bei Trump wieder zum Fiasko?

Wie es nun weitergeht, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie Selenskyjs Besuch in Washington verläuft - und mit welchen Forderungen er dort konfrontiert wird. Im Februar war sein Treffen mit Trump im Weißen Haus vor laufenden Kameras eskaliert, so dass der Ukrainer unverrichteter Dinge abziehen musste. In der Folge setzten die USA ihre für die Ukraine enorm wichtigen Militärhilfen vorübergehend aus.

Zusammenfassung
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und weitere europäische Staatschefs werden den ukrainischen Präsidenten Woloydymr Selenskyj am Montag zu US-Präsident Donald Trump nach Washington D.C. begleiten.