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Trump wechselte Position

Kein Deal bei Alaska-Gipfel, aber "Ohrfeige für Europäer"

Heute, 16:15 · Lesedauer 3 min

Nach dem Gipfel zwischen Putin und Trump in Alaska bleibt viel im Ungefähren. Trump trat als Schmeichler des russischen Machthabers auf und bewegte sich auf ihn zu. Eine "Ohrfeige für die Europäer", so Russland-Experte Mangott.

Mit Applaus erwartet der US-Präsident Donald Trump den russischen Machthaber Wladimir Putin, der von seiner Präsidentenmaschine aus den roten Teppich entlangtrottete. Ein freundlicher Handschlag, Small-Talk und Fotos. 

Schon die ersten Minuten des Treffens zeigen: Putin ist raus aus der westlichen Isolation, wie auch Russland-Experte Gerhard Mangott PULS 24 erzählt. 

Die überschwängliche Begrüßung durch Trump und die Inszenierung des Treffens mache es für die Europäer nun schwieriger, ihre Isolation aufrecht zu erhalten, sagt er. Obwohl über den Inhalt der Gespräch bisher wenig bekannt ist, gibt es bereits einen klaren Sieger: Putin. 

Neue Position Trumps sei "Ohrfeige für Europäer" 

Erreicht hat Putin bei dem Gipfel, dass nun nicht mehr in erster Linie über eine Waffenruhe oder einen Waffenstillstand als Voraussetzung für Friedensverhandlungen gesprochen werden soll, wie es Trump, die Europäer und die Ukraine es gefordert hatten. Vielmehr machte er einmal mehr deutlich, dass für einen stabilen Frieden zuallererst die Grundursachen des Konflikts beseitigt werden müssten.

"Das war ein Positionswechsel", so Mangott. Die Europäer hatten bei dem Treffen vergangenen Mittwoch einen Waffenstillstand sofort und ohne Bedingungen gefordert. "Davon hat sich Trump distanziert."

"Das ist eine Ohrfeige für Selenskyj als auch die Europäer", erklärt der Experte. 

Friedensverhandlungen unter anhaltendem Waffendruck seien für die Ukraine nicht attraktiv. "Aber es kann sein, dass die Ukraine unter Druck von Trump auf Selenskyj von ihren Forderungen abgeht und sich auf Gespräche über Gebietsabtretungen einlässt", so Mangott. 

Er habe im Übrigen nicht erwartet, dass sich Russland bewegt. "Bewegt hat sich Trump und das macht einen großen Teil des Erfolgs für Putin aus." 

Selenskyj müsse nun Deal machen 

Nach dem Gipfel in Alaska herrschte in Russland Erleichterung, dass Trump keine neuen Ultimaten setzte und neue Drohungen von Sanktionen ausstieß. Zudem hätten Trump und Putin in Alaska deutlich gemacht, dass es in erster Linie an der Ukraine und den Europäern liege, ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen. 

In einem Interview mit dem Sender Fox News betonte Trump das erneut. Es sei nun am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, einen Deal zu machen. 

Der ukrainische Präsident wird am Montag nach Washington reisen. "Ich glaube schon, das Trump ihm sagen will, was er zu tun hat", so Mangott. 

Trump betonte vor dem Gipfel mit Putin, dass ihm die EU nicht sagen könne, was er zu tun habe. "Er tut das aber sehr wohl gegenüber dem Schwächeren, der Ukraine", erklärt Mangott. 

Trump doch kein Deal-Maker? 

An ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges glaube Mangott daher nicht. Die EU und die Ukraine würden an ihren Positionen festhalten und Russland werde auf dem militärischen Schlachtfeld weiterarbeiten und die Ukraine weiter zurückdrängen. 

Noch vor seinem Amtsantritt tönte Trump, er könne den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden - eine Äußerung, die er später als sarkastisch verstanden wissen wollte.

Doch auch rund sieben Monate nach Amtsantritt des Republikaners lassen konkrete Ergebnisse auf sich warten. Zumal der nach eigenem Ermessen meisterhafte Deal-Maker bisweilen als Anwalt russischer Anliegen aufgetreten ist.

Video: Europa stellte im Vorfeld Friedensbedingungen

Zusammenfassung
  • Nach dem Gipfel zwischen Putin und Trump in Alaska bleibt viel im Ungefähren.
  • Trump trat als Schmeichler des russischen Machthabers auf und bewegte sich auf ihn zu.
  • Eine "Ohrfeige für die Europäer", so Russland-Experte Mangott.