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Verschwörungstheorie

"Genozid"-Vorwurf: Trumps "Südafrika-Aufnahme" aus dem Kongo

Heute, 08:40 · Lesedauer 2 min

Ein von US-Präsident Donald Trump als vermeintlicher Beleg für angebliche Massenmorde an Weißen in Südafrika vorgelegtes Bild stammt aus einem Video der Nachrichtenagentur Reuters aus der Demokratischen Republik Kongo.

Trump hatte das Standbild am Mittwoch als Teil von Material seinem südafrikanischen Kollegen Cyril Ramaphosa präsentiert mit den Worten: "Das sind alles weiße Farmer, die beerdigt werden." Eine Stellungnahme des US-Präsidialamts zu dem Vorgang lag zunächst nicht vor.

Das von Trump hochgehaltene Bild war jedoch aus einem Reuters-Video aus der Demokratischen Republik Kongo, das am 3. Februar aufgenommen worden war. Das Faktencheckteam der Nachrichtenagentur verifizierte die Aufnahme. Darauf sind Helfer zu sehen, die nach Kämpfen mit M23-Rebellen in der kongolesischen Stadt Goma Leichensäcke tragen.

Ärger bei Reuters-Journalisten

Der Reuters-Videojournalist Djaffar Al Katanty zeigte sich schockiert über die Zweckentfremdung seiner Arbeit. "Vor den Augen der ganzen Welt hat Präsident Trump meine Aufnahme benutzt, das, was ich in der Demokratischen Republik Kongo gefilmt habe, um Präsident Ramaphosa zu überzeugen, dass in seinem Land weiße Menschen von schwarzen Menschen getötet werden", sagte Katanty.

Ramaphosa hat die Vorwürfe eines Völkermords an Weißen in seinem Land zurückgewiesen. Die Verschwörungstheorie ist unter extremen Rechten in den USA und anderswo verbreitet. Zwar hat Südafrika eine vergleichsweise hohe Mordrate. Die überwältigende Mehrheit der Opfer sind jedoch Schwarze.

Angespannte Beziehung nach "Genozid"-Vorwürfen

Die Beziehungen zwischen Washington und Pretoria waren zuletzt sehr angespannt - vor allem wegen Trumps "Genozid"-Vorwürfen gegen Südafrika. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung weißer Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind. Sie führten in Südafrika bis Anfang der 1990er Jahre das rassistische Apartheid-Regime an, das die schwarze Bevölkerungsmehrheit systematisch diskriminierte.

Bei dem Treffen im Oval Office bemühte sich Ramaphosa wiederholt, die Lage zu entspannen und Trump zu beruhigen. Zumindest teilweise zeigte die Charmeoffensive Wirkung: So hielt sich der US-Präsident offen, womöglich doch im November am G20-Gipfel in Südafrika teilzunehmen.

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Zusammenfassung
  • US-Präsident Donald Trump präsentierte seinem südafrikanischen Amtskollegen ein Bild als Beweis für angebliche Massenmorde an Weißen in Südafrika, das tatsächlich aus einem Reuters-Video vom 3. Februar aus der Demokratischen Republik Kongo stammt.
  • Das Reuters-Faktencheckteam bestätigte, dass das Bild Helfer in Goma zeigt, die nach Kämpfen mit M23-Rebellen Leichensäcke tragen, und der Videojournalist Djaffar Al Katanty äußerte sich schockiert über die Zweckentfremdung seiner Aufnahme.
  • Südafrikas Präsident Ramaphosa wies die Genozid-Vorwürfe zurück, betonte die hohe Mordrate mit überwiegend schwarzen Opfern und bemühte sich trotz angespannter Beziehungen um eine Entspannung im Gespräch mit Trump.