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Papst will nicht aus Gesundheitsgründen zurücktreten

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Papst Franziskus ist am Sonntagabend als Gast des Privatsenders "Nove" aufgetreten. Im Rahmen der Talkshow "Che Tempo Che Fa" (etwa: "Wie die Zeiten so sind") antwortete Franziskus auf die Fragen des Starmoderators Fabio Fazio, darunter auch auf eine bezüglich seines möglichen Rücktritts aus Gesundheitsgründen. Einen solchen schloss er aus.

Was einen möglichen Rücktritt angeht, "so ist das weder ein Gedanke noch eine Sorge noch ein Wunsch, sondern eine Möglichkeit, die allen Päpsten offen steht", erklärte Franziskus. "Solange ich das Gefühl habe, dass ich der Kirche diene, werde ich weitermachen, aber wenn sich der Zustand ändert, wird man darüber nachdenken müssen", erklärte der Papst. Auf die Frage, wie es ihm gesundheitlich gehe, antwortete der 87-Jährige lächelnd: "Ich lebe noch". Der Papst hatte zuletzt über eine "leichte Bronchitis" geklagt, wegen der er am Freitag die Rede bei einer Audienz nicht verlesen konnte.

Der Papst verurteilte den Krieg und den Waffenhandel. Er erklärte, dass er täglich mit Gaza in Kontakt sei. Die lokale Pfarre dort würde ihm täglich über die Zahl der Todesopfer berichten. "Zwei Völker, die Brüder sein sollten, zerstören sich gegenseitig", betonte Franziskus.

Der Papst bemängelte, dass das Interesse der internationalen Gemeinschaft am Ukraine-Krieg nachgelassen habe. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass der Krieg dort weitergehe und zerstörerisch sei. Kinder würden im Krieg ihr Lachen verlieren. "Und das ist einfach kriminell", erklärte Franziskus.

Besonders auf seine Erschütterung beim Besuch des italienischen Gefallenen-Denkmals Fogliano Redipuglia in Friaul im Jahr 2014 - damals war der hundertste Jahrestag des Ersten Weltkriegs - kam der Papst zu sprechen. "Ich sah diesen Friedhof, und ich habe geweint, ich habe so geweint ... So viel Zerstörung", betonte Franziskus.

"Diese aktuelle Kriegseskalation macht mir Angst. Man fragt sich, wie wir enden werden, mit Atomwaffen, die alles zerstören", "wie werden wir enden? Wie die Arche Noah"? "Die Fähigkeit der Menschheit zur Selbstzerstörung erschreckt mich besonders", erklärte der Papst auf die Frage des Moderators, wovor er am meisten Angst habe.

Auf die Frage, ob er sich nicht manchmal einsam fühle aufgrund von Entscheidungen, die er getroffen habe, wie die jüngste über die Segnung von Homosexuellen, antwortete Franziskus: "Es gibt einen Preis der Einsamkeit, den man für Entscheidungen zahlen muss. Manchmal werden Entscheidungen nicht akzeptiert, aber die meiste Zeit akzeptiert man Entscheidungen nicht, weil man sie nicht kennt", erklärte Franziskus. "Wir müssen die Menschen an der Hand nehmen und sie nicht verurteilen. Man muss jedem verzeihen", erklärte Franziskus in Bezug auf die Segnung von homosexuellen und wieder verheirateten Paaren.

Die dringendste Reform für die Kirche sei laut dem Pontifex die "Reform der Herzen". "Die Strukturen der Kirche müssen aktualisiert und an die neuen Zeiten angepasst werden, aber das Herz muss täglich reformiert werden", betonte Franziskus.

Der Papst hegt die Hoffnung, in der zweiten Hälfte dieses Jahres seine argentinische Heimat zu besuchen. Die Reise könnte nach seinem im August geplanten Besuch in Polynesien erfolgen. Nach zehn Jahren Pontifikat sei es an der Zeit, wieder seine Heimat zu besuchen, erklärte der Papst. Er sei über die Situation in seinem Land besorgt. "Ich bin besorgt, weil die Menschen dort sehr leiden", erklärte der argentinische Pontifex.

Franziskus bittet stets um Gebete für ihn, "weil ich ein Sünder bin und Gottes Hilfe brauche, um der Berufung treu zu bleiben, die er mir gegeben hat". "Der Herr hat mich berufen, Priester und Bischof, ein Seelsorger zu sein, kein Staatskleriker. Ich kenne meine Schwächen, und dafür muss ich um Gebete bitten. Bitte, beten Sie für mich. Aber beten Sie für mich, nicht gegen mich", scherzte der Papst an die Zuschauer zugewandt.

Fazio interviewte Papst Franziskus bereits vor zwei Jahren, als sein Format noch im öffentlich-rechtlichen Programm Rai3 lief. Die Sendung erzielte damals eine Rekordeinschaltquote von rund 25 Prozent. Es war der erste Auftritt eines Papstes in einer Fernsehtalkshow.

ribbon Zusammenfassung
  • Papst Franziskus ist am Sonntagabend als Gast des Privatsenders "Nove" aufgetreten.
  • Im Rahmen der Talkshow "Che Tempo Che Fa" antwortete Franziskus auf die Fragen des Starmoderators Fabio Fazio, darunter auch auf eine bezüglich seines möglichen Rücktritts aus Gesundheitsgründen.
  • Kinder würden im Krieg ihr Lachen verlieren.
  • Fazio interviewte Papst Franziskus bereits vor zwei Jahren, als sein Format noch im öffentlich-rechtlichen Programm Rai3 lief.